Die Europäische Union treibt mit dem Anfang 2024 in Kraft getretenen Data Act die datengetriebene Wirtschaft entschlossen voran.

Ziel ist es, den Zugang zu und die Nutzung von Daten zu standardisieren, Interoperabilität zu gewährleisten und so eine wettbewerbsfähige digitale Wirtschaft zu fördern. Für Versicherungsunternehmen eröffnet diese Gesetzgebung eine wegweisende Möglichkeit, ihre Prozesse effizienter zu gestalten und neue, innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Chancen für Versicherer: Ein neues Spielfeld

Versicherungsunternehmen treten primär als Datenverarbeiter auf und profitieren durch den Data Act von einer erweiterten Datenverfügbarkeit. Die neue Gesetzgebung ermöglicht den Zugang zu einer Vielzahl zusätzlicher Datenquellen, einschließlich Telemetriedaten aus Fahrzeugen, industrieller Sensordaten und weiteren durch die Nutzung vernetzter Produkte (IoT / IIoT) erzeugten Daten. Diese neue Datenvielfalt ermöglicht präzisere Risikobewertungen, innovative Produkte, hoch personalisierte Dienstleistungen sowie eine skalierbare Nutzung, die weit über bisherige Möglichkeiten hinausgeht.

Ein Beispiel sind Telematik-Tarife in der Kfz-Versicherung. Der direkte Zugriff auf Herstellerdaten erlaubt es, Fahrverhaltensdaten mit weiteren Kontextinformationen zu verknüpfen, wie den Einsatz von Fahrassistenzsystemen, Verkehrsbedingungen und Wetterverhältnissen. Dies ermöglicht gerechtere Prämienmodelle, steigert die Akzeptanz und schafft die Basis für innovative Ansätze wie dynamische Preismodelle.

Auch in der Landwirtschaft ergeben sich bedeutende Chancen. Die Dürreversicherung könnte sich in den nächsten Jahren durch den Zugang zu präzisen Wetter- und Bodendaten sowie Daten aus Fernerkundungstechnologien wie optischen Kameras und Satellitenaufnahmen erheblich weiterentwickeln. Solche Ansätze reduzieren die Abhängigkeit von starren Indexlösungen und ermöglichen Entschädigungen, die genauer an die tatsächlichen Bedingungen vor Ort angepasst sind – ein Vorteil sowohl Versicherer als auch für Landwirte.

Herausforderungen: Anpassung an neue Spielregeln

Die Integration neuer Datenquellen erfordert Investitionen in Infrastruktur, Datenschutz und die Anpassung bestehender Prozesse. Versicherer müssen zudem Wege finden, Kunden von den Vorteilen der Datennutzung zu überzeugen. Smart Contracts und Data Spaces, die als Grundlage für einen sicheren und standardisierten Datenaustausch diesen, spielen eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung.

Strategien für eine datengetriebene Zukunft

Um den Data Act effektiv zu nutzen, sollten Versicherungsunternehmen ihre bestehenden Datenstrategien gezielt erweitern. Dies umfasst die Identifikation neuer Datenquellen, die Bewertung ihres Nutzenpotenzials sowie die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle. Eine gründliche Analyse der aktuellen Dateninfrastruktur ist essenziell, um Lücken zu erkennen und notwendige Anpassungen vorzubereiten. Optimierte Datenintegrationsprozesse sorgen dafür, dass Daten nahtlos verarbeitet und analysiert werden können.

Ein ganzheitlicher Ansatz ist entscheidend: Analyse, Operationalisierung und Skalierung müssen von Anfang an mitgedacht werden. Es gilt, die gewonnene Datenbasis frühzeitig in konkrete, marktfähige Lösungen zu überführen und sicherzustellen, dass die Prozesse effizient und auf Wachstum ausgerichtet sind. Eine realistische Planung und schrittweise Umsetzung bilden dabei den Schlüssel, um die Transformation nachhaltig und erfolgreich zu gestalten.

Fazit: Der Data Act als Gamechanger

Der Data Act schafft einen gesetzlichen Rahmen, der Versicherern den Zugang zu einem bislang ungenutzten Datenschatz ermöglicht. Wer frühzeitig die Weichen stellt, kann von den neuen Spielregeln profitieren, sich als Innovationsführer positionieren und langfristig einen Wettbewerbsvorteil sichern. Es gilt, Unsicherheiten als Chance zu nutzen und die datengetriebene Transformation aktiv mitzugestalten.

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