Die wirtschaftliche Lage in Deutschland bleibt schwierig, doch eine nachhaltige Erholung erscheint jetzt möglich.

Die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe betonen in ihrem aktuellen Standpunkt zur Inflation und Geldpolitik: Die EZB hat mit ihrer Zinspolitik entscheidend zur Inflationsstabilisierung beigetragen. Das Zinsniveau ist angemessener Weise jetzt im neutralen Bereich angekommen: Weder befeuert noch bremst es die Wirtschaft in der erreichten Ausrichtung.

Das von Bundestag und Bundesrat beschlossene Finanzpaket bietet Chancen, stärkere wirtschaftliche Dynamik zu entfachen. Entscheidend ist aber, dass es durch kluge wirtschaftspolitische Weichenstellungen und mutige Reformanstrengungen beim Bürokratieabbau, bei der Digitalisierung sowie dem Arbeitsmarkt und der Stärkung der Sozialsysteme begleitet wird. Nur dann kann die notwendige Modernisierung von Staat und Gesellschaft gelingen.

Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, stellt fest: „Trotz der enormen Volumina der Fiskalpakete verteilt sich deren Wirkung über die lange Laufzeit. Der Konjunkturimpuls ist nachfrageseitig nur ein Einmaleffekt um ein Niveau von gut einem Prozent.“ Zur Initialzündung für ein dauerhaft höheres Wachstum könne es nur in Verbindung mit echten Strukturreformen werden.

„Ein zinssteigernder Effekt der erhöhten Staatsausgaben und der höheren Verschuldung ist an den Kapitalmärkten bereits jetzt zu beobachten“ – so Dr. Reinhold Rickes, Chefvolkswirt des DSGV. Private Investitionen dürfen jedoch nicht durch die Staatsausgaben verdrängt werden, sondern müssen mit günstigeren Rahmenbedingungen stärker eingeladen werden. Damit sich die zusätzlichen Ausgaben nicht vornehmlich in die Preise entladen, muss die deutsche und europäische Wirtschaft neue Produktionskapazitäten schaffen – mit Blick auf die ausgebauten Ausgabenschwerpunkte gerade auch in der Rüstungsindustrie und in der Bauwirtschaft.

Der Zeitpunkt für den Impuls ist recht günstig: Denn der Kampf gegen die Inflation der letzten Jahre ist fast gewonnen. Die letzten Meter müssen allerdings noch von einer Beruhigung bei der Lohnentwicklung begleitet werden. Die Diskussion kreist oft sehr stark um die lohnintensiven Dienstleistungspreise. Das ist richtig und wichtig, jedoch nur ein Teilaspekt.

Uwe Dürkop, Chefvolkswirt der Berliner Sparkasse, weist darauf hin, dass es durchaus der langfristige Normalfall ist, dass die Dienstleistungspreise deutlich stärker steigen als die Preise andere Güterkategorien. Das folgt aus den typischen sektoralen Produktivitätstrends. „Für die dauerhafte und vollständige Zähmung der Inflation ist genauso wichtig, dass die Industriegüterpreise auf ihrem flacheren Anstiegspfad bleiben. Dort haben wir in den letzten Jahren, ausgelöst vom Energiepreisschock, stärkere Erschütterungen gesehen. 2024 war die Dynamik der Industriegüterpreise dann wieder weitgehend unter Kontrolle. Aber am aktuellen Rand gibt es neue Gefahren.“

Auch die von Seiten der US-Administration drohenden Zölle können für Konjunktur, Arbeitsteilung, Produktivität und damit auch für die Preise zu einem Belastungsfaktor werden.

Die Welt wandelt sich an vielfältigen Stellen sehr schnell. Die jüngsten politischen Entscheidungen haben versucht, neue Antworten für einige der veränderten Herausforderungen zu finden. Aber auch die Rahmenbedingungen im Themenfeld Inflation und Geldpolitik sind weiter fordernd und bleiben von dem vielen fiskalisch bewegten Geld nicht unberührt.

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