Kommentar von Jeremiah Buckley, Portfolio Manager, Janus Henderson Investors
- Ausblick für US-Large-Caps vorsichtig optimistisch
- Verbesserte Margen, säkulare Wachstumsimpulse sind positiv, Konsumausgaben dürften einige Sektoren stützen; langzyklische Ausgaben könnten unterschätztes Risiko sein
- Bei Aktienauswahl gilt Konzentration auf Qualität
Nach leichten Rückgängen 2023 und trotz anhaltender makroökonomischer Unsicherheiten erwarten wir für 2024 wieder ein Gewinnwachstum, das jedoch unter dem langfristigen historischen Durchschnitt liegen dürfte.
Es gibt positive Faktoren, die unsere moderate Wachstumsprognose untermauern, aber auch Risiken, die es zu beachten gilt. Im Basisfall erwarten wir ein bescheidenes Realwachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP), robuste, aber nachlassende Verbraucherausgaben, stabile Arbeitsmarktverhältnisse, eine Verbesserung der Gewinnspannen und ein Wachstum durch wichtige säkulare Trends.
Nachhaltige Konsumstärke?
Der Konsum hat die Wirtschaft nach der Pandemie angekurbelt, dürfte jedoch 2024 mit gegensätzlichen Kräften konfrontiert sein. Abnehmende Sparguthaben der Haushalte und höhere Zinsen werden wahrscheinlich die Ausgaben für große und schuldenfinanzierte Anschaffungen wie Häuser und Autos bremsen. Allerdings könnten Bereiche, die von zahlungskräftigen Verbrauchern aufgrund von Zinserträgen aus Ersparnissen unterstützt werden, in einem Umfeld höherer Zinsen stabiler sein.
Die robusten Verbraucherausgaben wurden stark vom Arbeitsmarkt gestützt, der 2024 unserer Ansicht nach relativ stabil bleiben wird. Insbesondere die Erwerbsbeteiligung steigt weiter an, was ein positives Zeichen ist. Und die diskretionären Konsumausgaben dürften von den jüngsten Reallohnsteigerungen profitieren.
Nachlassender Margendruck
Aus Unternehmenssicht scheint die Lohninflation nachzulassen – ein Segen für die Margen. Wir rechnen in den kommenden Monaten mit einer weiteren Abschwächung in Richtung historischer Werte. Insbesondere die Dienstleistungsunternehmen haben diesen Rückenwind bereits zu spüren bekommen, da sich die Neueinstellungen und die Mitarbeiterbindung in letzter Zeit im Vergleich zu vor 6-12 Monaten normalisiert haben.
Darüber hinaus haben die Unternehmensergebnisse des dritten Quartals keinen größeren Druck auf die Gewinnspannen im verarbeitenden Gewerbe oder in anderen Wirtschaftssektoren erkennen lassen, der auf einen Einstellungsrückgang hindeuten würde. Sinkende Rohstoff- und Transportkosten schlagen sich schließlich in niedrigeren Umsatzkosten nieder, während neue Lagerbestände teurere Artikel ersetzen, die auf den hohen Inputkosten des Jahres 2022 basieren – ein Vorteil, der sich Ende 2023 abzeichnete und bis 2024 anhalten dürfte.
Säkulare Wachstumstreiber
Das Potenzial für Gewinnwachstum wird zudem durch starke säkulare Trends unterstützt. Zwei beobachten wir besonders aufmerksam: künstliche Intelligenz (KI), insbesondere generative KI (GenAI), und Therapien zur Gewichtsreduktion wie Inkretine.
KI ist eine leistungsstarke Technologie mit dem Potenzial, Produktivität und Effizienz nachhaltig zu steigern. Unternehmen, die den Aufbau von KI-Infrastrukturen und -Plattformen ermöglichen, profitieren als erste von den aktuellen Technologieinvestitionen. Wir gehen jedoch davon aus, dass sich das Spektrum der Investmentmöglichkeiten noch erweitern wird. Mit der schnell wachsenden Akzeptanz von GenAI in Unternehmen und dem unternehmensinternen Einsatz großer Sprachmodelle (LLMs) stellt sich für Investoren die Frage, welcher Wert erschlossen werden kann. Wir konzentrieren uns auf die Ermittlung der potenziellen Gewinner und Verlierer dieses langfristigen Trends.
Was Inkretine und GLP-1-Medikamente zur Zügelung des Appetits zur Gewichtsabnahme betrifft, so hat diese bahnbrechende Innovation ebenfalls das Potenzial, sowohl Wachstum als auch Disruption zu fördern. Wir beurteilen die Aussichten optimistisch, beobachten aber mögliche sekundäre Folgen. Diese Therapien zur Gewichtsreduzierung helfen, den Appetit zu zügeln. Die zunehmende Akzeptanz dieser Medikamente hat zu einer Volatilität in der Konsumgüterindustrie, im Einzelhandel und in der Gastronomie geführt, da sich die Anwender zunehmend auf eine reduzierte Kalorienaufnahme konzentrieren. Sollte die Fettleibigkeit zurückgehen, könnte dies auch Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung haben.
Zyklische Risiken drohen
Trotz unseres vorsichtig optimistischen Ausblicks halten wir die verzögerten Auswirkungen höherer Zinssätze auf langzyklische Investitionsausgaben oder mehrjährige Projektkosten für ein unterschätztes potenzielles Risiko.
Dank starker Nachfrage in langzyklischen Bereichen konnte das Wachstum 2023 angekurbelt werden. Viele Projekte in den Sektoren Investitionsgüter, Verteidigung und Luft- und Raumfahrt wurden nach Verzögerungen durch die Pandemie aufgrund von Problemen in der Lieferkette und bei den Arbeitskräften fertiggestellt. Darüber hinaus ist die Stabilität der Bauausgaben 2023 zum Teil den staatlichen Ausgaben und Projekten zu verdanken, die sich über mehrere Jahre erstrecken, wie z. B. Mehrfamilienhäuser.
Dieser Rückenwind dürfte nachlassen, insbesondere in einem Umfeld höherer Zinsen. Die Auftragseingänge sind rückläufig, und es wird wahrscheinlich eine Lücke bei den Ersatzinvestitionen für neue Projekte entstehen, was die gesamtwirtschaftliche Entwicklung im kommenden Jahr bremsen wird.
Positiv ist, dass kurzzyklische Branchen wie PCs, Halbleiter und Life-Science-Geräte – die 2023 allesamt eine Rezession erlebten und ihre Lagerbestände abbauten – das Potenzial haben, sich 2024 auf ein normales Niveau zu erholen.
Wir beobachten diesen potenziellen Wandel des Wirtschaftswachstums und der Ertragstreiber von langzyklischen Investitionsgütern zu kurzzyklischen Branchen 2024 genau.
Qualität ist Trumpf
Wir verfolgen sowohl die Konsum- als auch die Investitionsausgaben genau, da sie unsere Basisannahmen für ein moderates Gewinnwachstum und eine vorsichtig optimistische Einschätzung der Large-Cap-Growth-Aktien stark beeinflussen.
Die Erwartung, dass die Zinsen hoch bleiben, wird unserer Ansicht nach dazu führen, dass stark fremdfinanzierte Unternehmen unter Druck geraten, während „Qualitäts“-Unternehmen mit konservativen Bilanzen und beständigen Cashflows die Möglichkeit haben werden, ihren Marktanteil zu erhöhen. Dies kann durch verstärkte Investitionen in organisches Wachstum, durch Übernahmen zu attraktiveren Preisen oder durch beschleunigte Aktienrückkäufe erreicht werden, falls die Unsicherheit über eine wirtschaftliche weiche Landung zu Marktvolatilität führt.
In dieser wirtschaftlichen Übergangsphase dürften Unternehmen höherer Qualität mit finanzieller Flexibilität und säkularem Rückenwind am besten positioniert sein. Sie sind weniger vom makroökonomischen Gesamtwachstum abhängig, um ihr Gewinnwachstum zu steigern.
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