Kommentar von Portfolio Manager Oliver Blackbourn und Global Head of Multi-Asset Adam Hetts, Janus Henderson Investors
- Bewertungen, die eine möglichst weiche Landung der Wirtschaft eingepreist hatten, wurden nach den schwachen US-Arbeitsmarktdaten auf eine harte Probe gestellt – am stärksten betroffen waren dabei einige der angesagtesten Bereiche des globalen Aktienmarktes.
- Auch wenn die derzeitige Volatilität schmerzhaft sein mag, könnte eine Korrektur nach einer übermäßigen Optimismusphase den Weg für einen gesünderen Markt für den Rest des Jahres 2024 ebnen.
- Dies könnte ein günstiges Umfeld für Stockpicker sein.
Es scheint nun eindeutig, dass die Märkte über das Ziel hinausgeschossen sind. Stimmungsindikatoren, Bewertungen und Umfragen zeigten eine erhebliche Selbstgefälligkeit in Bezug auf die Weltwirtschaftsaussichten. Viele unterschiedliche Investorentypen waren aufgrund der guten Gewinnzahlen und der erwarteten Zinssenkungen sehr optimistisch. Das machte die Marktrallye anfällig.
Die Bewertungen hatten entsprechend den Erwartungen eine möglichst weiche wirtschaftliche Landung eingepreist (siehe Grafik). Der schwache Arbeitsmarktbericht war für viele der Auslöser, um zu erkennen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Rezession noch immer gegeben ist. Dennoch scheint es noch zu früh zu sein, um eine endgültige Entscheidung zu treffen – das Fehlen gravierender Finanzschwächen sorgt für eine robuste US-Wirtschaft, und ein besserer Dienstleistungsbericht des Institute for Supply Management zeigt, dass nicht alles nur düster ist. Das Ausmaß der Marktbewegungen hat vielleicht ebenso viel mit der geringeren Liquidität zu tun, die wir derzeit erleben, wie mit dem Ausmaß eines Stimmungsumschwungs oder den Wirtschaftsaussichten.
Aktienrotation hält an
Es ist auffällig, dass die stärkste Volatilität in den angesagtesten Bereichen des globalen Aktienmarktes zu verzeichnen war, wie den sogenannten Magnificent 7, dem NASDAQ 100 und bestimmten asiatischen Aktienmärkten (z. B. dem TOPIX). Es ist jedoch auch wichtig, die Bereiche zu beachten, die sich in den letzten Tagen und im letzten Monat besser gehalten haben, nämlich US-Value-Titel, US-Midcap-Aktien und der FTSE 100 Index in Großbritannien. Dies deutet auf eine anhaltende Marktrotation angesichts einer Abkehr von übermäßigem Enthusiasmus hin. Niedrigere Zinssätze ohne harte Landung waren bisher immer gut für Risikoanlagen insgesamt, aber einige hatten dies vielleicht schon mehr als eingepreist. Eine Korrektur könnte eine solidere Basis für einen Anstieg im weiteren Jahresverlauf schaffen – vorausgesetzt, der US-Arbeitsmarkt bleibt stabil.
Fokus auf Japan
Die höchste Volatilität wurde in Japan verzeichnet, wo der exportabhängige Aktienmarkt zuvor von der anhaltenden Abwertung des Yen profitiert hatte. Die rasche Aufwertung der Währung in den letzten Wochen hat fremdfinanzierte Anleger wahrscheinlich dazu veranlasst, ihre Positionen aufzulösen. Angesichts der stark gestiegenen Zinsen in anderen Ländern, während sie sich in Japan kaum veränderten, war der Yen ein offensichtlicher Anwärter für die Finanzierung von Devisen-Carry-Trades.
Die rasche Währungsabschwächung scheint sich jedoch auf die Stimmung am Aktienmarkt ausgewirkt zu haben, da der stärkere Yen die Schätzungen der japanischen Exporterlöse in Frage gestellt hat. Weniger überzeugte Aktionäre könnten aufgrund dieses eindeutigen kurzfristigen Gegenwinds das längerfristige Argument der verbesserten Aktionärsfreundlichkeit in den Hintergrund gedrängt haben. Der Markt könnte kurzfristig volatil bleiben, da Anleger auf noch nie dagewesene Marktbewegungen reagieren: Japans TOPIX erholte sich am 6. August stark, einen Tag nach seinem zweitschlechtesten Tageseinbruch seit 1950.
Wie geht es weiter?
Ein Lichtblick: Auch wenn die derzeitige Volatilität schmerzhaft sein mag, könnte eine Korrektur nach einer Phase des übermäßigen Optimismus zu einem gesünderen Markt führen. Doch selbst wenn diese Entwicklung allgemein erwartet wird, ist eine Marktkorrektur in dieser Geschwindigkeit und Größenordnung für die meisten Anleger beunruhigend. Wichtig ist: Eine sanfte Landung wird zwar in Frage gestellt, ist aber nicht ausgeschlossen, d. h. eine robuste Wirtschaft und sinkende Zinsen könnten letztlich dazu beitragen, dass Risikoanlagen wieder steigen.
Gleichzeitig sind diese Ereignisse eine deutliche Warnung, dass der Markt relativ teuer ist und wahrscheinlich bis auf weiteres extrem empfindlich auf weitere negative Wirtschaftsnachrichten reagieren wird. Außerdem ist der Aktienbesitz der US-Haushalte so hoch wie nie zuvor, sodass die Entwicklung des Aktienmarktes das Verbrauchervertrauen wahrscheinlich mehr denn je beeinflussen wird.
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