Kommentar von Paul Brain, Leiter Fixed Income bei Newton IM  zu den aktuellen Aussichten für US-Anleihen:

 

„Die Erholung der Renditen von US-Staatsanleihen seit Ende August entspricht dem in einer Phase mit steigenden Zentralbankzinsen, zunehmendem Angebot und kräftigem Wachstum zu erwartenden Muster. Im Zuge des geldpolitischen Straffungszyklus in den USA erfasst der Negativeffekt auf die Schwellenmärkte inzwischen die Unternehmensanleihen und sorgt dafür, dass auch sie Verluste verbuchen.

Wann wird sich der Straffungszyklus auf die Realwirtschaft und damit die Kreditmärkte auswirken, was bei den Renditen von Staatsanleihen zu einem Richtungswechsel führen würde? Belastungssignale durch die restriktivere Geldpolitik deuten allmählich darauf hin, dass der nächste Anstieg der US-Geldmarktsätze um 50 bis 100 Basispunkte die Konjunktur bremsen sowie Bonitätsherabstufungen und einen Anstieg der Ausfallquoten auslösen wird.

Keiner der jüngsten Marktschocks hat bislang eine dauerhafte Rally der als sichere Häfen geltenden Anlagen herbeigeführt, weil der Straffungszyklus in den USA die Konjunktur noch nicht abkühlt. Das wird aber nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die wichtigsten Maßnahmen für den Verbraucher betreffen die Hypothekenzinsen und die Sätze für Autokredite. Sowohl für Hypotheken als auch für Autokredite haben die Zinsen unlängst von dem seit 2011 verzeichneten ausgesprochen niedrigen Niveau aus angezogen und belasten die verfügbaren Haushaltseinkommen zunehmend.

Risiken bei Unternehmensanleihen steigen

Für Unternehmen ist vor allem ihr durchschnittlicher Fremdkapitalzins maßgeblich. Der Durchschnittskupon für US-Unternehmensanleihen mit dreijähriger Laufzeit ist trotz steigender Bondrenditen stetig zurückgegangen. Die Durchschnittsrendite länger laufender Anleihen sagt viel darüber aus, was die betreffenden Unternehmen künftig für Fremdkapital zahlen müssen – und das ist inzwischen mehr als für jetzt fällig werdende Papiere. Die zusätzlichen Fremdkapitalkosten werden sich in Verbindung mit höheren kurzfristigen Finanzierungskosten, steigenden Lohnkosten und höheren Energie-/Herstellungskosten negativ auf die Investitionen auswirken und manche Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit treiben.

Für all diese Stressindikatoren gilt: Sie kommen zwar von einem niedrigen Ausgangsniveau, nehmen jedoch stetig zu, was bei risikoreicheren Anlagen für steigende Nervosität sorgt. Damit die als sichere Häfen geltenden US-Staatsanleihen heftiger reagieren, muss die voraussichtliche Spitze der US-Zinsen neu eingeschätzt werden, doch die Endphase der Konjunktur hat eindeutig begonnen.“

 

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