Marktkommentar von Lars Reiner, Gründer und Geschäftsführer des digitalen Vermögensverwalters Ginmon

 

Der ETF-Markt boomt. Weltweit sind mehr als fünf Billionen US-Dollar (umgerechnet etwa 4,39 Billionen Euro) in börsengehandelten Indexfonds angelegt. In Deutschland waren es allein im vergangenen Jahr knapp 132 Milliarden Euro. Anleger freut’s, denn mit steigender Beliebtheit und somit steigender Produktanzahl sinken die Preise der ETFs bei gleichbleibender oder sogar besserer Leistung.

Der Boom und die zunehmende Konkurrenz sorgen für Belebung nicht nur durch tendenziell sinkende Preise, sondern auch durch neue Produkte. Und tatsächlich, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Egal, ob Anleger mit ETFs auf Dividenden, bestimmte Regionen, komplette Strategien oder gar auf den Bitcoin setzen wollen – es gibt für nahezu alles einen ETF. Mittlerweile treibt der Boom buchstäblich merkwürdige Blüten, denn im Zuge der zunehmenden Legalisierung von Cannabis-Produkten gibt es mittlerweile den ersten Marihuana-ETF. Ist das Grüne Gold ein sinnvolles Investment?

Milliardenmarkt Marihuana

Wer am Kapitalmarkt investiert geht davon aus, dass sich das eingesetzte Geld mehrt. Bevorzugt wird natürlich ein Land, ein Markt oder ein einzelnes Unternehmen, das wächst. Bezogen auf das Marihuana-Beispiel lässt sich sicherlich von einem wachsenden Markt sprechen. Laut New Frontier wird das Volumen des legalen Cannabismarktes in den USA bis zum Jahr 2025 auf umgerechnet mehr als 21 Milliarden Euro anwachsen. Allein der Einzelhandelsumsatz mit medizinischem Cannabis soll in den USA im laufenden Jahr umgerechnet 2,94 Milliarden Euro betragen. Und Mitte Oktober folgte die Legalisierung in Kanada.

Dass es börsennotierte Unternehmen gibt, die am mittlerweile zunehmend legalen Rausch mitverdienen, ist kein Geheimnis. Aurora Cannabis ist beispielsweise ein kanadischer Cannabisproduzent mit Sitz in Edmonton. Konkurrent Canopy Growth kommt aus Ontario, Tilray aus Nanaimo. Bei den drei Dealern handelt es sich noch nicht einmal um kleine Krauter. Alle drei weisen Börsenbewertungen zwischen umgerechnet sechs und sieben Milliarden Euro auf – zum Vergleich: DAX-Absteiger Commerzbank bringt derzeit etwa zehn Milliarden Euro auf die Waage. Womöglich haben die Cannabis-Konzerne die Commerzbanker bald eingeholt. Die Branche boomt auf jeden Fall. So wurde bereits das Spirituosen-Imperium Constellation Brands auf die Cannabis-Konkurrenz aufmerksam und beteiligte sich im Milliardenumfang an Canopy Growth. Das gibt sicherlich interessante Cross-Selling-Ansätze.

Über Umwege zum Ziel

Grundsätzlich sollen natürlich Anleger selbst wissen, worin sie anlegen möchten. Bisher hat sich gezeigt, dass sich die Cannabis-Branche teils durch hohe Zuwächse auszeichnet, jedoch auch durch eine hohe Volatilität, also Schwankungsbreite. Nichts für Nervöse also. Wer langfristiger orientiert ist und auf ein weltweit gestreutes Portfolio setzt, kommt eines Tages womöglich auch in den Genuss der Cannabis-Konzerne. Denn wenn der „grüne“ Markt weiter wächst, werden die entsprechenden Unternehmen allein aufgrund ihrer erreichten Marktkapitalisierung in die großen Indizes aufgenommen.

 

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