Am 16. Oktober wird die Kommunistische Partei Chinas (KPC) ihren 20. Parteitag abhalten, und es wird erwartet, dass sich Präsident Xi Jinping eine beispiellose dritte Amtszeit sichert.
Nachdem im vergangenen Jahr zahlreiche regulatorische Änderungen Teile des chinesischen Marktes umgekrempelt haben, fragen sich viele internationale Investoren, ob China überhaupt noch investierbar ist. Für sie ist der Parteitag eine weitere Erinnerung, dass der chinesische Markt stark von der Politik beeinflusst wird.
Für Investoren, die den politischen Lärm und die Fallstricke meiden, bleibt China allerdings nach wie vor ein attraktiver Markt, stellt Jasmine Kang, Portfoliomanagerin der China-Strategie von Comgest, fest.
Während der 20. Parteikongress näher rückt, hat China mit zahlreichen Krisen zu kämpfen, darunter etwa der Null Covid-Politik, die die Wirtschaft ausgebremst hat, und einer ganzen Welle neuer regulatorischer Vorschriften. Die Liste der Fragen für Investoren ist lang: Welche Auswirkungen hätte ein Technologie- oder Handelskrieg auf chinesische Unternehmen? Wie wird sich das regulatorische Umfeld entwickeln? Welche politische Richtung wird Präsident Xi Jinping künftig einschlagen? All diese Unsicherheiten haben zu der hohen Volatilität des chinesischen Aktienmarktes beigetragen.
Investieren in China: Die Vorteile säkularer Trends nutzen
Da die Zirkel der Macht in Peking undurchsichtiger sein können als in anderen Ländern, ist es in der Regel schwierig, die Richtung der chinesischen Politik vorherzusagen. Bei Comgest versuchen wir, die Ziele der Regierung und die regulatorischen Risiken bei der Auswahl von Aktien zu berücksichtigen, indem wir uns fragen, ob unsere Portfoliounternehmen mit den langfristigen Zielen der chinesischen Regierung vereinbar sind oder nicht. Dann konzentrieren wir uns auf Unternehmen, die von den verschiedenen säkularen Wachstumstrends in China profitieren, die wir in unseren Analysen identifiziert haben und die mit den Zielen der Regierung kompatibel sind.
Einige dieser Trends sind auf die Politik des „gemeinsamen Wohlstands“ von Präsident Jinping zurückzuführen, die nach Angaben der Regierung darauf abzielt, das wachsende Wohlstandsgefälle zu verringern.1 Auch wenn einige Anleger diese Politik als einseitig negativ ansehen und der Meinung sind, dass Massenkonsumgüter den größten Vorteil daraus ziehen werden, glauben wir, dass sie viele lokale Chancen bieten könnte. Aufstrebende einheimische Marken sollten davon profitieren, dass die wachsende Mittelschicht des Landes ihren Konsum steigert – insbesondere Unternehmen, die „guochao“ repräsentieren, d. h. die Vorliebe jüngerer Chinesen für einheimische Marken und „China-Chic“.2 Anta Sports, das drittgrößte Unternehmen auf dem chinesischen Sportbekleidungsmarkt, ist ein Beispiel für ein einheimisches Unternehmen, das seinen Marktanteil stetig ausbauen konnte.3 Der traditionelle Hersteller hochwertiger Baijiu-Spirituosen, Kweichow Moutai, ist heute in den Haushalten der chinesischen Mittelschicht präsent.4 Inner Mongolia Yili, Chinas größtes Unternehmen für Milchprodukte, hat ebenfalls Marktanteile gegenüber ausländischen Marken gewonnen, etwa bei Instant-Babynahrung, wo das Unternehmen nach einem Skandal im Jahr 2012 dank sicherer Beschaffung, Innovation und Markenstärke das Vertrauen junger Paare zurückgewonnen hat.5 6 Die Politik des „gemeinsamen Wohlstands“, die darauf abzielt, der Mittelschicht ein größeres Stück vom Konsumkuchen zu geben, hat sich insofern positiv auf einheimische verbraucherorientierte Unternehmen mit starken Marken und hohem Innovationsgrad ausgewirkt.
In Marktführer und technologische Vorreiter investieren
Auch beim Thema saubere Energie hat China eine klare und positive politische Richtung eingeschlagen, mit vielen inländischen Anreizen zur Reduzierung von Kohlenstoffemissionen und Umweltverschmutzung.7 Mit staatlicher Unterstützung und dem Ziel, ein Hightech-Produktionszentrum zu werden, haben chinesische Unternehmen technologisches Know-how in Wachstumsmärkten wie der Elektromobilität entwickelt. So ist etwa das 2003 gegründete Unternehmen Bafang Electric einer der weltweit größten Hersteller von Elektromotoren für E-Bikes und konkurriert mit etablierten Unternehmen wie Shimano und Bosch. Ein weiteres Beispiel ist Xinyi Solar, der weltweit größte Hersteller von Solarglas.
Chinesische Unternehmen werden zunehmend auch zu technologischen Vorreitern: Sie investieren mehr in Forschung und Entwicklung, um die Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen zu steigern. Dieser Trend ist in allen Branchen zu beobachten, insbesondere auf dem schnell wachsenden Gesundheitsmarkt des Landes. Shenzhen Mindray Bio-Medical ist ein chinesischer Marktführer im Bereich der Medizintechnik, und obwohl 50 Prozent des Umsatzes in China erwirtschaftet werden, ist das Unternehmen auch international erfolgreich – in der Hämatologie steht es weltweit an fünfter Stelle.
Während Unternehmen mit fortschrittlichem technologischem Know-how in China stark gefördert werden, bestehen aufgrund der anhaltenden geopolitischen Spannungen, insbesondere mit den USA, ernsthafte Investitionsrisiken. Ein Technologiekrieg zwischen China und den USA könnte beispielsweise die Wachstumschancen der Halbleiter- und Biotech-Unternehmen des Landes stark einschränken.8
1 https://www.bbc.com/news/business-58784315
2 https://www.ft.com/content/ee881d38-b497-4c6a-a672-73c30723a510
3 https://global.chinadaily.com.cn/a/202203/25/WS623d15eea310fd2b29e53322.html
4 https://www.caixinglobal.com/2017-03-01/baijiu-makers-benefit-from-rising-middle-class-reform-in-sector-101060899.html
5 https://www.wsj.com/articles/BL-CJB-15964
6 https://www.just-food.com/news/yili-opens-hub-for-milk-cheese-and-infant-formula-in-china/
7 https://www.csis.org/east-green-chinas-global-leadership-renewable-energy
8 https://www.bloomberg.com/news/newsletters/2022-08-13/us-goes-on-offense-in-china-tech-war-new-economy-saturday
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