Der Deckungsgrad lag bei 79 Prozent und damit nur geringfügig unter dem historischen Höchststand des Vorjahres.
Das Pensionsvermögen der DAX-Unternehmen hat sich 2023 insgesamt positiv entwickelt. Gegenüber dem Vorjahr ist es von rund 245 Mrd. Euro um ca. 12 Mrd. Euro auf etwa 257 Mrd. Euro angewachsen.
Der Rechnungszinssatz ist in den Monaten November und Dezember 2023 deutlich abgesunken und lag am Jahresende somit niedriger als im Vorjahr. Der Wert der Pensionsverpflichtungen in den IFRS-Abschlüssen der DAX-Unternehmen ist daher von rund 307 Mrd. Euro um ca. 16 Mrd. Euro auf etwa 323 Mrd. Euro gestiegen.
Der Deckungsgrad der Pensionsverpflichtungen sank zwar ab, blieb aber mit gut 79 Prozent nur geringfügig unter dem Vorjahreswert (knapp 80 Prozent).
Dies sind die Ergebnisse einer Hochrechnung des Beratungsunternehmens Mercer auf Basis der bis zum 15. März 2024 veröffentlichten Geschäftsberichte der DAX-40-Unternehmen.
Pensionsvermögen erholt sich
Im Jahr 2023 hat sich das Pensionsvermögen zwar erholt, konnte aber die Kursverluste des Jahres 2022 noch nicht aufholen. Das Pensionsvermögen im DAX 40 (in der jeweiligen Zusammensetzung) ist von rund 245 Mrd. Euro um etwa 12 Mrd. Euro auf ca. 257 Mrd. Euro gestiegen. Zum Vergleich: Der Höchststand Ende 2021 betrug fast 300 Mrd. Euro.
Auch 2023 hat sich die Zusammensetzung des DAX 40 geändert: Linde und Fresenius Medical Care haben den DAX verlassen, die Commerzbank und Rheinmetall wurden neu aufgenommen. Zu- und Abgänge gleichen sich dabei größtenteils aus und haben das Pensionsvermögen im Ergebnis nur um etwa 2 Mrd. Euro erhöht.
Erwartungsgemäß lagen die Zahlungen aus dem Planvermögen höher als die neuen Zuwendungen. Entsprechend unserer Schätzung aus Januar flossen dadurch per Saldo gut 5 Mrd. Euro ab.
Unter Berücksichtigung dieser beiden Effekte – geänderte Zusammensetzung und Mittelabflüsse – ergab sich für das Jahr 2023 eine Rendite im Pensionsvermögen von über 15 Mrd. Euro oder etwa 6 Prozent. Diese Rendite liegt unter dem Wert, der im Januar nur auf Basis der Marktdaten zu erwarten war.
Volatile Kapitalmärkte
2023 haben die Volkswirtschaften der Welt insgesamt eine hohe Widerstandsfähigkeit bewiesen. Trotz zahlreicher Wachstumshemmnisse, wie beispielsweise das erhöhte Zinsniveau, die zunächst hartnäckige Inflation, strengere Kreditvergabestandards und einer Verlangsamung des Wachstums insbesondere im verarbeitenden Gewerbe, wuchs die Weltwirtschaft weiterhin moderat. Der Konsum wurde dabei durch einen Anstieg der Einkommen und auch die Nutzung von Rücklagen gestützt. Auch der Rückgang der Inflation hat sich positiv auf den Konsum ausgewirkt. In einigen Regionen war ein relevanter Anstieg der Investitionen im Privatsektor zu beobachten, der teils durch fiskalische Stimulierungsmaßnahmen gefördert wurde. Das globale Wachstum war keineswegs einheitlich. Während die USA ein hohes Wachstum aufwiesen, enttäuschte die chinesische Wirtschaft.
Im Ergebnis zeigten sich Aktienmärkte 2023 robust, aber noch immer volatil. So wiesen insbesondere die entwickelten Märkte, getrieben durch die starken Technologiekonzerne in den USA (die sogenannten “Magnificent Seven”), im ersten Halbjahr 2023 eine erfreuliche Performance auf. Im zweiten Halbjahr dämpfte die Rhetorik der amerikanischen Zentralbank die Kursentwicklung an den Aktienmärkten, bevor im letzten Quartal eine Jahresendrallye einsetzte. Im Gesamtjahr 2023 stieg der MSCI World TR Index um 20,2 Prozent, der MSCI Emerging Markets TR Index legte 6,5 Prozent zu und der MSCI Europe TR Index gewann 16,6 Prozent (jeweils in EUR) hinzu. Trotz weiterer Leitzinsanhebungen der Zentralbanken in der ersten Hälfte des Jahres 2023, ist das nominale Zinsniveau über das Jahr 2023 hinweg leicht zurückgegangen. Dies war getrieben von der Markterwartung, dass die Zentralbanken die Leitzinsen ab dem Jahr 2024 wieder senken. Somit konnten globale Anleihemärkte um 4,7 Prozent hinzugewinnen (gemessen am Bloomberg Barclays Global Aggregate TR Index in EUR Hedged). Da die Inflationsraten im Jahr 2023 signifikant zurückgegangen sind, kam es zu einem Anstieg der realen Renditen. „Viele Investoren nutzten das höhere Zinsniveau Anfang 2023 zum Ausbau der Zinsabsicherung der Verpflichtungen“, kommentiert Jeffrey Dissmann, Leiter Investments bei Mercer Deutschland. „Zusammen mit der fulminanten Jahresendrally konnte hierdurch in vielen Planvermögen eine hohe, meist zweistellige Rendite generiert werden. Dies hat jedoch nicht immer ausgereicht, um den gestiegenen Anpassungsbedarf aus der Inflation zu decken.“
Niedrigerer Rechnungszinssatz führt zu einem Anstieg der Pensionsverpflichtungen
Der Wert der Pensionsverpflichtungen in den IFRS-Abschlüssen der DAX-Unternehmen ist von rund 307 Mrd. Euro um ca. 16 Mrd. Euro auf etwa 323 Mrd. Euro gestiegen, was vor allem auf die Entwicklung des Rechnungszinssatzes zurückzuführen ist.
Die Auswirkungen der geänderten Zusammensetzung des DAX 40 sind hier deutlich geringer als beim Pensionsvermögen: Der daraus resultierende Anstieg der Verpflichtungswerte beträgt nur etwa 1 Mrd. Euro (ggü. 2 Mrd. Euro beim Pensionsvermögen, s. o.).
Der planmäßige Anstieg durch Zins- und Dienstzeitaufwand beträgt 17 Mrd. Euro, wobei mit 12 Mrd. Euro der größte Teil auf den Zinsaufwand entfällt. Demgegenüber liegen die Zahlungen mit 15 Mrd. Euro unter den planmäßigen Aufwendungen. Zusammengenommen führt das zu einer Erhöhung der Verpflichtungswerte um 2 Mrd. Euro.
Werden diese Effekte – also die geänderte Zusammensetzung des DAX, die planmäßigen Aufwendungen und die Zahlungen – herausgerechnet, verbleibt ein Anstieg des Werts der Pensionsverpflichtungen von etwa 13 Mrd. Euro. Dieser Betrag ist im Wesentlichen durch versicherungsmathematische Verluste geprägt, wobei die Hauptursache die Änderung des Rechnungszinssatzes ist.
„Die DAX-Unternehmen mussten den Rechnungszins für die Abzinsung der Pensionsverpflichtungen gegenüber dem Vorjahr deutlich senken. Das Ausmaß war unterschiedlich und hing vom gewählten Zinsermittlungsverfahren und der Bestandszusammensetzung ab, führte aber insgesamt zu einem deutlichen Anstieg der bilanziellen Verpflichtungswerte. Hinzu kamen Auswirkungen durch die hohe Inflation“, erläutert Thomas Hagemann, Chefaktuar von Mercer Deutschland.
Bei der Mercer Yield Curve, dem Verfahren von Mercer zur Ermittlung des Rechnungszinssatzes nach IFRS, ist der Rechnungszins für eine typische durchschnittliche Restlaufzeit von 15 (bzw. 20) Jahren von 4,21 Prozent (bzw. 4,25 Prozent) auf 3,57 Prozent (bzw. 3,63 Prozent) gesunken.
Zu beachten ist, dass die Erhöhung der Verpflichtungswerte durch den gesunkenen Rechnungszinssatz eine rein bilanzielle Belastung darstellt. Sie belastet nicht den Unternehmenserfolg, weil die Volatilität von Verpflichtungs- und Vermögenswerten im IFRS-Abschluss erfolgsneutral dargestellt wird. Auch die späteren Versorgungszahlungen bleiben von Zinsschwankungen unberührt.
Deckungsgrad fast wieder auf Rekordhoch
Der Deckungsgrad, also das Verhältnis von Pensionsvermögen zu Pensionsverpflichtungen, hatte Ende 2022 ein Rekordhoch von 80 Prozent erreicht. Zwar sank der Deckungsgrad im Jahr 2023 ab, lag aber mit gut 79 Prozent nur knapp unter dem Rekordwert des Vorjahres.
Der hohe Deckungsgrad in den Jahren 2022 und 2023 ist zum Teil durch die unterliegenden Marktentwicklungen beeinflusst. Er zeigt aber auch deutlich, dass es gerade im DAX einen klaren Trend zur Ausfinanzierung gibt.
Traditionell liegt der Deckungsgrad in angelsächsischen Ländern deutlich höher als in Deutschland. Die deutsche Direktzusage kommt technisch ganz ohne Pensionsvermögen aus, die Insolvenzsicherung ist durch den Pensions-Sicherungs-Verein sichergestellt. In Deutschland ist die Ausfinanzierung von Pensionsverpflichtungen daher vor allem betriebswirtschaftlich getrieben.
„Mit Ausfinanzierungslösungen können Unternehmen Liquiditätsbelastungen und Risiken begegnen. Durch das entstehende Pensionsvermögen lassen sich die in letzter Zeit gestiegenen Zinsaufwendungen im Konzernabschluss wieder senken. Mit ihrem hohen Ausfinanzierungsgrad geben die DAX-Unternehmen deutlich zu erkennen, wie wichtig solche Maßnahmen sind“, erläutert Dr. André Geilenkothen, Leiter Pension Funding Consulting bei Mercer Deutschland.
Anhaltende Unsicherheiten dürften 2024 prägen
Die Inflation hat mittlerweile ein fast normales Maß erreicht. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass vor allem die Energiepreise wieder rückläufig sind und die Kerninflation (also die Inflation ohne die volatilen Einflüsse durch Nahrungsmittel und Energie) immer noch deutlich über 3 Prozent liegt. Der Rückgang der Inflation könnte also in nächster Zeit abgebremst werden.
Daneben bestehen vielfältige andere Herausforderungen: anhaltende Kriege in der Ukraine und im Gaza-Streifen, labiles Wirtschaftswachstum, Beschränkungen des Bundeshaushalts aus der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes, Unsicherheiten aus den kommenden Wahlen.
Die Aktienmärkte konnten seit Jahresbeginn 2024 an die Gewinne aus 2023 anschließen. Die Anleihenmärkte gaben mit Blick auf die gedämpften Erwartungen baldiger Zinssenkungen etwas nach. Der MSCI World TR Index in EUR verbucht per 8. März 2024 eine Rendite von 7,8 Prozent und der MSCI Europe TR Index in EUR eine Rendite von 5,6 Prozent seit Anfang des Jahres. So schließen beide Indizes an die Gewinne aus 2023 an. Der MSCI Emerging Markets TR Index in EUR zeigt mit 2,3 Prozent eine etwas schwächere aber ebenfalls positive Entwicklung. Die globalen Anleihenmärkte gemessen am Bloomberg Barclays Global Aggregate TR Index in Euro Hedged verloren -0,3 Prozent. Auf den Assetbestand der DAX 40-Unternehmen könnte das einen positiven Einfluss von 1 Prozent bis 2 Prozent haben.
„Zu einem Zeitpunkt, in dem die Zinsen im Kontext der letzten Jahre weiterhin hoch sind, sollten Pensionsinvestoren ihre Kapitalanlage sorgfältig überprüfen und nachadjustieren, ohne dabei Rendite-Chancen, z. B. zur Finanzierung von Rentenanpassungen, zu mindern. Auch dürften nach dem Ende des „billigen Geldes“ Zuführungen zum Planvermögen für die meisten Unternehmen schwieriger geworden sein. Hier muss eine intelligente Kapitalanlage einen höheren Beitrag zur Schließung der Deckungslücke leisten“, betont Dissmann.
„Und Unternehmen, die bislang noch nicht in die planmäßige An- und Ausfinanzierung von Pensionsverpflichtungen eingestiegen sind, sollten die damit verbundenen Möglichkeiten des De-Riskings sorgfältig analysieren. So kann eine Ausfinanzierung sowohl den gestiegenen Zinsaufwendungen begegnen als auch die Volatilität der Pensionsrückstellungen deutlich begrenzen“, ergänzt Geilenkothen.
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