Donald Trump hat mit seinen Angriffen auf Fed-Chef Jerome Powell den Bogen überspannt.
„Die Unabhängigkeit der Notenbanken ist eine der wichtigsten Errungenschaften moderner Industrieländer und Basis ihres Wohlstandes“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest GmbH. „Der Angriff darauf wurde von den Märkten sofort kommentiert, mit heftigen Kursabschlägen drückten sie ihr Missfallen aus.“ Da die Märkte das beste und vielleicht einzige Korrektiv sind, das Trump anerkennt, ist ein positiver Ausgang hier durchaus möglich.
Sowohl Aktien als auch der Dollar gaben deutlich nach, Gold stieg angesichts der Unsicherheit auf ein neues Rekordhoch. „Die Unabhängigkeit der Fed ist ein tatsächlich hochsensibles Thema“, sagt Bente. „Wirtschaftlich und von seiner zerstörerischen Tragweite ist es bedeutend größer als das Zollthema.“ Die Unabhängigkeit einer Zentralbank ist die zentrale wirtschaftshistorische Errungenschaft von Industrieländern in den letzten 50 oder sogar 100 Jahren. „Diese Unabhängigkeit unterscheidet ein wirtschaftlich etabliertes und von guten volkswirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen geprägtes Industrieland von einer Bananenrepublik“, so Bente.
In der Türkei war zuletzt zu beobachten, was passiert, wenn eine mehr oder weniger autokratisch handelnde Regierung in die Aufgaben der Notenbank eingreift. „Hier wurde versucht, mithilfe von Zinsmanipulationen eigene wirtschaftspolitische Fehler auszugleichen“, so Bente. „Das hat in der Türkei in eine Phase der Schwäche geführt und das würde es auch in den USA.“ Der Kernvorwurf des derzeitigen US-Präsidenten an den Notenbank-Chef lautet, dass er die Zinsen nicht senke, obwohl die Inflation keine Rolle spiele. „Doch genau das ist falsch. In den vergangenen Jahren ist die Inflation nie wieder nachhaltig unter drei Prozent gesunken, das Problem wurde nicht gelöst“, sagt Bente. „Jetzt orchestriert Trump mit seiner völlig fehlgeleiteten Zollpolitik die zweite, nächste Inflationswelle.“
In diesem Umfeld nicht von einem Inflationsrisiko zu sprechen, widerspricht jeder volkswirtschaftlichen Realität und ist nichts weiter als Absurdität. „Insofern hat es auch nichts damit zu tun, dass Powell durch den Verzicht auf Zinssenkungen einen Fehler macht“, sagt Bente. „Hinter Trumps Agieren steht vielmehr die mögliche Einsicht, dass seine Zölle das Wirtschaftswachstum massiv bedrohen.“ Mit niedrigen Zinsen dagegenzuhalten ist der Versuch, die eigenen Fehler zu verwischen, so wie das Autokraten wie Erdogan in der Türkei ebenfalls versucht haben.
Aber die gestrige Reaktion der Märkte fährt dem US-Präsidenten da in die Parade. „Gerade auch angesichts seines Einknickens gegenüber den Märkten im April, als er nach Turbulenzen am Aktien- und Bondmarkt die Zölle für große Teile der Welt wieder aussetzte, zeigt, dass es doch jemanden gibt, auf den er hört“, so Bente. „Die Märkte.“ Denn so wenig Donald Trump offensichtlich die politischen Institutionen zu achten scheint, die ihn einhegen sollen und die auch Pfeiler der Demokratie in den USA sind, so sehr achtet er auf die Märkte. „Da weder er noch seine Oligarchen-Minister diese Präsidentschaft ärmer verlassen wollen, als sie sie begonnen haben, wird er auf die Märkte hören“, so Bente. „Denn am Ende hängt dieser Wohlstand fundamental an den Märkten.“ Deren Zusammenbruch ist das Letzte, was sich Trump und seine Oligarchenriege wünschen.
Und insofern sind hier vielleicht, frei nach Adam Smith, am Ende das ganze Appellieren an Trumps Gemeinsinn und die Forderung an ihn, doch bitte demokratische Institutionen zu achten, fehlgeleitet, weil in seinem Fall unrealistisch. „Am Ende ist das Beschwören der Eigeninteressen, wohlhabender werden zu wollen, der wohl wirksamste Weg, Trump mittelfristig wieder in die wirtschaftspolitische Vernunft zurückzuführen“, sagt Bente. „Und das kann eben nur eine einzige Institution: der Markt.“ Daher stehen die Chancen auch gut, dass nach den anfänglichen Eruptionen am Ende sogar ein besseres wirtschaftspolitisches Umfeld in den USA besteht als vor Trump. „Ein Umfeld mit weltweit niedrigeren Zöllen, mit weniger Bürokratie in den USA und dort vielleicht sogar auch noch mit geringeren Steuern“, so Bente. „Die Märkte haben sich gerade hinter Powell und die Unabhängigkeit der Notenbank gestellt.“ Sie können Trump zum Einlenken bewegen, das haben sie vor zwei Wochen erfolgreich bewiesen. Und sie werden dies auch in Zukunft tun. Zum Wohle all derer, die im aktuellen Marktumfeld nicht primär ein Risiko, sondern die Chance für antizyklische Aktienkäufe sehen.
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