Andrew Jackson, Head of Fixed Income:

“Die schwachen US-Arbeitsmarktdaten der letzten Woche haben die Märkte weiter in Mitleidenschaft gezogen, und viele Anlageklassen, Sektoren und Regionen mussten starke Kursverluste hinnehmen. Der erste Schritt dieser Kurskorrektur entsprach unseren Erwartungen auf der Grundlage der jüngsten Daten, doch nun dürften wir in den Bereich des Überschießens geraten.

Allerdings befinden sich die Märkte im Allgemeinen immer noch auf oder nahe ihren Höchstständen, so dass das Ausmaß der Korrektur unklar bleibt. Unternehmensanleihen sind nach wie vor gut gegen den Marktschock abgefedert. Mögliche Abflüsse, die ein Katalysator für weitere Rückgänge an den bereits angespannten Märkten sein könnten, dürften moderat ausfallen und wir sehen sogar die Möglichkeit von Zuflüssen.”

Christoph Loy, Head of Solutions Deutschland bei Vontobel: „An den globalen Finanzmärkten herrschen aktuell eine deutlich gestiegene Nervosität und Risikoaversion. Jüngster Auslöser war die Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktes am vergangenen Freitag, der die Sorgen um die US-Wirtschaft und vor einer damit einhergehenden Rezession nachdrücklich verstärkt hat. Eine gewisse Abkühlung am Arbeitsmarkt ist unbestreitbar, dass die Lage sich jedoch derart verschlechtert, dass es zu einer Rezession kommt, ist keineswegs sicher.

In Verbindung mit den Umschichtungen, die man durch die Auflösung des global intensiv genutzten JPY-Carry-Trades sieht, weisen Aktienindizes Verluste auf breiter Front auf. Im Gegensatz zum Jahr 2022 können Kursverluste auf der Aktienseite durch Kursgewinne auf der Anleiheseite zumindest teilweise kompensiert werden. Zinserwartungen werden zurückgeschraubt, bis Jahresende sind wieder mehrere Zinssenkungen eingepreist. In diesem von hohen Zinsen und gestiegenen Rezessionsängsten geprägten Umfeld funktioniert die natürliche Diversifikation.“

Jean-Louis Nakamura, Leiter von Vontobel Conviction Equities: „Die globalen Aktienmärkte – die bereits seit Mitte Juli extrem volatil sind – haben nach der Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts, der die Angst vor einer möglichen Rezession in den USA wieder aufleben lässt, einen spektakulären Ausverkauf erlebt.

Obwohl die Korrektur nicht völlig überraschend kam, erwies sie sich als brutaler und zeitlich konzentrierter als erwartet. Sie äußerte sich in einer raschen Neubewertung der Zinssenkungen der Fed (sowohl hinsichtlich der Anzahl als auch des Ausmaßes), einem dramatischen Rückgang der Renditen langfristiger US-Anleihen und einem Anstieg des Yen/USD um mehr als 13 % in den letzten drei Wochen, der durch die spektakuläre Divergenz in der erwarteten Geldpolitik der Fed und der BOJ noch verstärkt wurde, insbesondere nachdem letztere ihren Leitzins in der letzten Woche unerwartet wieder gestrafft hatte. Im Gegenzug löste die massive Aufwertung der japanischen Währung einen großen Teil der Carry Trades auf, die technologie- und wachstumssensitive Märkte (Nasdaq, Taiwan) gestützt und gleichzeitig japanische Inlandsaktien übermäßig benachteiligt hatten. Value-Aktien, defensive Sektoren oder Märkte, die von ihrem eigenen monetären Zyklus angetrieben werden (China), haben sich dagegen etwas besser gehalten.

Ein Teil dieser Neubewertung ist legitim. Die Gewinnwachstumsprognosen für 2025 und später waren wahrscheinlich überzogen und mussten von einer realistischeren Ausgangsbasis aus angepasst werden. Die Tatsache, dass der Arbeitsmarktbericht nach der Fed-Sitzung veröffentlicht wurde, lässt die Märkte außerdem befürchten, dass es vor September keine wirkliche Rettungsmaßnahme geben wird.

Etwas längerfristig betrachtet werden diese Entwicklungen die Fed jedoch dazu zwingen, ihre anhaltende Lähmung aufzugeben, während die Entwicklung der langfristigen Zinssätze bereits einen Boden für das Ausmaß eines Konjunktureinbruchs in den USA bildet. Sollte sich der Preisverfall bei den risikobehafteten Vermögenswerten noch erheblich ausweiten, ist eine dringende Zinssenkung durch die Fed nicht auszuschließen. Die Erholung der Aktien könnte dann ebenso massiv ausfallen wie der jüngste Ausverkauf, wobei Sektoren und Märkte, die am stärksten von säkularen Faktoren und/oder der Zinssensitivität unterstützt werden (Technologie, KI, USA, Taiwan, Indien), am schnellsten zulegen.“

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