Von Rosaine Cousin, Head of International Equities, Crédit Mutuel Asset Management
Trump begünstigt nationale Interessen und vertritt kontroverse Positionen zur NATO und zur internationalen Hilfe.
US-Wirtschaft bleibt stark, unterstützt durch Steuersenkungen und erwartete Gewinnsteigerungen.
Soziale Spaltung und Haushaltsdefizit dämpfen Optimismus der Märkte.
Peking kurbelt seine Wirtschaft an, während manche ein stärkeres Engagement beim Klimaschutz fordern.
„Der Stimmzettel ist stärker als die Kugel“ (Abraham Lincoln)
Der Aufschwung an den US-Märkten nach dem Sieg von Donald Trump ist auch Ausdruck der voraussichtlichen „roten Welle“ im Kongress. Die Anleger erwarten daher von der neuen Regierung, dass sie die Wahlversprechen energisch und schnell umsetzt.
Washington, das neue Serenissima, kein Abwenden von der Lagune!
Es droht die Fokussierung auf nationale Interessen auf Kosten der restlichen Welt: Make America Great Again. Während die Unterstützung für Israel ungebrochen zu sein scheint, stehen die Entsendung von Militärhilfe an die Ukraine und ein NATO-Austritt auf der Tagesordnung. Die Ernennung von Marco Rubio zum Außenminister ist beruhigend, aber er wird durch Pete Hesgeth als Verteidigungsminister ergänzt, einem Veteranen der US-Armee und dem Vorzeigemoderator von Fox News.
Wirtschaftlich übernimmt der Binnenmarkt die Führungsrolle und stärkt den US-Kapitalismus durch erweiterte Steuersenkungen für Unternehmen, eine banken- und technologiefreundliche Deregulierung und die Einführung von Zöllen auf globale Handelspartner. Trumps Vorteil ist, dass er auf ein relativ gesundes Wirtschaftswachstum bauen kann. Die US-Verbraucher und die US-Unternehmen sind gesund, haben eine geringe Verschuldung und zeigen Vertrauen in die Wirtschaft (der US-CEO-Vertrauensindex ist auf dem höchsten Stand seit Januar 2022). Die Gewinnerwartungen deuten auf einen Anstieg des Gewinns pro Aktie um 13 % im nächsten Jahr hin, während die realen Zinssätze auf einem moderaten Niveau bleiben (2,1 %) und die Arbeitslosenquote niedrig ist (4,2 %).
Washington, kümmere Dich um Deine Leute!
Die größte Bedrohung ist die tiefe Spaltung der US-Gesellschaft, und die Konzentration der Produktivitätssteigerungen durch künstliche Intelligenz auf Großunternehmen. Elon Musk mag zwar versprechen, die Ausgaben des Staates um 2 Billionen US-Dollar zu senken, doch in Wirklichkeit müssen die Finanzmärkte bei einem schwindelerregenden Haushaltsdefizit von 6,4 %, das in erster Linie auf die Schuldentilgung zurückzuführen ist, übermäßigen Optimismus vermeiden. Jerome Powell, als einer der letzten Alarmierenden, signalisiert eine mögliche Beibehaltung der Zinssätze im Dezember.
Neues Serenissima – Vorsicht, das Wasser steigt!
In einem pragmatischen, wenn auch etwas widersprüchlichen Schritt spricht sich der Vorstandsvorsitzende von Exxon Mobil für den Verbleib im Pariser Abkommen aus und unterstreicht damit, dass auch Ölunternehmen die Bedeutung der Anpassung an den Klimawandel erkennen.
Mit der Ankündigung eines Konjunkturpakets in Höhe von 6.000 Mrd. Renminbi für die chinesische Wirtschaft bereitet sich Peking auch auf Verhandlungen über Zölle vor.
Der Truthahn und der Geist des Gesetztes
Internationale Anleger profitieren von einem günstigen Umfeld, das durch die starke US-Wirtschaft, Innovationen und die Hoffnung auf eine allmähliche Erholung in China genährt wird. Wir beobachten das Zinsniveau und die Bewertungen genau. Vor allem aber hoffen wir, dass die von den Gründervätern festgelegten Prinzipien – insbesondere die Gewaltenteilung – so zentral für das Fundament der Nation bleiben, wie der Truthahn für Thanksgiving ist. Der Teufel steckt im Detail, und die Auswirkungen der Ankündigungen werden sich bis zum Jahresende auf der internationalen Bühne zweifelsohne vervielfachen.
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