Gleich auf drei Absicherungsniveaus hat das Deutsche Finanz-Service Institut (DFSI) Vollkostentarife privater Krankenversicherer untersucht:
Beim Premiumschutz kam die Debeka auf Platz 1. Beim Standardniveau siegte hingegen die Arag. Beim Grundschutz liegt wiederum die Hanse Merkur ganz vorne.
“Die Gesundheit ist ein kostbares Gut – nur sie ist es wert, dass man dafür seine Zeit, seinen Schweiß, seine Arbeit und sein Geld einsetzt”, das wusste schon der französische Philosoph Michel de Montaigne. Doch während Krankheit im 16. Jahrhundert oft zwangsläufig den finanziellen Ruin bedeutet, kann man sich heute vor den finanziellen Folgen einer fehlenden Gesundheit absichern. Die privaten Krankenversicherer (PKV) bieten jede Menge Produkte – in ihrem Jargon “Tarife” genannt – mit den unterschiedlichsten Leistungen zu den verschiedensten Preisen an. Allerdings ist es für potenzielle PKV-Kunden angesichts der schieren Menge an Versicherungstarifen schwierig, ohne Hilfe einen Tarif zu finden, der zu ihren Bedürfnissen und zu ihren Finanzen passt.
Um hier einen schnellen und sinnvollen Überblick zu geben, hat das auf Analyse und Bewertung von Versicherungs- und Finanzprodukten spezialisierte Deutsche Finanz-Service Institut (DFSI) bundesweit erhältliche Vollkostentarife privater Krankenversicherern untersucht. Dafür wurden in einem ersten Schritt drei Leistungsniveaus zur Tarif-Bewertung definiert: Grund-, Standard- und Premiumschutz. Anhand dieser Schutzniveaus wurden vom DFSI die Tarife klassifiziert, der jeweilige Leistungsumfang analysiert und bewertet. Und selbstverständlich floss bei der aktuellen Studie “Vollkostentarife in der PKV 2019”, die etwa 85 Prozent des Marktes abdeckt, auch der Preis in die Bewertung mit ein. “Denn was bringt ein Top-Tarif, wenn ich mir diesen einfach nicht leisten kann?” fragt DFSI-Studienleiter Sebastian Ewy rhetorisch. “Mit der DFSI-Klassifizierung kann jeder nach dem besten Tarif suchen, der zur eigenen Finanzsituation passt.”
Übrigens: “Oft wird über hohe Kostensteigerungen in der PKV berichtet. Doch diese gibt es nicht in jedem Tarif jedes Jahr”, weiß Experte Ewy. “Vielmehr ist es so, dass der Gesetzgeber Regeln vorgegeben hat, nach denen die PKV-Anbieter die Tarifbeiträge jahrelang stabil halten müssen, um dann mit einem Schlag die Prämien kräftig erhöhen zu müssen. Langfristig betrachtet stellt sich die Situation völlig anders dar,” Der DFSI-Senior-Analyst verweist dafür auch auf Daten des Bundesgesundheitsministeriums: “Demnach stiegen die PKV-Beiträge von 2009 bis 2019 durchschnittlich um 2,8 Prozent pro Jahr. In der GKV beträgt der reine Beitragsanstieg dagegen 3,3 Prozent – und das ohne Berücksichtigung des steuerfinanzierten Bundeszuschusses in der GKV.”
Zudem gibt Ewy zu bedenken, dass es in der GKV immer wieder Leistungskürzungen kommen kann – “insbesondere, wenn die Politik noch stärkere Beitragserhöhungen zu verhindern sucht.” In den originären PKV-Tarifen sind dagegen Leistungskürzungen während der Versicherungszeit ausgeschlossen. Lediglich in den gesetzlich vorgeschriebenen Basis- und Standardtarifen der Privaten Krankenversicherer können Leistungen auch gekürzt werden. Denn diese Tarife sind eins zu eins an die gesetzliche Krankenversicherung gekoppelt – sowohl beim Beitrag als auch beim Leistungsumfang. Und das wiederum war der Grund für das DFSI, Basis- und Standardtarife in der aktuellen Studie nicht zu berücksichtigen.
Dafür hat das DFSI-Team um Ewy bei der aktuellen Studie nicht nur den Leistungsumfang der einzelnen Tarife, sondern auch die Prämienhöhe eingehend analysiert. Dabei kamen in Sachen Tarifbedingungen (AVB) insgesamt 13 Teilbereiche von A wie Auslandsschutz bis Z wie Zahnleistungen auf den Prüfstand. Wichtigere Teilbereiche – etwa ambulante und stationäre Behandlung oder auch Heilmittel – brachten hier natürlich auch mehr Punkte als weniger wichtige, wie etwa die Übernahme von Kosten bei Krankentransporten oder eine Beitragsbefreiung in Elternzeit. Die Prämienhöhe wiederum wurde anhand von mehreren Musterkunden bei den Versicherern abgefragt und dann in Relation zum jeweils günstigsten Anbieter bewertet.
Zudem floss auch die Finanzkraft der PKV-Anbieter in die Bewertung ein. Für Experte Ewy ein wichtiger Punkt: “Eine Private Krankenversicherung läuft oft mehrere Jahrzehnte lang. Da sollte man schon beim Abschluss der Police darauf achten, dass der Versicherer aller Voraussicht nach auch später noch die eingegangenen Verpflichtungen erfüllen kann – und das ohne überdurchschnittliche Beitragssteigerungen.” Letztlich floss die Finanzkraft mit einer Gewichtung von 20 Prozent ins Gesamtergebnis ein, Leistungsumfang und Prämienhöhe bestimmten die Gesamtnote hingegen zu jeweils 40 Prozent. Diese Relation war über alle drei Leistungsniveaus gleich, nicht jedoch der vom DFSI geforderte Leistungsumfang.
Dabei bietet schon der vom DFSI definierte Grundschutz mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen Basistarife – etwa freie Krankenhauswahl. Zudem hat das DFSI selbst für den Grundschutz die Vorgabe gemacht, dass beim ambulanten Arztbesuch auch solche Leistungen komplett erstattet werden müssen, die teurer sind als laut Gebührenordnung vorgesehen. Bei Zahnbehandlungen muss der Tarif mindestens 80 Prozent der Kosten übernehmen, bei Zahnersatz mindestens 60 Prozent. Weitere Vorgabe: Der jährliche Selbstbehalt darf 500 Euro nicht übersteigen. “Die günstigen Grundschutz-Tarife, sind für Berufseinsteiger oder PKV-Versicherte mit – vorübergehenden – Liquiditätsproblemen geeignet”, erläutert DFSI-Senior-Analyst Ewy. Beim Grundschutz erreichte die Hanse Merkur mit Gesamtnote 1,2 den ersten Platz. Mit Axa (1,4) und Signal Iduna (1,4) schafften hier zudem noch zwei weitere Anbieter ein “Sehr Gut”. Weitere elf Versicherer hatten beim Grundschutz gute Angebote. Mit der Inter Krankenversicherung kam lediglich ein Anbieter über ein gutes “Befriedigend” (2,6) nicht hinaus.
Beim Standardschutz dem nächsthöheren Preis-/Leistungslevel sehen die DFSI-Kriterien – naturgemäß – deutlich mehr Leistungen als beim Grundschutz vor: Zwar liegt der erlaubte Selbstbehalt wie beim Grundschutz auch hier bei maximal 500 Euro im Jahr, jedoch muss der Tarif bei Klinikaufenthalten des Versicherten mindestens die Kosten für ein Zwei-Bett-Zimmer komplett übernehmen. Bei Zahnbehandlungen müssen mindestens 90 Prozent der Kosten und beim Zahnersatz mindestens 75 Prozent getragen werden. Wie beim Grundschutz leistet der Standardschutz beim ambulanten Arztbesuch über die Regelhöchstsätze der Gebührenordnung hinaus. Zudem müssen Standardtarife auch die Kosten für Heilpraktiker erstatten. Und wer direkt zum Facharzt geht, muss ebenfalls alle Kosten ersetzt bekommen. Beim Standard-Niveau kam letztlich die Arag mit der Note 1,4 (“Sehr Gut”) ganz knapp vor der R+V auf Platz 1, die ebenfalls die Endnote 1,4 erringen konnte. Insgesamt zwölf Angebote zum Standardschutz sind “Gut”.
Eine Besonderheit ist bei Newcomer Ottonova zu beachten: Da aufgrund der kurzen Unternehmenshistorie keine aussagekräftige Finanzkraftquote ermittelt werden konnte, wurde für dessen keine Gesamtnote vergeben. In den beiden Teilbereichen Kosten und Leistungen findet sich der Ottonova-Standardschutz jedoch jeweils im besten Quartil.
Beim Premiumschutz kann die Private Krankenversicherung dann ihre Stärken voll ausspielen. “Die besten Ärzte und Zahnärzte, die besten Kliniken und Krankenhäuser – all das kann man hier absichern. Doch das kostet dann auch”, erläutert Studienleiter Ewy. Die Leistungen im Detail: Der jährliche Selbstbehalt darf bei Premium-Tarifen nicht über 350 Euro liegen. Bei Klinikaufenthalten werden auch die Kosten fürs Einbettzimmer zur Gänze getragen. Bei Zahnbehandlungen steht der Versicherer für mindestens 90 Prozent der Kosten ein, bei Zahnersatz für mindestens 80 Prozent. Und es werden auch alle Honorare erstattet, die über den Höchstsätzen der Gebührenordnungen liegen – sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich und bei Zahnbehandlungen. Natürlich werden – wie beim Standardschutz – Facharzthonorare auch bei Direktkonsultation komplett gezahlt. In dieser Königsdisziplin der PKV, dem Premiumschutz, erzielten gleich drei Unternehmen die Note “Sehr Gut”. Dabei lag die Debeka mit einer 1,3 knapp vor der Halleschen (1,4). Dahinter folgte mit einer 1,5 die Signal Iduna auf Platz drei. Weitere 14 Anbieter konnten hier die Gesamtnote “Gut” einfahren.
Allen potenziellen PKV-Kunden gibt DFSI-Senior-Analyst Ewy einen wichtigen Rat: “Egal, welchen Schutz man wählt, man sollte auf jeden Fall die allgemeinen Versicherungsbedingungen, das “Kleingedruckte”, vor Abschluss einer Privaten Krankenversicherung ganz genau studieren, damit es im Krankheitsfall keine bösen Überraschungen gibt”, rät. “Denn auf allen Leistungsniveaus gibt es in den Bedingungswerken der einzelnen Tarife deutliche Unterschiede – genau wie bei der Höhe des Beitrags.”
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