Welche Auswirkungen hat der Wahlsieg Donald Trumps kurz- und mittelfristig auf die Börsen?

Das fragen sich Matthew Rees, Head of Global Bond Strategies, und Christopher Teschmacher, Fondsmanager – beide bei Legal & General Investment Management. Sie erläutern unterschiedliche Szenarien:

„Unmittelbar nach dem Sieg der Republikaner sind die US-Anleiherenditen und der US-Aktienmarkt gestiegen und der Dollar hat aufgewertet. Denn Anleger preisen nun strengere Einwanderungskontrollen, zusätzliche Zölle und Steuersenkungen ein. Ob die Markterwartungen eintreten, hängt allerdings davon ab, ob die Republikaner auch die Mehrheit im Repräsentantenhaus bekommen werden und ihr Programm tatsächlich vollständig durchsetzen können.

Szenario eines republikanischen Wahlsieges

Sollten die Republikaner das Repräsentantenhaus tatsächlich gewinnen, ist – neben der Erhebung von Zöllen und neuen Migrationsbestimmungen – mit einer lockeren Fiskalpolitik in Form von Steuersenkungen für Wohlhabende und Unternehmen zu rechnen. Das sollte sich positiv auf die Gewinne der US-Unternehmen auswirken. Diese Maßnahmen könnten aber auch zu höheren Inflationserwartungen führen, die wiederum durch niedrigere Energiekosten abgemildert werden könnten, wenn die Regulierung die Regulierung für fossile Brennstoffe lockern würde.

Insgesamt gehen wir davon aus, dass sich ein solches Marktumfeld positiv auf Aktien und den US-Dollar, aber weniger positiv auf US-Staatsanleihen auswirken würde. Der Einfluss auf Unternehmensanleihen wäre begrenzt, da sich höhere Renditen und höhere Erträge bis zu einem gewissen Grad ausgleichen. Hochverzinsliche Unternehmensanleihen würden wahrscheinlich am meisten profitieren, während Anleihen von Unternehmen aus Schwellenländern durch die Zölle und strengere Finanzierungsbedingungen in US-Dollar unter Druck geraten könnten. Abhängig von den geopolitischen Auswirkungen und der Volatilität des Ölpreises könnte es trotzdem in allen Schwellenländern auch Gewinner geben.

Mit Blick auf einzelne Branchen könnten der Finanz- und der Energiesektor von einer Lockerung der Regulierung profitieren, während Automobilhersteller unter höheren Handelszöllen leiden würden.

Was passiert, wenn Trump das Repräsentantenhaus nicht gewinnt?

Scheitern die Republikaner im Repräsentantenhaus, könnten die Auswirkungen sehr unterschiedlich sein. Donald Trump könnte vermutlich strengere Einwanderungskontrollen und höhere Einfuhrzölle durchbekommen, aber an wachstumsfördernden Maßnahmen wie etwa die Senkungen von Unternehmenssteuern scheitern. Das würde die Anlegerstimmung insgesamt belasten.

Auf US-Staatsanleihen würden dann gegensätzliche Einflüsse wirken, da Änderungen bei den Zöllen und der Einwanderung durch die fehlende lockere Fiskalpolitik ausgeglichen würden. Die mittelfristigen Auswirkungen auf die Renditen sind daher wahrscheinlich neutral, was auch weitgehend für den US-Dollar gilt.

Aktien und Unternehmensanleihen könnten durch das Ausbleiben von Steuersenkungen und den potenziellen Schub durch die Deregulierung beeinträchtigt werden, wenn die Republikaner nicht die Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses gewinnen würden. Die Schwellenländermärkte könnten angesichts möglicher höherer Zölle besonders negativ betroffen sein.“

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