Nachhaltigkeitsratings von Fonds könnten verbessert werden, wenn sie das Engagement des Investors und die Intentionalität der Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit berücksichtigen würden
Verantwortungsbewusstes Investieren und die ESG-Integration (ESG steht für Umwelt/Environment, soziale Belange/Social und Unternehmensführung/Governance) halten zunehmend Einzug in die Investmentwelt und werden Mainstream. In diesem Zuge verlagert sich der Blick immer mehr auf die tatsächliche Wirkung, den sogenannten Impact, den Unternehmen auf die Gesellschaft und die Umwelt haben.
Die Messung des Impacts stellt für Analysten immer noch eine Herausforderung dar, doch ein besseres Berichtswesen, größere Transparenz, die zunehmende Zahl an Datenquellen und standardisierte Messmethoden werden in den kommenden Jahren Verbesserungen bringen. Auch Fondsratings, die die Nachhaltigkeit von Fonds bewerten, könnten nach Ansicht von NN Investment Partners methodisch deutlich verbessert werden, wenn sie erstens das Engagement des Investors und zweitens die Intentionalität der Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit berücksichtigen würden.
Mit ihrer Einführung im September 2015 durch die Vereinten Nationen haben die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) den Impact von Kapitalanlagen stärker in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Diese 17 Ziele sind darauf ausgerichtet, die Armut zu beenden, die Erde zu schützen und Wohlstand für alle sicherzustellen. Sie sind heute die am meisten anerkannte Impact-Messlatte.
Der Impact von Kapitalanlagen kann auf unterschiedliche Art und Weise gemessen werden. Heute gängig sind die Messung der CO2-Bilanz, des Wasserverbrauchs und sozialer Faktoren wie der Anzahl der Menschen, die durch die Unternehmensaktivität Zugang zu Finanz- oder Gesundheitsdienstleistungen erhalten. Diese Methode kann man auch bei der Benchmark anwenden. Somit ermöglicht sie einen relativen Vergleich von Portfolio und Benchmark. Zum Beispiel liegen die gewichteten CO2-Emissionen des Portfolios des NN (L) European Sustainable Equity Fonds bei 38.197 Tonnen pro Jahr, basierend auf seinen Assets under Management von 323 Mio. Euro.¹ Zum Vergleich: Die entsprechenden CO2-Emissionen des MSCI Europe Index liegen bei 205.966 Tonnen. Die CO2-Einsparung des Portfolios gegenüber dem Index entspricht den jährlichen CO2-Emissionen von durchschnittlich 7,456 Haushalten.
Nach Ansicht von Jeroen Bos, Head of Equities bei NN Investment Partners wäre es zudem sehr hilfreich, wenn Nachhaltigkeitsratings von Fonds erstens das Engagement des Investors und zweitens die Intentionalität der Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit in ihre Betrachtung einbeziehen würden.
Engagement
Engagement beschreibt die Pflicht der Investoren, ihre Stellung als Eigentümer zu nutzen, um die Unternehmen anzuregen, ihren Impact auf die Gesellschaft und die Umwelt zu verbessern, indem sie beispielsweise ihre CO2-Bilanz, ihren Wasserverbrauch oder ihren sozialen Impact verbessern. Wissenschaftliche Studien belegen, dass ein solches Engagement und entsprechende Optimierungen des Unternehmens die Nachhaltigkeit seines Geschäftsmodells erhöhen und die Wertentwicklung steigern kann.
Intentionalität
Intentionalität befasst sich mit der Frage, ob Unternehmen mit ihren Produkten und Dienstleistungen sowie der Art und Weise, wie sie in der Gesellschaft agieren, tatsächlich beabsichtigen, Gutes zu tun. Diese Intentionalität unterstützt ebenfalls die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells eines Unternehmens.
Jeroen Bos: „Wir als Investoren können durch unser Engagement und die Ausübung unserer Pflichten als Eigentümer der Unternehmen, in die wir investieren, eine Win-Win-Situation für die Investmentportfolios unserer Kunden und zugleich für die breite Gesellschaft schaffen.
Für Portfoliomanager hat eine höhere Transparenz bezüglich des Impacts, den Unternehmen haben, mehrere Vorteile. So können sie durch die Messung der CO2-Emissionen oder des Wasserverbrauchs beispielsweise einen Einblick gewinnen, wie effizient Unternehmen mit diesen Kosten umgehen. Zudem besteht für ein Unternehmen mit niedrigeren CO2-Emissionen ein geringeres Risiko, von künftigen Erhöhungen der Preise und/oder Steuern auf entsprechende Emissionen getroffen zu werden. Und ein geringerer Wasserverbrauch verringert das Risiko, von künftiger Wasserknappheit beeinträchtigt zu werden.
Der schonende Umgang mit der Umwelt durch die Reduzierung von Emissionen oder des Wasserverbrauchs kann das Unternehmen auch aus Verbrauchersicht in einem besseren Licht erscheinen lassen. Auch dieser Vorteil könnte die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells und die längerfristige Bewertung des Unternehmens verbessern.“
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