Die deutschen Versicherer haben Anfang April ihre aktuellen SFCR-Berichte vorgelegt.
Sowohl die privaten Krankenversicherer als auch die Lebensversicherer hinterließen einen soliden Eindruck bei der Eigenmittelausstattung. Nur noch drei Anbieter erreichten ohne Übergangsmaßnahmen eine Bedeckungsquote von 100% nicht. Bei den Beitragseinnahmen zeigten die Lebens- und Krankenversicherer unterschiedliche Tendenzen.
Die Lebensversicherer und privaten Krankenversicherer wurden vom map-report erneut einer Analyse der Solvabilitätsquoten nach dem Solvency-II-Regime unterzogen. Neben der Größe des Unternehmens und der Marktlage im jeweiligen Segment, ist auch das individuelle Risikoprofil zu berücksichtigen. Individualisierungsmöglichkeiten, wie die Nutzung von unternehmensspezifischen Parametern oder internen Modellen, wirkten sich dabei ebenfalls auf die Höhe der Bedeckung aus. In der Neuauflage der Untersuchung wird die Entwicklung der Eigenmittelquoten über die vergangenen zehn Jahre grafisch dargestellt.
Solvenzquoten der Lebensversicherer
Die aufsichtsrechtlich relevante SCR-Quote der LV-Branche (anrechenbare Eigenmittel der Branche im Verhältnis zum SCR der Branche inklusive Übergangsmaßnahmen) beläuft sich auf 663,6 %. Im Vergleich zum Jahresende 2022 (711,2 %) ist die Kennzahl damit um rund 48 Prozentpunkte gesunken. Maßgeblich daran beteiligt ist das gegenüber dem Jahr 2022 gefallene Zinsniveau, das zu einer Erhöhung der Solvenzkapitalanforderungen geführt hat. Zusätzlich nimmt der Einfluss der bis zum Jahr 2023 geltenden Übergangsnahmen jedes Jahr etwas ab. In diesem Durchschnittswert nicht enthalten sind Lebensversicherer, die auf Übergangsmaßnahmen verzichten.
Die Spannweite zwischen den einzelnen Anbietern ist dabei noch immer sehr breit. Den höchsten Wert verzeichnete die Signal Iduna a.G. mit einer Quote von 1.317,1 % %. Und auch die R+V a.G. (1.266,8 %), SV Sparkassenversicherung (1.164,3 %), Münchener Verein (1.113,3 %), Provinzial Rheinland (1.102,7 %), und Süddeutsche (1.059,6 %) notierten über dem Zehnfachen der geforderten Bedeckung. Die niedrigsten Quoten unter Berücksichtigung sämtlicher Übergangsmaßnahmen veröffentlichten BL die Bayerische (192,8 %), Gothaer (278,5 %) und Öffentliche Oldenburg (305,1 %).
Wie in den Vorjahren haben die Übergangshilfen den Solvenzquoten der Lebensversicherer deutlichen Auftrieb gegeben, maßgeblich beeinflusst durch die Wirkung der Übergangsmaßnahme bei den versicherungstechnischen Rückstellungen. Vielfach beträgt der Unterschied zwischen der Basisquote (ohne Hilfsmaßnahmen) und dem aufsichtsrechtlichen Nachweis mehr als 300 Prozentpunkte, nicht selten sogar weit über 500 bis hin zu 1.100 Prozentpunkten. Marktdurchschnittlich lag die Abweichung bei 342,9 Prozentpunkten. Die größten Auswirkungen hatten die Übergangshilfen bei der Signal Iduna a.G., bei der sich die SCR-Quote mit 1.317,2 % um 1.106,9 Prozentpunkte von der Basisquote (210,3 %) unterscheidet.
Marktweit stiegen die Basis-Quoten geringfügig. In der Berechnung ohne Maßnahmen ging es für die Solvenzquote des Marktes von 317,4 % im Vorjahr auf 320,8 % rauf. Auch bei dieser Kennzahl zeigte sich eine enorme Streuung der Ergebnisse. Die höchste Quote hatte die Europa mit 893,2 % (2022: 820,5 %), gefolgt von der LVM mit 767,5 % (Vorjahr 745,9 %). Die geringsten Werte verzeichneten die LPV mit 11,7 %, Öffentliche Oldenburg mit 87,0 % und Cosmos mit 91,7 %.
Drei Lebensversicherer erreichten zum 31.12.2023 die Bedeckungsquote ohne Hilfs- und Übergangsmaßnahmen von 100 % nicht. Bei der erstmaligen Berichterstattung nach Solvency II zum Jahresende 2016 waren es noch 21 Gesellschaften, denen es nicht gelang eine SCR-Bedeckung von 100 % zu erzielen. Aber genau für diese Situation wurden die Hilfsmaßnahmen erarbeitet, um den Gesellschaften den Übergang vom alten ins neue Aufsichtsregime zu erleichtern.
Auch PKV gut gerüstet
Die privaten Krankenversicherer zeigten sich bei ähnlich breiter Streuung der Ergebnisse wie in der Lebensversicherung durchweg solvent. Die Ergebnisse schwanken zwischen 1.047,3 % (UKV) und 192,5 % (Ergo). Die PKV ist dank anderer Spielregeln als in der Lebensversicherung gut gerüstet. Hier können die Beiträge angepasst werden. Dadurch wird ein Großteil des Risikos von den Kunden getragen. Insgesamt hat der Markt die SCR-Bedeckung von 521,7 % in 2022 auf 527,4 % in 2023 erhöht. Dabei variieren die Ergebnisse der einzelnen Unternehmen recht deutlich. Von Veränderungsraten wie in der Lebensversicherung ist die PKV aber weit entfernt. Ein sehr hoher Wert kann in der Krankenversicherung auch bedeuten, dass es für einen Anbieter gilt, eine schlechte Risikosituation innerhalb und zwischen den Tarifwerken zu kompensieren.
Für den Umbau des Geschäfts gemäß der Solvency II-Vorgaben dürfen die Versicherer zwar Übergangsmaßnahmen nutzen. Diese laufen im Jahr 2032 aus, was die Branche unter Zeitdruck setzt. Acht Jahre erscheinen zunächst als ein vergleichsweise langer Zeitraum. Doch es gilt Milliardenbestände umzuschichten und das braucht Zeit. „Ob die anstehenden Herausforderungen, sei es auf demografischer, regulatorischer oder zinstechnischer Ebene, von allen Anbietern bewältigt werden können, ist zweifelhaft. Insofern dürfte sich die Konsolidierung vor allem unter den Lebensversicherern weiter beschleunigen“, konstatiert Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg und Herausgeber des map-report.
Gegenläufige Entwicklungen der Beitragseinnahmen
Neben den Bedeckungsquoten enthält die Auswertung auch Übersichten zu den verdienten Beitragseinnahmen. In der Lebensversicherung beliefen sich die verdienten Bruttobeiträge gemäß SFCR-Berichten im Jahr 2023 auf 87,73 Mrd. € (Vorjahr 91,40 Mrd. €). Das entspricht einem Minus von vier Prozent und dem dritten Jahr in Folge mit rückläufigen Beitragseinnahmen. Elf Gesellschaften gelang es die Beitragseinnahmen zu steigern, sechs Anbieter lagen mit bis zu -1 % in etwa auf Vorjahresniveau und 60 Versicherer verloren zwischen -1,3 und -42,7 %. Relativ betrachtet brachen die Beitragseinnahmen bei der SV Sachsen um 42,7 % auf 382,8 Mio. Euro € am deutlichsten ein. Ausschlaggebend dafür waren laut SFCR-Bericht der SV Sachsen die geringen Einmalbeiträge.
Dahinter folgen die Ösa mit einem Rückgang von 31,6 % auf 115,7 Mio. €, Axa (-28,7 %), Ideal (-25,9 %) und Zurich Deutscher Herold (-23,6 %). Die Rückgänge bei der Axa und Zurich Deutscher Herold basieren vornehmlich auf den Bestandsübertragungen auf der Ager bzw. Zurich Life Legacy. Ohne diese Bestandsübertragungen läge der Rückgang bei der Zurich lediglich bei 3,5 %, bei Axa 4,2 %. Deutlich zulegen konnten hingegen die noch neue Signal Iduna AG (119,4 %), BL die Bayerische (22,8 %), die Dortmunder (9,0 %) und Swiss Life (5,1 %).
„Der Trend zu Produkten ohne nennenswerte Garantien setzte sich fort und fördert gleichzeitig die Solvabilität. Schließlich werden die Kapitalanforderungen unter Solvency II risikobasiert ermittelt. Sinkt also das Zinsrisiko eines Versicherers, gilt das auch für seinen Kapitalbedarf“, erläutert Reinhard Klages, Verantwortlicher des map-reports.
Die privaten Krankenversicherer haben im Jahr 2023 ihre verdienten Bruttobeiträge um 3,2 % auf 48,4 Mrd. € gesteigert. Auch in der Gesundheitsvorsorge haben die einzelnen Marktteilnehmer an dem Zuwachs einen sehr unterschiedlichen Anteil. Auf die Beitragsentwicklung der PKV-Anbieter wirken mehrere Einflussfaktoren. Neben Kündigungen, Neuabschlüssen und Tarifwechseln innerhalb der privaten Krankenversicherung, wirken sich auch Übertritte zur und von der gesetzlichen Krankenversicherung, Geburten, Todesfälle und natürlich die oft im Kreuzfeuer der Kritik stehenden Prämienanpassungen auf die Entwicklung der Beitragseinnahmen aus. Welche Anteile diese Variablen an den Prämien der einzelnen Versicherer haben, lässt sich den SFCR-Berichten nicht entnehmen. Ottonova als jüngste Gesellschaft wuchs ausgehend von einem niedrigen Niveau mit 29,8 % relativ am stärksten. Unter dem Top-Dutzend mit über einer Milliarde Euro Beitragseinnahmen konnten die Hallesche (8,0 %), HanseMerkur (7,8 %), Barmenia (7,2 %), Generali (4,1 %) und Allianz (4,0 %) die Bruttobeiträge relativ am deutlichsten steigern.
Ab sofort lieferbar
Der map-report 934 – „Solvabilität im Vergleich 2014 bis 2023“ ist ab sofort im PDF-Format lieferbar. Interessenten wenden sich an map-report@franke-bornberg.de
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