Policen Direkt analysiert vierte Auflage der Solvenzberichte: Im Schnitt sind die Solvenzquoten der 84 Lebensversicherer um 12 Prozent zurückgegangen.
Kein einheitliches Bild bei Betrachtung ohne Bilanzierungshilfen: 13 Unternehmen mit Nettoquote unter 100 und damit in enger Manndeckung der BaFin, 29 dagegen mit deutlichen Puffern angesichts Auswirkungen der Coronakrise und niedriger Zinsen. 20 Versicherer haben Fristverlängerung aufgrund der Corona-Pandemie in Anspruch genommen.
Die für die Aufsicht relevanten Solvenzquoten der deutschen Lebensversicherer liegen im Schnitt bei 428 Prozent und damit rund 12 Prozent unter dem Vorjahr. 13 Gesellschaften befinden sich jetzt in enger Manndeckung der BaFin (2018: 12) In der Übersicht ist zu erkennen, welche Finanzstärke die Gesellschaften zum 31.12.2019, vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie, hatten.
„Die deutschen Lebensversicherer sind trotz verschärfter Zinssituation weitgehend stabil in die Corona-Krise gegangen. Das zeigt unsere Analyse der relevanten Solvenzquoten, die jetzt komplett für alle 84 Gesellschaften vorliegen“, erklärt Henning Kühl, Versicherungsmathematiker (DAV) und Chefaktuar von Policen Direkt.
Er hält hier die Solvenzquoten ohne Übergangsmaßnahmen für relevant, die angesichts der Zinslage 2019 im Marktschnitt im Vergleich zum Vorjahr vergleichsweise geringe Schwankungen aufweisen. Diese Nettoquote +VA blendet kurzfristige Marktentwicklungen eher aus, weil sie die Volatilitätsanpassungen mit einbezieht. Diese Bilanzierungshilfen berücksichtigen, dass Lebensversicherer ihr Kapital langfristig anlegen und damit kurzfristige Schwankungen und Schocks eher „aussitzen“ können.
Die wichtigsten Zahlen in Kürze:
- Aufsichtsrelevante Bruttoquote: 428% (2018: 489%)
- Nettoquote +VA: 279% (2018: 321%)
- Nettoquote: 256% (2018: 278%)
- Mindestanforderung MCR-Quote: 713% (2018: 728%)
- 9 Versicherer mit Nettoquote +VA < 100% (2018: 6)
- 13 Versicherer mit Netto-Quote < 100 (2018: 12)
- 7 Versicherer mit MCR-Quote < 100 (2018: 4)
- 57 Versicherer haben sich bei der relevanten Netto-Quote +VA im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert, 26 verbessert.
- Übergangsmaßnahmen verbessern die Quoten im Schnitt um 149 Prozentpunkte (2018: 168)
- 20 Versicherer haben die Fristverlängerung der BaFin in Anspruch genommen und bis dato nur den quantitativen Anhang veröffentlicht. Wegen der Corona-Pandemie gewährt die Aufsicht Fristverlängerung für den kompletten Solvenzbericht bis zum 2. Juni.
Sämtliche Quoten liegen angesichts erwartungsgemäßer Rückgänge im Marktschnitt bei stabilen Werten über denen der Erstauflage von 2016 – der Blick auf die Einzelfälle zeigt, welche Versicherer weiter große Herausforderungen zu bewältigen haben.
Unter solvenzquoten.de veröffentlicht Policen Direkt die relevanten Solvenzquoten inklusive Verlinkung zu den Solvenzberichten der Lebensversicherer im Vergleich seit Einführung dieser Transparenzpflicht.
Korridor-Analyse: 29 Unternehmen mit Risikopuffern
„Wie sich die Corona-Pandemie auf deutsche Lebensversicherer auswirkt, ist aktuell noch schwer zu sagen. Ein genauer Blick auf die Entwicklung zeigt, welche Unternehmen mit starken Puffern in die Krise gegangen sind“, erklärt Henning Kühl.
Aus den Solvenzquoten ohne Übergangsmaßnahmen leitet er ab, welche Unternehmen besonders gut gewappnet sind und welche ohnehin vor größeren Herausforderungen stehen. Für Kühl bleiben niedrige Marktzinsen das größte Problem für Lebensversicherer, weil sie Kundengelder hauptsächlich in festverzinsliche Papiere anlegen und hohe Garantien in den Beständen bedienen müssen. Effekte aktueller Wertverluste am Aktienmarkt sieht er in diesem Zusammenhang für die Branche eher weniger bedrohlich, während die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Neugeschäft unklar sind.
21 Unternehmen vor großen Herausforderungen
(Nettoquote +VA unter 150%)
21 Unternehmen stehen mit einer Solvenzquote ohne Bilanzierungshilfen von unter 150 Prozent (2018: 20) aktuell vor Herausforderungen, insbesondere wenn sie noch Neugeschäft betreiben wollen. Bei der Wahl der Produkte für das Neugeschäft und bei der Höhe der Überschussbeteiligung sind sie ohnehin eingeschränkt.
34 Unternehmen weitgehend gerüstet
(Nettoquote +VA 150 – 300%)
34 Unternehmen sieht Kühl im grünen Bereich, mit einer Nettoquote von 150 bis 300 Prozent (2018: 27), und damit weitgehend finanzstark und gerüstet für Extremszenarien. Sie sind in der Lage, den eingegangenen Versprechen unverändert auch in Zukunft nachzukommen.
29 Unternehmen mit Spielraum für Garantien
(Netto +VA über 300%)
29 Unternehmen sind aufgrund ihrer komfortablen Solvenzkapitalausstattung mit einer Nettoquote +VA von mehr als 300 Prozent gut gewappnet (2018: 36) in die aktuelle Krise gegangen und können ihren Kunden auch weiter höhere Leistungen anbieten, zum Beispiel in Form von Überschüssen oder Garantien im Neugeschäft. Wie ein Unternehmen vorhandene Puffer nutzt, ist eine Frage der Unternehmensstrategie.
Ertragsquellen und Gewinnbeteiligungen geben weitere wichtige Einblicke
Policen Direkt verwaltet rund 12.000 Lebensversicherungsverträge im Wert von knapp 1 Mrd. Euro. Auch für den nachhaltig erfolgreichen Ankauf von Lebensversicherungen sind die Transparenzdaten deutscher Lebensversicherer extrem wichtig. Neben individueller Vertragsdaten geht es darüber hinaus um die langfristige Sicherheit der Gesellschaften. Da nicht alle Ratings veröffentlichen, greift das Unternehmen auf frei zugängliche Quellen zurück und teilt die Analysen zu den Standmitteilungen, zur laufenden Verzinsung, zur Mindestzuführungsverordnung und zu den Solvenzquoten mit der Öffentlichkeit. „Wir betreiben damit Verbraucherschutz aus Geschäftsinteresse“, erklärt Kühl.
Die Solvenzquoten sind ein wichtiges Signal für die Zukunftsfähigkeit der Lebensversicherer und geben sichere Anhaltspunkte dafür, wie krisenfest die Gesellschaften sind.Wer sich ein umfassenderes Bild seines Lebensversicherers machen will, sollte die Transparenzdaten und die Veröffentlichungen zur laufenden Verzinsungen zu Rate ziehen. Policen Direkt bietet diesen Service frei zugänglich auf der Website an.
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