Im Anlagemix privater Anleger gewinnen Wertpapiere an Gewicht, der Anteil von Spar- und Kontoeinlagen schrumpft entsprechend
Die Regierungskoalition in Berlin hat sich aufgelöst, die deutsche Wirtschaft pendelt zwischen Rezession und Stagnation und die Bundesbürger sorgen sich vor allem um Einwanderung, Inflation sowie Armut und soziale Ungleichheit – so lauten zumindest die drei Top-Themen im jüngsten Sorgenbarometer der Meinungsforscher von Ipsos vom November. Und was macht der Dax? Der feiert Rekorde und stieß Anfang Dezember erstmals in seiner Geschichte in den Bereich jenseits von 20.000 Punkten vor.
Da wissen die Anleger wohl mehr über die Zukunft, als die Gegenwart derzeit vermuten lässt. Wo und wie haben sie im (fast) abgelaufenen Jahr investiert? Bei welchen Aktien und Fonds griffen sie zu, was stand auf dem Verkaufszettel? Fiel das Plus im Depot ähnlich üppig aus wie die Kursgewinne im Dax? Und wie sah der Mix aus zwischen Wertpapieren und Zinsanlagen?
Die Jahresbilanz der Consorsbank gibt die Antworten. Basis ist die anonyme Auswertung der rund 1,7 Millionen Depots der privaten Kunden der Bank im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 30. November.
Trendumkehr: Verkäufer stellen 2024 die Mehrheit
Trennten sich im zurückliegenden Jahr die Anleger von Aktien oder kauften sie nach? Die Antwort ist nicht ganz eindeutig. Betrachtet man die Anteile der Käufer und Verkäufer sowie das Kauf- und Verkaufsvolumen, dann war 2024 ein Verkaufsjahr. Wirft man alle Kunden, die Trades getätigt haben, in einen Topf, so überwiegt darin die Gruppe, die sich mindestens einmal von Papieren trennte, mit 53 Prozent. Diejenigen, die in Aktien wenigstens einmal investierten, stellen 47 Prozent. Beim gehandelten Volumen in Euro und Cent schlägt das Pendel mit 50,5 Prozent zu 49,5 Prozent ebenfalls ganz leicht in Richtung Verkäufe aus.
Bei den Trades dagegen entfiel mit rund 55 Prozent die Mehrzahl auf Käufe und 45 Prozent auf Verkäufe. Wer 2024 auf der Käuferseite war, handelte also offenbar intensiver als die Verkäufer. Über einen längeren Zeitraum betrachtet, hat sich der Trend damit (etwas) umgekehrt. Von 2019 bis 2023 überwog noch bei allen drei Kennzahlen – Zahl der Anleger, Zahl der Trades und gehandeltes Volumen – die Kaufen-Seite.
Bilanz: Ordentliches Plus im Depot
Unterm Strich verbuchten die Kunden 2024 mit 12,3 Prozent ein ordentliches Plus in ihren Depots, das leicht über dem Plus von 11,4 Prozent im gesamten Vorjahr lag. Dabei liegt eine vereinfachte Performance-Berechnung zugrunde. Dafür wird betrachtet, wie sich das Depotvermögen zum Ende des Betrachtungszeitraums gegenüber dem Beginn durch Kursgewinne bzw. Kursverluste der im Bestand befindlichen Wertpapiere sowie Investitionen und realisierte Gewinne und Verluste seitens der Kunden verändert hat. Den Dax konnten die Anleger damit jedoch nicht schlagen. Der verbuchte ein Kurswachstum von etwas mehr als 17 Prozent im vergleichbaren Zeitraum von Januar bis November.
Der Erfolg in den zurückliegenden Monaten ist dabei natürlich keine Garantie, dass auch in den kommenden Jahren ein Plus herausspringt.
Am intensivsten gehandelt wurde am 5. August. An diesem Tag lag die Zahl der Trades um das 4,6-Fache über der des schwächsten Handelstags, dem 4. Juli. Grund für den Peak war das Börsenbeben in Japan. Mit einem Minus von mehr als 12 Prozent verbuchte der Leitindex Nikkei am 5. August einen historischen Absturz. Nach Punkten war es sogar der größte Absturz der Geschichte binnen eines Tages in Japan. Er fiel noch dramatischer aus als der schwarze Montag im Oktober 1987. Die Schockwelle schüttelte die Börsen rund um den Globus ordentlich durch.
Aktien-Favoriten: Nvidia dominiert
Die alles überragende Aktie des Jahres in der Gunst der Anleger war die des Entwicklers von Grafikprozessoren und Chipsätzen Nvidia. Das Volumen der Käufe, die auf das Papier des Unternehmens mit Hauptsitz im kalifornischen Santa Clara entfiel, lag fast doppelt so hoch wie das beim Zweitplatzierten, dem Rüstungskonzern Rheinmetall. Auf Platz drei landete die Allianz-Aktie. An allen drei Papieren hatten Anleger grundsätzlich ihre Freude in 2024. Der Kurs von Nvidia verdreifachte sich von Januar bis November, der von Rheinmetall konnte sich mehr als verdoppeln. Die Allianz-Aktie legte zwar weniger deutlich zu, verbuchte mit rund 20 Prozent aber auch ein ordentliches Plus.
Auch hier gilt natürlich: die Erfolgsgeschichten müssen nicht zwingend fortgeschrieben werden.
Auf der Liste der Aktien mit dem höchsten Verkaufsvolumen steht ebenfalls Nvidia vorne, auch hier mit einem ähnlich großen Abstand zum Zweitplatzierten Rheinmetall. Die Platzierung der beiden Führenden überrascht nicht, haben doch vermutlich zahlreiche Anleger die hohen Gewinne mitgenommen. Auf Rang drei landete hier Tesla. Der Elektroauto-, Batterie- und Solar-Konzern war im Vorjahr der Spitzenreiter bei Käufen und Verkäufen gewesen.
Top-10-Aktien nach Kaufvolumen
Rang Unternehmen ISIN
1 NVIDIA US67066G1040
2 RHEINMETALL DE0007030009
3 ALLIANZ DE0008404005
4 TESLA US88160R1014
5 DEUTSCHE BANK DE0005140008
6 BAYER DE000BAY0017
7 MICROSOFT US5949181045
8 SUPER MICRO COMPUTER US86800U1043
9 VOLKSWAGEN DE0007664039
10 AMAZON US0231351067
Stand: 30.11.2024
Top-10-Aktien nach Verkaufsvolumen
Rang Unternehmen ISIN
1 NVIDIA US67066G1040
2 RHEINMETALL DE0007030009
3 TESLA US88160R1014
4 DEUTSCHE BANK DE0005140008
5 ALLIANZ DE0008404005
6 AMAZON US0231351067
7 APPLE US0378331005
8 SIEMENS ENERGY DE000ENER6Y0
9 SUPER MICRO COMPUTER US86800U1043
10 BAYER DE000BAY0017
Stand: 30.11.2024
Ein interessantes Ergebnis ergibt auch der Blick, in welchen Branchen die privaten Aktienanleger am häufigsten unterwegs waren. Ganz vorne – gemessen an der Zahl der Trader, die Papiere kauften oder verkauften – steht dabei die Automobilproduktion vor Spezialsoftware-Unternehmen (u.a. Nvidia) und Pharma-Konzernen. Dabei standen Auto-Aktien 2024 unter keinem guten Stern. Die Branche kämpft mit dem Wandel von der Verbrenner- zur Elektro-Technologie. Die Papiere der großen deutschen Hersteller waren 2024 alles andere als Gewinnbringer. Volkswagen, BWM und Mercedes etwa verloren kräftig an Wert. Mit dem US-Wert Tesla machten Anleger unterdessen gute Gewinne. Das Papier ist denn auch – von Volkswagen abgesehen – das einzige Papier, dass es aus dem Autoumfeld in die Top-10 der meistgehandelten Aktien schaffte.
Top-10-Branchen bei Aktienanlegern
Rang Branche
1 Automobilproduktion
2 Spezialsoftware
3 Pharma
4 Internetkommerz
5 Finanzdienstleistungen
6 Biotechnologie
7 Halbleiterindustrie
8 Energieversorger
9 Standardsoftware
10 Chemie
Stand: 30.11.2024
Sparpläne: ETFs wieder klar vorne in der Gunst
Kontinuierlich in Wertpapiere zu investieren, war für Anleger auch 2024 wieder eine beliebte Option. Waren im Vorjahr noch Aktiensparpläne am beliebtesten, hatten 2024 wieder ETF-Sparpläne die Nase vorne. Deutlich abgeschlagen in der Gunst der Sparplankunden und gegenüber dem Vorjahr auch nochmal leicht abgerutscht sind indessen gemanagte Fonds. Sie haben mit großem Abstand das Nachsehen gegenüber ihren gebührenärmeren Geschwistern, den ETFs.
Betrachtet man die Aufteilung der Sparplankunden, dann sind die ETF-Anleger mit großem Abstand in der Mehrzahl. Sie stellten mehr als zwei Drittel der Kunden, die regelmäßig investierten.
Die beliebteste Aktie bei Sparplan-Anlegern 2024 war wie bei den Einzelkäufen Nvidia. Auf Rang zwei folgen Microsoft und Berkshire Hathaway, die Holdinggesellschaft von Finanzlegende Warren Buffett. Mit Coca-Cola und LVMH schaffen es auch zwei Konsumwerte in die Top-10, die in der Spitzengruppe bei den Einzelkäufen keine Rolle spielten.
Top-10-Aktien bei neuen Sparplänen
Rang Unternehmen ISIN
1 NVIDIA US67066G1040
2 MICROSOFT US5949181045
3 BERKSHIRE HATHAWAY (B) US0846707026
4 APPLE US0378331005
5 AMAZON US0231351067
6 ALLIANZ DE0008404005
7 RHEINMETALL DE0007030009
8 COCA-COLA US1912161007
9 REALTY INCOME US7561091049
10 LVMH FR0000121014
Stand: 30.11.2024
In der Liste der am häufigsten für neue Sparpläne genutzten ETFs führen zwei Papiere, die den Kursverlauf des MSCI World Index nachzeichnen. Auf Platz drei hat es das Thema AI und Big Data geschafft. Der ETF des Emittenten Xtrackers hatte im Vorjahr noch auf Rang sechs gelegen. Die Top-10 präsentieren sind gegenüber dem Vorjahr auch insgesamt etwas diverser. Seinerzeit hatten sich noch sechs ETF auf den MSCI World Index in der Spitzengruppe platziert. 2024 waren es nur noch vier.
Top-10-ETF bei neuen Sparplänen
Rang Unternehmen ISIN
1 Xtrackers MSCI World IE00BJ0KDQ92
2 iShares Core MSCI World IE00B4L5Y983
3 Xtrackers Artificial Intelligence & Big Data IE00BGV5VN51
4 Xtrackers MSCI World IE00BK1PV551
5 Xtrackers MSCI Emerging Markets IE00BTJRMP35
6 MSCI World Information Technology IE00BM67HT60
7 VanEck Morningstar Developed Markets Dividend Leaders NL0011683594
8 iShares Core S&P 500 IE00B5BMR087
9 Invesco MSCI World IE00B60SX394
10 iShares MSCI India IE00BZCQB185
Stand: 30.11.2024
Bei der Top-10-Liste der gemanagten Fonds, die im Rahmen neu angelegter Sparpläne 2024 ausgewählt wurden, fällt die Technologie-Lastigkeit ins Auge. Gleich vier Fonds widmen sich dem Thema, darunter auch der Spitzenreiter von BlackRock, der im Vorjahr bereits auf Rang zwei landete. Mit dem DWS Vermögensbildungsfonds I und dem Multiple Opportunities von Flossbach von Storch finden sich hier auch zwei breit streuende Klassiker in der Spitzengruppe, die seit mehr als 50 bzw. 17 Jahren auf dem Markt sind.
Top-10-Fonds bei neuen Sparplänen
Rang Unternehmen ISIN
1 BlackRock Global Funds – World Technology LU0171310443
2 ARERO – Der Weltfonds LU0360863863
3 BNP Paribas Funds Disruptive Technology LU0823421689
4 Allianz Global Investors Fund – Allianz Oriental Income LU1173936821
5 Allianz Global Investors Fund – Allianz Dynamic Multi Asset Strategy LU1594335520
6 BNP Paribas Funds Aqua Classic Capitalisation LU1165135440
7 Fidelity Funds – Global Technology LU0099574567
8 DWS Vermögensbildungsfonds I DE0008476524
9 Franklin Technology Fund LU0260870158
10 Flossbach von Storch SICAV – Multiple Opportunities LU0323578657
Stand: 30.11.2024
Anlagemix: Zinsanlagen runter, Wertpapiervermögen rauf
Die Anlagen folgen der Rendite. So könnte man die Bewegungen im Anlagemix der Consorsbank-Kunden in 2024 beschreiben. Während Wertpapiere über das Jahr im Mittel ordentliche Rendite abwarfen, befand sich das Zinsniveau auf dem Rückzug. Entsprechend wurde offenbar umgeschichtet. So verringerten sich die Anteile, die in Tages- und Festgeldern sowie auf Giro-, Verrechnungs- und Fremdwährungskonten lagerten, zugunsten der Anteile, die in Wertpapiere wanderten.
Unterm Strich steckten zum 30. November 2024 rund drei Viertel des Vermögens in Wertpapieren und ein Viertel in verzinsten und unverzinsten Konten, während zum Jahresende 2023 das Verhältnis noch bei rund zwei Drittel zu einem Drittel lag.
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