MDR-Magazin “Umschau” zur Grunderwerbssteuer
Das Bundesfinanzministerium will sogenannte Share Deals bei Grundstücks- oder Immobilienkäufen abschaffen. “Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, gemeinsam mit den Ländern eine verfassungsfeste Lösung zu finden, die schädliche Steuergestaltungen über sogenannte Share Deals wirksam eindämmt”, teilte Martin Chaudhuri dem MDR-Magazin “Umschau” mit. Chaudhuri ist Sprecher im Bundesfinanzministerium. Nach Einschätzungen des hessischen Finanzministers geht den Bundesländern durch Share Deals jährlich etwa eine Milliarde Euro verloren. Zustimmung kommt aus Mitteldeutschland. “Es kann nicht sein, dass die Großen die Steuer nicht bezahlen und die Kleinen zahlen die Steuer”, sagte der sächsische Finanzminister Matthias Haß der “Umschau” (12.03., 20.15 im MDR-Fernsehen).
Große Immobilienkonzerne wie die Vonovia Aktiengesellschaft oder das Unternehmen Deutsche Wohnen umgehen die Grunderwerbssteuer beim Kauf von Immobilien. Während Privatpersonen die Steuer bei einem Kauf innerhalb von nur vier Wochen entrichten müssen, entziehen sich Immobilienfirmen der Besteuerung. Nach Angaben der Bundesregierung hat allein die Vonovia AG in den letzten drei Jahren bundesweit 46.000 Wohnungen über Share Deals erworben.
“Der Trick bei Share Deals besteht darin, dass nicht die einzelnen Immobilien gehandelt werden, sondern Anteile an Grundstücksgesellschaften”, sagte Immobilienexperte Stefan Kofner der “Umschau”. Er ist Professor an der Hochschule Zittau/Görlitz. Dieses Vorgehen sei legal. Denn solange der erworbene Anteil unter 95 Prozent liege, falle die Grunderwerbssteuer weg. Den Bundesländern entgehen so jährlich jeweils mehrere Millionen Euro. Ein Beispiel für so einen Deal ist das Berliner Ku’damm-Karree. Es wurde in den letzten Jahren dreimal verkauft, ohne dass Grunderwerbssteuer fällig wurde. Dem Land Berlin gingen allein damit 25 Millionen Euro verloren.
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