Amazon plant in Großbritannien als erstem Land Europas ein Vergleichsportal für Versicherungen

 

Was hierzulande zwar noch Zukunftsmusik scheint, wird in Großbritannien gerade zur Realität. Der ehemalige Online-Buchhändler Amazon baut sein Imperium weiter aus und nimmt diesmal die Versicherungsbranche als weiteren Markt ins Visier. Ziel ist es, in Großbritannien über kurz oder lang ein Vergleichsportal für Versicherungsservices zu launchen. Derzeit laufen bereits Gespräche mit diversen britischen Versicherern. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis das geplante Projekt umgesetzt wird. Die Branche beobachtet diesen Schritt mit Argusaugen: Ist doch anzunehmen, dass Amazon sich nicht mit UK als Markt begnügen wird, sondern früher oder später seine Aktivitäten auch in andere europäische Länder ausweiten wird.

Amazon rekrutiert Personal aus der Versicherungsbranche

Derzeit gibt es zwar noch keine offiziellen Stellungnahmen, die diese Annahme bestätigen würden. Allerdings war bereits im letzten Jahr zu beobachten, dass der US-Internet-Gigant gezielt Versicherungsexperten aus Großbritannien und dem Rest Europas angeworben hat.

Was hat Amazon vor? Es gibt unterschiedliche Theorien

Mit dem aktuell in UK angekündigten Geschäftsmodell scheint Amazon zunächst einmal auf Kooperation mit klassischen Versicherern zu setzen. Das Vergleichsportal soll Verbrauchern durch Service-Vergleiche den Weg durch den Tarif-Dschungel der etablierten Versicherer weisen. Selbst bietet das amerikanische Unternehmen vorerst keine eigenen Produkte im großen Stil an. Allerdings fühlen sich bereits jetzt manche Versicherungshäuser bedroht und fürchten, dass über das Vergleichsportal zunächst einmal eine reine Marktanalyse betrieben werden soll, um am Ende die Kirschen von der Torte picken zu können und passgenaue Versicherungsangebote auf den britischen und später auch gesamteuropäischen Markt zu bringen.

Zweifellos verfügt Amazon über riesige Datenschätze über das Verbraucherverhalten seiner Kunden, die es sich problemlos zunutze machen könnte. Das Unternehmen hätte zudem die Möglichkeit, seine bereits existierende Infrastruktur zu nutzen, um eigene Versicherungsprodukte zu bewerben und zu vertreiben.

Ein weiteres denkbares Szenario – neben der reinen Vermittlung von Policen – wäre auch, dass Amazon hausintern keine eigenen Versicherungsservices anbieten wird. Es könnte lediglich seine Reputation nutzen, Versicherungsprodukte unter dem Namen „Amazon“ auf den Markt zu bringen, die gesamte Schadenbearbeitung jedoch an andere Risikoträger outzusourcen.

René Schoenauer von Guidewire Software, dem führenden Anbieter der Industrieplattform für Schaden- und Unfallversicherer, rät den Versicherungshäusern, nicht in Panik zu verfallen. „Im Moment ist es noch überhaupt nicht sicher, ob Amazon tatsächlich Interesse daran hat, Versicherungen unter dem eigenen Markennamen anzubieten. Wie es sich in der Vergangenheit gezeigt hat, sollte man Amazon jedoch niemals unterschätzen. Was man jedoch auch nicht unterschätzen sollte, ist die Notwendigkeit über Erfahrung und ein ausgeprägtes Branchenwissen zu verfügen, um sich auf dem Versicherungsmarkt etablieren zu können. Ein Markteintritt ist demnach nicht von heute auf morgen zu erwarten. Bei Versicherungen kommt es schließlich nicht unbedingt darauf an, dass man sie innerhalb von Sekunden abschließen kann, sondern die Abwicklung im Schadenfall sowie die Serviceleistungen und -umfänge spielen eine große Rolle für den Kunden. Des Weiteren benötigt ein Versicherungsanbieter umfassende Underwriting-Expertise, um überhaupt profitabel wirtschaften zu können. Ein schneller Kauf mag über Amazon also zwar möglich sein, alles andere hingegen wird Amazon ohne Expertise im Bereich der Versicherungswirtschaft vor große Herausforderungen stellen.“

 

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