comdirect Anlage-Atlas: In Ostdeutschland gibt es kaum Aktionäre

 

Auch fast 30 Jahre nach der Wiedervereinigung ist Deutschland ein geteiltes Land, zumindest was die Aktienquote angeht: In den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen besitzen in keinem Kreis mehr als fünf Prozent der Bevölkerung Aktien oder Fonds. Einen so geringen Wertpapierbesitz findet man in den westlichen Bundesländern nur im Saarland. Dies sind Ergebnisse des aktuellen comdirect Anlage­ Atlas. Die soziodemografische Analyse zum Anlageverhalten der Deutschen wurde im Mai 2018 durchgeführt.

Fonds besitzen nur 1,6 Prozent der Ostdeutschen (inklusive Berlin). In den westlichen Bundesländern sind es dagegen 15,3 Prozent. Auch wenn dies bereits eine deutlich höhere Quote als im Osten ist, zeigen die Ergebnisse, dass die Deutschen insgesamt Wertpapier­-Muffel sind. Nur jeder achte Bundesbürger investiert in Fonds, bei Aktien ist es sogar nur knapp jeder Dreizehnte. Das wirkt sich negativ auf den Sparerfolg der Deutschen aus, erklärt Matthias Hach, Vorstandsmitglied der comdirect bank AG: „Allein im ersten Quartal 2018 haben deutsche Sparer 7,1 Milliarden Euro verloren, weil sie auf Tagesgeld, Festgeld und Spareinlagen setzen. Deren Verzinsung liegt zum Teil deutlich unter der Inflationsrate. Das zeigt: An Wertpapieren führt beim langfristigen Vermögensaufbau kein Weg vorbei.“

Mehr Aktionäre auf dem Land als in der Stadt

Auch zwischen Land und Stadt wird ein Gefälle sichtbar: Menschen in ländlichen Gebieten setzen stärker auf Aktien und Fonds als Großstädter. In den 401 Kreisen und kreisfreien Städten besitzen im Durchschnitt 7,5 Prozent der Bevölkerung Aktien. Bei den 50 größten Städten Deutschlands liegt der Schnitt dagegen nur bei rund vier Prozent, so zum Beispiel in Heidelberg (4,3 Prozent) und Nürnberg (3,8 Prozent).

Auch beim Fondsbesitz zeigt sich eine deutliche Diskrepanz: Mit knapp 13 Prozent entspricht Düren in Nordrhein­ Westfalen dem Durchschnitt unter den Kreisen und kreisfreien Städten. Unter den größten Städten liegt dieser bei nur rund sieben Prozent – so in Augsburg (7,4 Prozent) und Karlsruhe (6,9 Prozent).

„Das Ergebnis überrascht auf den ersten Blick, bei unserer letzten Befragung vor zwei Jahren war es noch umgekehrt“, sagt comdirect-­Vorstand Hach. Ein Grund könnte sein, dass Menschen aus ländlicheren Gebieten im Schnitt über ein höheres Haushaltsnettoeinkommen als Großstädter verfügen. „Es gibt nach wie vor einen Zusammenhang zwischen Einkommen und Aktienbesitz. Dabei ist die Geldanlage mit Wertpapieren schon ab 25 Euro im Monat möglich. Gerade für diejenigen, die weniger Geld zur Verfügung haben, bieten Wertpapiere die Chance, sich langfristig ein finanzielles Polster aufzubauen“, sagt Hach.

München und Bayern insgesamt sind Vorreiter

Im Bundesvergleich ist der Süden Deutschlands Spitzenreiter in Sachen Aktien und Fonds. Hier legen deutlich mehr Menschen ihr Geld in Wertpapiere an als in anderen Regionen. Unter den größten Städten führt München mit beachtlichem Abstand die Liste an: Fast jeder zweite Münchner (49,9 Prozent) hat in einen Fonds investiert. Auf Platz zwei folgt das niedersächsische Oldenburg mit 20,5 Prozent. Aktien besitzt etwa jeder sechste Münchner (16,7 Prozent). Zum Vergleich: In Erfurt sind es nur 0,2 Prozent. Auch im restlichen Bayern setzt sich dieser Trend fort. Neun der zehn Kreise und Städte mit dem höchsten Fondsbesitzanteil liegen in Bayern. Bei Aktien sind es sieben von zehn Kreisen beziehungsweise Städte.

Aber auch in Hessen und Baden-­Württemberg leben überdurchschnittlich viele Aktien­ oder Fondsbesitzer. In Hessen ist Offenbach (0,9 Prozent) unter allen Kreisen und kreisfreien Städten die einzige mit einem Aktien­ und Fondsbesitzanteil von unter fünf Prozent.

 

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