Sparbuch in ganz Deutschland die am häufigsten genutzte Sparform

 

In diesem Jahr findet der Weltspartag am 30. Oktober statt. Seit 1925 finden an diesem Tag rund um den Globus viele Aktionen zur Förderung des Spargedankens statt. Waren die finanziellen Mittel bei vielen Menschen in früheren Zeiten zu gering, um überhaupt etwas auf die hohe Kante zu legen, ist Sparen heutzutage weit verbreitet: 81 Prozent von 2.097 befragten Deutschen gaben im Rahmen des Income-Barometers 2018 von J.P. Morgan Asset Management an, mindestens ein Sparprodukt zu nutzen. Interessante Ergebnisse förderte dabei die Auswertung nach Regionen zutage. Demnach gibt es zum Teil erhebliche regionale Unterschiede im Sparverhalten der Deutschen. Die Auswertung wurde anhand von acht Regionen vorgenommen: Neben Bayern, Baden-Württemberg, Berlin und Nordrhein-Westfalen werden in der Region Nord-West Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein zusammengefasst, in der Region Nord-Ost Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt, die Region Mitte-West umfasst Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland und die Region Mitte-Ost Thüringen und Sachsen – so lassen sich deutschlandweit aussagefähige Daten vergleichen.

Das Sparbuch ist deutschlandweit die beliebteste Sparform und wird mit 52,7 Prozent von jedem Zweiten genutzt. Die fleißigsten Sparer sind dabei in Baden-Württemberg zu finden, wo 59,9 Prozent ein Sparbuch besitzen – in Berlin wird es dagegen nur von 38,5 Prozent und somit im Vergleich am wenigsten genutzt. Die zweitbeliebteste Sparform der Deutschen ist mit 37,7 Prozent die Lebens- oder Rentenversicherung. Doch auch hier gibt es zum Teil große regionale Unterschiede: In Bayern sind diese Versicherungsprodukte mit 43,3 Prozent besonders beliebt, in Berlin mit 27,0 Prozent im Regionalvergleich am wenigsten. Während auch Tages- oder Festgelder die meisten Anhänger in Bayern haben (40,2 Prozent), nutzen in der Region Nord-West nur 19,8 Prozent diese Anlageform.

Das Income-Barometer zeigt auch: Trotz inzwischen zehn Jahren Niedrigzinsumfeld mit immer geringeren Erträgen für Spareinlagen sind bislang viele Deutsche noch nicht vom Sparer zum Anleger geworden. So nutzen bislang lediglich 21,4 Prozent der befragten Deutschen die Ertragskraft des Kapitalmarkts – am häufigsten in Baden-Württemberg mit 40,1 Prozent, die wenigsten Anleger sind mit 15,4 Prozent in der Region Nord-Ost zu finden. Auch Anleger in Investmentfonds sind am häufigsten in Baden-Württemberg vertreten (29,4 Prozent), Schlusslicht ist mit lediglich 9,7 Prozent die Region Nord-Ost. Beim Thema Aktienbesitz kommen sogar nur drei Regionen auf einen zweistelligen Anteil: Baden-Württemberg (17,6 Prozent), Nordrhein-Westfalen (11,0 Prozent) sowie die Region Mitte-Ost (10,4 Prozent).

„So erfreulich es ist, dass die Deutschen auch im Niedrigzinsumfeld dem Spargedanken die Treue halten, bleibt doch das Wie des Sparens ganz entscheidend für den Anlageerfolg“, betont Christoph Bergweiler, Leiter Deutschland, Österreich, Zentral- und Osteuropa sowie Griechenland bei J.P. Morgan Asset Management. Denn interessanterweise sind Kapitalmarktanlagen, die trotz Niedrigzinsumfeld weiterhin Ertragchancen bieten, besonders häufig in Regionen mit eher hohem durchschnittlichem Haushaltseinkommen vertreten, wie etwa in Baden-Württemberg. „Anscheinend wird das Sparbuch nach wie vor als Basis-Sparform angesehen – Kapitalmarktinvestments wie Fonds oder Aktien werden zumeist erst dann hinzukommen, wenn ausreichend liquide Mittel vorhanden sind“, erklärt Bergweiler. Dies sei allerdings gerade im aktuellen Umfeld wenig erfolgversprechend: „Wer überwiegend oder sogar ausschließlich auf kaum verzinste Spareinlagen setzt, erleidet angesichts der Inflationsrate von zuletzt mehr als 2 Prozent einen realen Wertverlust, unterstreicht Bergweiler.

Unzufriedenheit mit Anlageergebnis vor allem in östlichen Regionen

Angesichts der mageren Erträge ihrer Spareinlagen sind zwei Drittel der Deutschen nicht mit deren Entwicklung zufrieden. Besonders groß ist die Enttäuschung dabei im Osten: In der Region Nord-Ost gaben 78,9 Prozent der Befragten an, nicht mit den Sparerträgen zufrieden zu sein, gefolgt von den Menschen in der Region Mitte-Ost mit 75,3 Prozent. Am wenigsten ärgern sich dagegen die Sparer in Baden-Württemberg über die Entwicklung ihrer Sparerträge – dort gaben „nur“ 58,6 Prozent der Befragten an, enttäuscht zu sein. „Die Unzufriedenheit der Deutschen mit ihrem Sparergebnis ist signifikant. Ganz gleich in welcher Region, es sind jeweils weit über die Hälfte der Sparer unzufrieden, in den östlichen Landesteilen sogar drei Viertel der Sparer. Dies dürfte sicherlich auch mit der geringen Nutzung von Kapitalmarktanlagen zusammenhängen“, erklärt Christoph Bergweiler.

Als einen Grund für den Nicht-Besitz von Wertpapieren wie Investmentfonds, Aktien oder Anleihen gaben viele Deutsche an, nicht ausreichend verfügbare finanzielle Mittel dafür zu besitzen: Im Durchschnitt aller Deutschen sind dies 42,6 Prozent, von 40,0 Prozent im Nord-Westen bis 48,2 Prozent in der Region Mitte-Ost. Ein weiterer Hinderungsgrund ist die persönliche Einschätzung, das Thema nicht gut genug zu verstehen. Im Bundesdurchschnitt sind 34,0 Prozent dieser Meinung, wobei mit 43,9 Prozent am häufigsten die Befragten in Bayern mangelndes Verständnis ins Feld führten, während dies nur 26,2 Prozent der Befragten in der Region Mitte-Ost so sehen. Und für 27 Prozent der Deutschen ist die Angst vor Schwankungen und damit verbundenen Verlusten ein Hinderungsgrund für ein Investment in Wertpapieren – am häufigsten fürchten dies mit 35,9 Prozent die Sparer in der Region Nord-Ost, am wenigsten die Befragten in der Region Mitte-Ost mit 23,1 Prozent.

„Es gibt nach wie vor große Wissenslücken über Kapitalmärkte und einfache Anlagelösungen, und so stehen viele Deutsche mit ihrer Geldanlage auf verlorenem Posten. Doch angesichts steigender Lebenserwartung und sinkender Renten ist es umso wichtiger, die Portfolios für die Realitäten des heutigen Zinsumfelds zu präparieren. Dazu gehört auch, die Geldanlage so zu planen, dass auf lange Sicht Anlageziele erreicht werden können“, unterstreicht Bergweiler und führt aus: „Gerade rund um den Weltspartag gilt es sich zu verdeutlichen, dass es heute nicht mehr möglich ist, mit reinen Spareinlagen den niedrigen Zinsen zu trotzen. Um heute ein attraktives Ertragsniveau zu erreichen ist es vielmehr notwendig, etwas mehr Risiko bei der Geldanlage einzugehen und Kapitalmarktinvestments einzubeziehen. Denn bei der langfristigen Anlage gleichen sich Marktschwankungen aus und der Zinseszinseffekt kann seine Kraft entfalten”, betont Bergweiler.

Befragte sparen angesichts der niedrigen Zinsen eher weniger als mehr

In Folge der stark verbreiteten Nutzung von niedrig verzinsten Sparformen wie Sparbuch oder Tages- und Festgeld wäre es eigentlich sinnvoll, die Sparbemühungen auszuweiten. Doch im Durchschnitt aller Befragten gaben nur 1,3 Prozent an, dass sie angesichts der niedrigen Zinsen mehr sparen. Mit 2,5 Prozent liegen die Baden-Württemberger dabei noch etwas über dem Durchschnitt. Weniger sparen im Durchschnitt aller Regionen 22,4 Prozent der Deutschen – wobei die Befragten in der Region Nord-Ost mit 31,0 Prozent ihre Sparbemühungen überdurchschnittlich zurückgefahren haben. Eine Alternative in Form von ertragstärkeren Investmentprodukten haben sich dagegen nur 5 Prozent der Befragten gesucht, wobei wieder die Sparer in Baden-Württemberg besonders aktiv waren.

Besonders unverständlich erscheint in diesem Zusammenhang das Ergebnis auf die Frage, in welche Anlageklassen beziehungsweise welche Arten von Finanzprodukten die Befragten in den kommenden 12 Monaten mehr investieren würden. Im Durchschnitt aller Regionen liegt hier trotz der hohen Unzufriedenheit mit der Ertragssituation das Sparbuch mit 29,2 Prozent vorne, wobei die Sparer in NRW besonders hartnäckig sind (34,9 Prozent), während die Baden-Württemberger (17,9 Prozent) am wenigsten darauf setzen wollen. Grundsätzlich zeigt sich bei dieser Frage aber auch die große Verunsicherung der deutschen Sparer – jeder zweite Deutsche hatte hier „weiß nicht“ angegeben.

Angesichts dieser Verunsicherung betont Christoph Bergweiler, wie wichtig und sinnvoll finanzielle Bildung und seriöse Anlageberatung sind: „Es ist im aktuellen Umfeld essenziell, vom Sparer zum Anleger zu werden, statt tatenlos zuzusehen, wie das Ersparte immer weniger wird“, führt er aus. „Eine einfache, flexible und bequeme Lösung – nicht nur für Anlageeinsteiger – bieten breit gestreute Mischfonds, die dazu beitragen können, regelmäßige Erträge zu generieren und gleichzeitig Schwankungen und Risiken zu minimieren. Sie ermöglichen bereits mit kleinen Einzahlungen, beispielsweise im Rahmen von Sparplänen, ganz einfach erste Schritte bei der Wertpapieranlage.“ Ein weiterer Vorteil des Sparplans ist laut Bergweiler, dass sich typische Anlegerfehler vermeiden lassen. „Aufgrund der festen Sparrate kann der so genannte Cost-Average-Effekt der Durchschnittskosten greifen: Da die Geldanlage über einen längeren Zeitraum erfolgt, verteilt sich das Risiko besser, denn bei fallenden Kursen erwirbt man mehr und bei steigenden Kursen entsprechend weniger Anteile. So lässt sich das Problem des ‚Market-Timings‘, also des richtigen Einstiegszeitpunktes, vermeiden und für die Fondsanleger werden die gefürchteten Marktschwankungen noch weniger relevant. Und dass der Betrag regelmäßig vom Konto abgebucht wird, sorgt für Spardisziplin – nicht nur zum Weltspartag“, so Bergweilers Fazit.

 

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