Franke und Bornberg analysiert die Versicherungsbedingungen von 79 Gesellschaften. Insgesamt 367 Kfz-Tarife wurden detailliert untersucht. Knapp 24 % schneiden gerade mal ausreichend oder noch schlechter ab. Da ist selbst ein niedriger Preis oft zu teuer.
Versicherungsschutz kostet. Manchmal auch die Versicherer. In der Kfz-Versicherung zahlen viele Gesellschaften drauf. Für jeden Euro Kfz-Prämie geben sie 1,06 EUR für Schäden und Verwaltung aus, so der Versichererverband GDV. Eine Werkstattstunde schlägt für Kfz-Versicherer mit über 180 EUR zu Buche. Und für Original-Ersatzteile zahlen sie heute 75 % mehr als vor zehn Jahren. Die Assekuranz begegnet dieser Entwicklung mit höheren Kfz-Prämien, hält sich mit konkreten Zahlen aber zurück.
Längst ist eine Debatte über Preisvergleiche in der Kfz-Versicherung und eine starke Wechselsaison entbrannt. Steigt der Kfz-Beitrag um 20 %, 30 %, 40 % – oder vielleicht noch mehr? Schnell entsteht der Eindruck, in der Kfz-Versicherung drehe sich alles nur noch um die Prämie. Weit gefehlt, sagt Michael Franke, Gründer und Geschäftsführer der Ratingagentur Franke und Bornberg: „Alle reden vom Preis. Wir sprechen von der Qualität. Denn im Schadenfall ist ein schwacher Kfz-Tarif fast immer zu teuer.“
Was ist neu bei den Kfz-Bedingungen?
Franke und Bornberg untersucht die Qualität von Kfz-Tarifen seit 2016. Ausgangspunkt ist die Kombination von Haftpflicht, Voll- und Teilkasko sowie Zusatzbausteinen. In letzter Zeit beobachten die Analysten vor allem Fortschritte im Bereich Elektromobilität. Dazu zählen neue Features wie die Kostenübernahme für Lagerung in einem Wassercontainer, Zustandsdiagnostik des Akkus, Ein- und Ausbaukosten des Akkus und Kurzschlussschäden, aber auch bessere Leistungen bei Schäden durch Tierbiss.
Seit 2024 analysiert Franke und Bornberg zudem 16 Kriterien zum Baustein Schutzbrief. Diese finden sich im aktuellen Kfz-Rating aber bislang nicht wieder. „Bevor wir ein neues Segment in das Rating aufnehmen, beobachten unsere Analysten den Markt über einen längeren Zeitraum. So stellen wir sicher, dass nur echte Differenzierungsmerkmale in die Gesamtnote einfließen“, erläutert Michael Franke.
Wie stark sind Kfz-Tarife 2024?
Für das Rating Kraftfahrzeugversicherungen werden 2024 insgesamt 367 Tarife und Tarifvarianten von 79 Versicherern nach 73 Kriterien analysiert. Die Qualität steigt: 2024 erhalten 23,4 % der Tarife die Topnote FFF+ (hervorragend) – ein Plus von rund drei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Die Verfolgergruppe mit der Note FFF (sehr gut) bleibt mit 25,3 % nahezu konstant. Doch nicht alle Produkte überzeugen. Knapp jeder vierte Tarif kommt über die Note ausreichend (F+) nicht hinaus.
Bei Teilkasko-Tarifen ist lückenhafter Versicherungsschutz bei Unfällen mit Tieren oft der entscheidende Grund für schwache Resultate. Im Bereich Elektrofahrzeuge gibt es häufig Punktabzüge, wenn Leistungen bei Kurzschluss an der Verkabelung, Zustandsdiagnostik des Akkus oder Lagerung im Wassercontainer fehlen. Vollkasko-Tarife werden schlechter benotet, wenn sie Brems-, Betriebs- oder Bruchschäden, Schäden beim Transport auf einer Fähre oder Parkschäden nicht oder nicht ausreichend abdecken. Beim Haftpflichtschutz scheitern manche Tarife am Mindeststandard beim Kriterium „Führen fremder Fahrzeuge“ (Stichwort Mallorca-Police).
Das Kfz-Dilemma: Weniger zahlen oder mehr Schutz?
Preissteigerungen von 20 % und mehr können dazu verleiten, die nächstbeste Kfz-Versicherung mit niedriger Prämie abzuschließen. Aus Sicht von Christian Monke wäre das keine gute Idee. Der Leiter Ratings Gesundheit und Private Risiken empfiehlt stets einen individuellen Tarifcheck: „Wer sich für einen Basis-Tarif anstelle eines Komfort- oder Premium-Tarifs entscheidet, nimmt Lücken in Kauf. Manche davon sind zu verkraften. So spielt eine kundenfreundliche Frist zur Neupreisentschädigung meist keine Rolle mehr, wenn das Auto älter als zwei Jahre ist. Und manchmal ist Teilkasko statt Vollkasko vollkommen ausreichend.“
Selbstbehalte lieferten einen weiteren Hebel, die Prämienlast zu senken. Diese dürften die finanziellen Möglichkeiten im Schadenfall aber nicht über Gebühr strapazieren, so Monke. Änderungen bei Fahrleistung und Anzahl der Fahrer könnten die Prämie ebenso reduzieren wie die weichen Tarifmerkmale Beruf, Stellplatz, Wohneigentum oder Bahncard und Zeitkarten im öffentlichen Nahverkehr. Genau hinsehen lohnt immer.
Kfz-Versicherung 2024: Fazit und Ausblick
Hohe Schadenaufwendungen verteuern Kfz-Versicherungen auch 2025. Doch steigende Preise dürfen den Blick auf Qualität nicht verstellen. Es gibt derzeit zahlreiche sehr gute oder sogar hervorragende Kfz-Tarife im Markt. Trotzdem ist stets eine individuelle Prüfung angezeigt. Und ein schlechter Tarif ist fast immer zu teuer. Harte und weiche Tarifmerkmale können helfen, Sparpotenziale zu heben.
Für künftige Kfz-Ratings stehen die Aspekte Nachhaltigkeit und Schutzbrief-Leistungen bei Franke und Bornberg auf der Watchlist.
Alle Bewertungsgrundlagen sowie die Ergebnisse des Kfz-Ratings auf Tarifebene stellt Franke und Bornberg kostenlos auf der Homepage bereit. Die Übersichten liefern stets Momentaufnahmen. Sie werden laufend aktualisiert und um neue Produkte ergänzt.
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