Kündigung ist weiterhin Normalfall bei Lebensversicherungsverträgen

 

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat auf einer Veranstaltung Ende Januar neueste Angaben zu aktuellen Stornozahlen in der Lebensversicherung gemacht. Demnach liegt die Stornoquote bei 2,6 % pro Jahr. Was die Branche für gering hält und als Erfolg feiert, führt zum Entsetzen beim Bund der Versicherten e. V. (BdV). Bei Verträgen mit einer Laufzeit von 28 Jahren oder länger ist demnach die Kündigung der Normalfall. Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des BdV, kommentiert das Ergebnis: „Versicherungsprodukte erweisen sich als ungeeignet für die Altersvorsorge.“ Schon seit Jahrzehnten gelinge es der Lebensversicherungsbranche nicht, dieses Problem in den Griff zu bekommen.

Der BdV hat ermittelt, was eine Stornoquote von 2,6 % pro Jahr für die Altersvorsorge bedeutet und hat dafür Verträge untersucht, die von heute 20- , 30- oder 40-jährigen Personen abgeschlossen werden. „Die Ergebnisse unserer Berechnung zeigen, dass nur ein geringer Anteil aller Verträge durchgehalten wird“, so Kleinlein. Ein Vertrag, der zwischenzeitlich gekündigt wird, führt aber meist zu Verlusten und ist damit schädlich für die Altersvorsorge. „Um flächendeckend eine gute Altersvorsorge zu erzielen, wäre es besser, die Versicherer würden ihr Geschäft in diesem Segment einstellen.“

Die Zahlen zeigen, dass es der Versicherungsbranche zwar gelingt, Verträge zu verkaufen, jedoch nicht, die Kund*innen langfristig zu überzeugen und zu halten. „Offensichtlich gibt es hohe Anreize, nur zu verkaufen, ohne die Kundinnen und Kunden auch halten zu wollen“, kritisiert Kleinlein. Daher wäre es notwendig, die Verkaufsanreize in Form hoher einmaliger Abschlussprovisionen zu mindern und stattdessen auf nachhaltigere Vergütungen zu setzen. „Die hohen Stornoquoten sind ein Beleg für ungesunde Verzerrungen. Wegen überhöhter einmaliger Abschlussprovisionen wird ein überhitzter Abverkauf von nicht bedarfsgerechten Lebensversicherungen massiv befeuert“, analysiert Kleinlein. „Dies muss mitbedacht werden, wenn die Politik demnächst über Kostendeckel oder Provisionsverbote diskutiert.“

 

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