Kommentar von Marc Pinto, Head of Americas Equities, und Lucas Klein, Head of EMEA and Asia Pacific Equities, Janus Henderson Investors

  • Die eindeutigen Ergebnisse machten eine langwierige Auszählung der Stimmen überflüssig und beseitigte die Marktunsicherheit für die Märkte.
  • US-Aktien stiegen in Erwartung einer wachstumsfördernden Politik der Republikaner an. Allerdings zeigt die Vergangenheit, dass die Aktienperformance langfristig unabhängig vom Wahlausgang ist.
  • Wichtigere Faktoren sind Gewinnwachstum und Zinssätze, die sich bis Ende 2024 positiv entwickeln dürften.

Anleger haben 2024 lange versucht, die US-Wahlen und ihre Auswirkungen auf die Märkte zu verstehen. Jetzt bekommen sie Antworten – und zwar schnell: Donald Trump hat sich eine zweite Amtszeit als Präsident gesichert, die Mehrheit im Senat ist an die Republikaner gegangen, und das Rennen um die Kontrolle des Repräsentantenhauses bleibt eng. Ein starker Sieg für die Republikaner und mit der Beseitigung der Wahlunsicherheit ein Gewinn für die Aktienmärkte.

In der Wahlnacht waren US-Aktien eindeutig die Gewinner. Mit der Auszählung der Stimmen stiegen die S&P 500®-Futures, ebenso wie Kontrakte, die an den Russell 2000 Index, die Benchmark für Small-Cap-Unternehmen in den USA, gekoppelt sind. Die positive Dynamik breitete sich weltweit aus, und einige Märkte außerhalb der USA stiegen ebenfalls, als sich das Wahlergebnis abzeichnete.

Trump gilt als Befürworter niedrigerer Unternehmenssteuersätze, der Deregulierung und einer Industriepolitik, die das inländische Wachstum begünstigt, was der US-Wirtschaft weitere Impulse geben und Risikoanlagen zugutekommen könnte. Diese Politik könnte auch zu einem stärkeren US-Dollar führen, was ein Segen für amerikanische Small-Cap-Unternehmen mit inländischem Schwerpunkt wäre. Während der Wahl 2016 legte der S&P 500 Index vom Tag vor der Präsidentschaftswahl bis zum Jahresende um fast 5 % zu, was als Trump-Rallye bekannt wurde. Wir gehen davon aus, dass sich auch dieses Mal ein ähnlicher Trend abzeichnen könnte.

Auswirkungen auf die Märkte

Historisch gesehen ist es den Aktienmärkten auf längere Sicht jedoch eher egal, welche Partei an der Macht ist. Ein republikanisch geführtes Weißes Haus und ein republikanisch geführter Kongress haben mit gleicher Wahrscheinlichkeit zu positiven Aktienerträgen geführt wie eine von den Demokraten geführte oder geteilte Regierung. Das liegt daran, dass die Aktienerträge auf lange Sicht nicht von Wahlen abhängen, sondern von Faktoren wie Unternehmensgewinnen, Wirtschaftswachstum und Zinssätzen.

Die Parteikontrolle wird im Kalenderjahr nach den Wahlen angegeben. Eine Einheitsregierung bedeutet, dass die Partei des amtierenden Präsidenten auch beide Häuser des Kongresses kontrolliert. Geteilte Regierung bedeutet, dass die Partei des amtierenden Präsidenten nicht beide Häuser des Kongresses kontrolliert. Die Performance der Vergangenheit sagt nichts über zukünftige Erträge aus.

Die gute Nachricht an dieser Stelle: In den USA zeigen alle einen positiven Trend. Im dritten Quartal wuchs die US-Wirtschaft mit einer Jahresrate von 2,8 % und setzte damit eine mehr als zweijährige Expansionsphase fort. Im September leitete die US-Notenbank einen Zinssenkungszyklus ein, der sich bis ins nächste Jahr fortsetzen könnte – vorausgesetzt die Inflation hält sich in Grenzen. Und die Gewinne des S&P 500 dürften im Jahr 2025 um rund 15 % steigen, gegenüber geschätzten 9 % im Jahr 2024.

Nächste Schritte für Investoren

Das soll nicht heißen, dass die Wahl bedeutungslos ist. Die erste Maßnahme der neuen Regierung wird Anfang nächsten Jahres erfolgen, wenn die Gesetzgeber einer Anhebung des Schuldenlimits zustimmen müssen (der vom Kongress festgelegte Gesamtschuldenbetrag, den die USA anhäufen dürfen) oder das Land Gefahr läuft, seinen Verpflichtungen nicht nachkommen zu können. Das 2017 unter Trump unterzeichnete Gesetz über Steuersenkungen und Arbeitsplätze (Tax Cuts and Jobs Act), mit dem die Steuersätze für Privatpersonen und Unternehmen gesenkt wurden, wird Ende 2025 auslaufen.

Sollte ein republikanisches Mandat zu extremen Maßnahmen führen, könnte es zu Kursschwankungen kommen. So hat Trump beispielsweise vorgeschlagen, die Steuersenkungen aus dem Jahr 2017 nicht nur zu verlängern, sondern noch zu erhöhen, was das ohnehin schon ausufernde Staatsdefizit noch verschlimmern könnte. Außerdem hat er versprochen, Zölle von bis zu 60 % auf Importe zu erheben, was die Inflation anheizen und die Treasury-Renditen erhöhen könnte. Märkte, die zu Verlierern der Handelspolitik werden könnten, wie z. B. China, könnten ebenfalls nachgeben.

Die Realität dürfte differenziert ausfallen. So gibt es zwar Befürchtungen über die Auswirkungen von Zöllen auf Märkte außerhalb der USA, aber insgesamt halten wir sie in Bezug auf Europa für übertrieben. Auch ein starker US-Dollar dürfte sich generell positiv auf die europäischen und japanischen Exporteure auswirken. Unter einer republikanischen Führung könnten Bereiche wie die Finanzbranche weniger streng beaufsichtigt werden und Steuervergünstigungen für Wind-, Solar- und Elektrofahrzeuge könnten zurückgenommen werden.

Dennoch stimmt die Politik nicht immer mit der Wahlkampfrhetorik überein, und selbst unter den Republikanern gibt es Meinungsverschiedenheiten in wichtigen Fragen. Daher sollten sich Anleger auf größere Themen konzentrieren, die sich in letzter Zeit als wichtige Markttreiber erwiesen haben. Dazu gehören Innovationen im Gesundheitswesen, das Produktivitätswachstum durch künstliche Intelligenz und der Aufbau neuer Produktionsstandorte in den Schwellenländern. Letztendlich könnten diese und andere Trends, die sich über Jahre hinweg fortsetzen werden, einen größeren Einfluss darauf haben, welche Aktien sich langfristig besser entwickeln als irgendeine einzelne Wahl.

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