Die Ratingagentur Franke und Bornberg durchleuchtet regelmäßig das Angebot an Krankenzusatzversicherungen. Für das aktuelle Rating wurden fast 700 Tarife von 40 Versicherern untersucht.
Viel Masse für die Analysten – aber zu wenig Klasse: im Durchschnitt konnte in den Teilbereichen ambulant, stationär und zahn nur rund jeder fünfte Tarif mit der Höchstnote FFF+ überzeugen.
Lediglich 52 % der Bevölkerung mittleren Alters zählt das Deutsche Gesundheitssystem noch zu den drei besten der Welt. Diese Zahlen ermittelte die Unternehmensberatung PwC in ihrem Healthcare-Barometer 2024. Nicht zuletzt dürfte diese Skepsis gegenüber der Gesundheitsversorgung in Deutschland ein Grund für viele Angehörige einer gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sein, ihr Absicherungsniveau mit einer Privaten Krankenzusatzversicherung zu erhöhen.
Rund 10 Mrd. Euro war den Versicherten im Jahr 2022 dieser zusätzliche Schutz wert, 5 % mehr als im Jahr zuvor. Die Krankenzusatzversicherungen bilden damit ein solides Standbein für die Private Krankenversicherung und sorgen für ein willkommenes Wachstum, welches in der Privaten Krankenvollversicherung seit Jahren vergleichsweise gering ausfällt.
Michael Franke, Gesellschafter-Geschäftsführer der Franke und Bornberg GmbH, hebt zwei deutliche Entwicklungen der letzten Jahre hervor: „Der wichtigste Leistungsbereich für die Kunden ist die zahnärztliche Versorgung. Hier zeigen sich die Versicherer am innovativsten, was die Produktentwicklung angeht. Leitungszusagen wurden auf breiter Front erhöht, ohne Angebot einer 90 oder sogar 100%igen Absicherung für Zahnersatz ist man als Produktgeber längst nicht mehr wettbewerbsfähig.“ Daneben sieht Franke die betriebliche Krankenversicherung nach langer Anlaufphase im Aufwind – Budgettarife mit einem einfachen Leistungsversprechen für Arbeitgeber und Mitarbeiter hätten hier den Durchbruch gebracht.
Krankenversicherung nach dem Baukastenprinzip
Die Krankenzusatzversicherung bietet Versicherungsschutz mit verschiedenen Schwerpunkten nach dem Baukastenprinzip. Besonders gefragt sind Zahnzusatzversicherungen, denn bei der Zahngesundheit werden für gesetzlich Versicherte schnell hohe Eigenbeteiligungen fällig, beispielsweise für Füllungen aus Kunststoff, Metall oder Keramik. Richtig teuer wird es dann, wenn Zähne komplett ersetzt werden müssen, z.B. mit einem implantatgetragenen Zahnersatz.
Während sich die zahnärztliche Versorgung als allgemein stabil darstellt, wird über die Zukunft der Behandlungsqualität im Krankenhaus aktuell viel diskutiert. Der Mangel an Ärzten und Pflegepersonal ist hier das beherrschende Thema. Da wundert es nicht, dass Zusatzversicherungen für das Krankenhaus ebenfalls attraktiv erscheinen und mit Vorteilen bei Behandlung und Unterbringung punkten.
Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit gewinnen ambulante Zusatzversicherungen an Bedeutung. Hier liegt der Fokus einerseits auf Vorsorgeuntersuchungen, die helfen können, Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Andererseits sichern sie einen gleichberechtigten Zugang zu alternativer Medizin, indem sie die Kosten für Heilpraktikerbehandlungen und Naturheilverfahren durch Ärzte abdecken.
Krankenzusatzversicherung 2024: Das Rating
Angesichts der vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten gliedert Franke und Bornberg das Rating Krankenzusatzversicherung in sechs Teilratings für die einzelnen Sicherungsbereiche. Für jedes Teilrating gelten eigene Leistungskriterien. Die meisten Anbieter decken alle Segmente ab.
Die Ratingsystematik wurde gegenüber den Vorjahren nicht verändert. Für die Bestnote FFF+ (hervorragend) muss ein Tarif mindestens 85% der maximal möglichen Punkte erreichen. Schulnoten von „hervorragend“ (FFF+) bis „ungenügend/ keine Leistung“ (F-) bringen das Qualitätsurteil auf den Punkt. Unabhängig von der erreichten Gesamtpunktzahl wird ein Produkt stets dann eine Ratingklasse niedriger eingestuft, wenn der Mindeststandard der jeweils höheren Klasse nicht erreicht wird.
Die Krankenzusatzversicherung erbringt ihre Leistung häufig in % des Rechnungsbetrages, begrenzt durch jährliche Höchstbeträge. Marktweit gibt es verschiedenste Konstellationen aus Erstattungssätzen und Höchstbeträgen. Für das Rating nutzt Franke und Bornberg deshalb in der Regel ein Simulationsmodell. Es ermittelt je Detailkriterium die Erstattung für verschiedene Rechnungsbeträge und bildet daraus einen Durchschnitt.
Versicherer mit Top-Ratings
Von insgesamt 40 untersuchten Gesellschaften haben 36 in mindestens einer Kategorie die höchste Bewertung „hervorragend“ (FFF+) erhalten. Allrounder und damit Spitzenreiter ist wie im vergangenen Jahr die SDK. Sie bietet in jeder Kategorie mindestens einen Tarif mit der Höchstnote „hervorragend“ (FFF+).
Zahnersatz wie Kronen, Implantate und Inlays: Einer von fünf Tarifen ist „hervorragend“.
Maßgeblich für die Note ist die Erstattungshöhe für Zahnersatz im Rahmen der Regelversorgung und – noch wichtiger – darüber hinaus. Das betrifft Implantate inklusive augmentativer Behandlungen (Aufbau von Knochenmasse) sowie Kronen, Inlays und Prothesen. Rund jeder fünfte Tarif (19 %) erzielt die Höchstbewertung FFF+ „hervorragend“.
Zahnbehandlung, Zahnprophylaxe und professionelle Zahnreinigung
Hier untersucht Franke und Bornberg das Leistungsversprechen der Tarife für Zahnbehandlung, Prophylaxe (professionelle Zahnreinigung) sowie für besondere Behandlungen, die gesetzliche Krankenkassen nur zum Teil oder gar nicht zahlen. Die Topnote FFF+ erhalten 21 % der untersuchten Tarife. Gut ein Viertel der Tarife landen in der Gruppe ungenügend/ keine Leistung, weil sich der Leistungsanspruch auf die Erstattung für Zahnersatz konzentriert. Für Kunden, die beispielsweise keine Leistung für eine professionelle Zahnreinigung benötigen, weil ihre Krankenkasse diese bezuschusst, können diese Angebote dennoch interessant sein.
Stationäre Leistungen wie Einbettzimmer und Privatarztbehandlung
Geprüft werden z. B. die Erstattung für ärztliche Leistungen (Chef-/ bzw. Privatarztbehandlung), vor- und nachstationäre Behandlung, Leistungen für das Ein- oder Zweibettzimmer sowie die freie Krankenhauswahl. 23 % der Tarife schneiden „hervorragend“ ab, im Rating 2023 waren es noch 26 %. 27 von 123 Tarifen kommen über die Note „befriedigend“ nicht hinaus. Darunter fallen auch Angebote, die nur für Unfälle und/oder schwere Erkrankungen leisten und damit nur eine Ausschnittsdeckung bieten.
Sehhilfen: Geld für Brillen und Kontaktlinsen
Im Jahr 2023 wurden laut dem Zentralverband der Augenoptiker rund 12,2 Mio. Brillen verkauft. Da sich die GKV für Erwachsene nur noch in Ausnahmenfällen an Sehhilfen beteiligt, sind hohe Eigenbeteiligungen an der Tagesordnung. Was zahlen Versicherer für Gläser, Fassungen oder Kontaktlinsen und in welchem Zeitraum? Anhand dieser Fragen werden die Noten vergeben. 14 % der Tarife im Segment Sehhilfen erhalten ein „hervorragend“.
Naturheilverfahren von Heilpraktikern und Ärzten
Hier untersucht Franke und Bornberg, welche alternativen Heilmethoden ein Tarif abdeckt und wieviel Prozent der Kosten dieser übernimmt. Für einen Top-Tarif sind mindestens 80 % bis zu einem Rechnungsbetrag von 1.000 EUR ein „Muss“. Nur 7 % der Tarife überspringen diese Hürde und werden mit „hervorragend“ bewertet. Für rund 40 % heißt es hingegen „ungenügend/ keine Leistung“, da die Tarife keine Leistungen für Naturheilverfahren umfassen.
Vorsorge: Über die GKV-Leistungen hinaus
Welche Vorsorgeuntersuchungen und Schutzimpfungen sind über das gesetzliche Maß hinaus versichert und wieviel erstattet der Tarif jeweils? Welche Altersgrenzen sind dabei einzuhalten? 16 % der Tarife können in allen Aspekten überzeugen, rund 40 % bieten jedoch gar keine Vorsorgeleistungen an.
Fazit und Ausblick
Eine Krankenzusatzversicherung bietet gesetzlich Versicherten die Chance auf Versicherungsschutz auf dem Niveau der PKV. Je höher mögliche Eigenbeteiligungen ausfallen, die mit einer Behandlung einhergehen, umso wertvoller ist ein leistungsfähiger Vertrag.
Aktuell bewegen sich die Tarife auf einem soliden Niveau. Auch, wenn im Durschnitt über alle Bereiche nur knapp jeder fünfte Vertrag die höchste Bewertung „hervorragend“ erreicht. Weitere 15 % erzielen ein „sehr gut“. Das Mittelfeld ist mit 27 % guten Bewertungen breit vertreten.
Alle Leistungsbereiche auf Top-Niveau abzudecken ist einerseits sehr teuer und andererseits auch nur bei den wenigsten Anbietern möglich. Christian Monke, Leiter Ratings Gesundheit und Private Risiken bei Franke und Bornberg, empfiehlt Kunden, besser ein oder zwei Schwerpunkte zu setzen: „Durchgängig eine mittelmäßige Qualität abzusichern macht in meinen Augen wenig Sinn, weil dann im Einzelfall immer noch große Lücken und hohe Eigenbeteiligungen verbleiben können. Lieber gezielt Hochleistung versichern z.B. in den wichtigen Bereichen Krankenhaus und Zahnersatz.“
Die aktuellen Bewertungsrichtlinien sowie vollständige Ergebnisse des Ratings Krankenzusatzversicherung stellt Franke und Bornberg im Internet unter diesem Link kostenlos bereit.
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