Herausforderungen aufgrund von möglichen weiterreichenden Spannungen in den Schwellenländern, zunehmenden Bedenken bezüglich der Schuldentragfähigkeit und Handelskonflikten

Verbesserte Widerstandsfähigkeit der Banken, aber anhaltende Beeinträchtigung der Rentabilität aufgrund von strukturellen Anfälligkeiten

Zunehmende Liquiditätsbedenken angesichts verstärkter Risikoübernahme durch Investmentfonds

 

Dem jüngsten Finanzstabilitätsbericht der Europäischen Zentralbank (EZB) zufolge sind die Rahmenbedingungen für die Finanzstabilität im Euroraum seit Mai schwieriger geworden. Positiv schlägt zu Buche, dass das Wachstum der Wirtschaft und die größere Widerstandsfähigkeit des Bankensektors die Rahmenbedingungen für die Finanzstabilität weiterhin begünstigt haben. Hinzu kommt, dass sich eine Reihe von Volatilitätsereignissen nicht auf das weltweite Finanzsystem insgesamt ausgebreitet hat.

Zugleich haben sich seit Mai aber auch Abwärtsrisiken im Zusammenhang mit einem Wiederaufleben des Protektionismus und Spannungen in den Schwellenländern verstärkt. Angesichts von zum Teil hohen Bewertungen und niedrigen weltweiten Risikoprämien bauen sich an den Finanzmärkten weiter Anfälligkeiten auf. Im Eurogebiet hat sich die politische Unsicherheit aufgrund der zunehmenden Besorgnis der Marktteilnehmer hinsichtlich der Staatsausgabenpläne im Berichtszeitraum erhöht. Überdies könnte ein möglicher ungeordneter Brexit ein Risiko für die Finanzstabilität darstellen.

Vor dem Hintergrund eines vorangeschrittenen weltweiten Konjunktur- und Finanzzyklus weist eine Reihe von Marktindikatoren allem Anschein nach auf Abwärtsrisiken für die globalen Vermögenspreise hin. Insbesondere könnte es zu einem rapiden Wiederanstieg der Laufzeitprämien bei den weltweiten Benchmark-Anleihen kommen, der auch auf das Euro-Währungsgebiet übergreifen könnte. Die Widerstandsfähigkeit des globalen Finanzsystems wurde unterdessen durch die erwarteten neuerlichen Spannungen in den Schwellenländern auf die Probe gestellt. Während der Sommermonate kam es in Argentinien und in der Türkei zu einem beträchtlichen Anstieg der Anleihespreads, fallenden Aktienkursen und einer massiven Abwertung der jeweiligen Landeswährung. Im Finanzstabilitätsbericht

wird davor gewarnt, dass höhere Zinssätze in den Vereinigte Staaten oder zunehmende Handelsspannungen zu weiteren Belastungen in den Schwellenländern führen könnten. In Bezug auf den Euroraum haben die Bedenken der Märkte hinsichtlich der Haushaltspläne Italiens seit Mai zugenommen. Die in den vergangenen sechs Monaten beobachteten Verluste an den italienischen Finanzmärkten haben jedoch nicht wesentlich auf andere Euro-Länder übergegriffen.

Die Ertragslage der bedeutenden Institute im Euroraum blieb im ersten Halbjahr 2018 im Großen und Ganzen stabil. Allerdings liegt die durchschnittliche Eigenkapitalrentabilität (mit rund 7 %) immer noch unter den Kapitalkosten der Banken. Strukturelle Anfälligkeiten, darunter Überkapazitäten an einigen inländischen Bankenmärkten, und hohe Betriebskosten dämpfen nach wie vor die Rentabilität der Institute. Indessen schritt der Abbau notleidender Kredite (non-performing loans – NPLs) rasch voran. Infolgedessen haben sich die NPL-Quoten der Banken seit 2014 nahezu halbiert.

Die Solvabilität der Banken ist weiterhin solide. Der jüngste Stresstest der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) bestätigte, dass die Kapitalausstattung der Banken im Eurogebiet ausreicht, um ein strenges adverses Szenario gut zu überstehen. Weitere Sensitivitätsanalysen, die aktuellen Entwicklungen Rechnung trugen, welche im Test nicht konkret berücksichtigt wurden, ergeben einen zusätzlichen Kapitalrückgang um rund 30 bis 70 Basispunkte über die Gesamtabnahme der harten Kernkapitalquote von 380 Basispunkten im adversen Szenario des EBA-Stresstests hinaus.

Der Finanzstabilitätsbericht beleuchtet auch die Risiken, die sich außerhalb des Bankensektors – vornehmlich im Investmentfondssektor – aufbauen. In den letzten zehn Jahren hat sich die Bilanzsumme der Investmentfonds im Euroraum mehr als verdoppelt, und zwar auf 13,8 Billionen € im Juni 2018, wobei der Nichtbankenfinanzsektor von der Größe her fast die Hälfte des Bankensektors im Eurogebiet erreicht hat. Das zunehmende Engagement in illiquiden und risikoreichen Vermögenswerten machen die Fonds anfällig für potenzielle Schocks an den globalen Finanzmärkten.

Der Finanzstabilitätsbericht enthält außerdem drei Sonderbeiträge. Im ersten Beitrag wird untersucht, wie die Banken ein nachhaltiges Maß an Rentabilität erreichen können. Im zweiten Sonderbeitrag werden die Auswirkungen einer Wiedereinführung von Handelszöllen erörtert. Der dritte Beitrag beleuchtet das rasche Wachstum börsengehandelter Fonds und deren Potenzial für eine Übertragung und Verstärkung von Risiken innerhalb des Finanzsystems.

 

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