Kommentar von Laura Foll und Andrew Jones, Portfoliomanager, Janus Henderson Investors
- Seit dem Brexit haben britische Aktien gegenüber ausländischen Titeln an Wert eingebüßt. Die Gründe sind Sorgen wegen der politischen Instabilität und zunehmenden Spannungen zwischen Großbritannien und der EU.
- Der Wahlsieg der Labour-Partei könnte den Anlegerappetit auf britische Aktien beleben und es könnten Handelsbarrieren mit der EU abgebaut werden.
- Wichtigstes Wahlergebnis könnte sein, dass die Politik den britischen Aktienmarkt und die Wirtschaft insgesamt möglicherweise „beruhigen“ könnte.
Die Labour-Partei von Sir Kier Starmer hat bei den Wahlen in Großbritannien eine deutliche Mehrheit errungen. Dies sorgt für ein Gefühl der politischen Stabilität, eine Konzentration auf die Wiederbelebung der Wirtschaft und eine Lockerung der Handelsschranken mit der Europäischen Union (EU). All dies trägt – so die beiden Portfoliomanager Laura Foll und Andrew Jones in ihrer Wahlanalyse – dazu bei, die Anlegerstimmung gegenüber britischen Aktien zu verbessern.
„Langweilig ist gut”
Seit dem Brexit-Votum im Jahr 2016 haben britische Aktien aufgrund der politischen Unsicherheit im Vergleich zu ihren ausländischen Pendants an Wert verloren. Das Wahlergebnis könnte jedoch dazu führen, dass die Politik den britischen Aktienmarkt „beruhigt“, so dass sich die Anleger wieder auf die positiven Eigenschaften vieler in Großbritannien notierter Unternehmen konzentrieren können.
Außerdem besteht die Möglichkeit, dass Großbritannien seine Handelsschranken mit der EU abbaut und trotzdem nicht Mitglied des Handelsblocks wird. Vor der Wahl hatte Starmer im Wahlprogramm seiner Partei versprochen, „unnötige Handelsbarrieren“ mit der EU abzubauen. Starmer hat jedoch deutlich gemacht, dass seine Partei weder der EU noch dem Binnenmarkt und der Zollunion beitreten will.
„Quadratur des Kreises”
Im Vorfeld der Wahl hatte die Labour-Partei deutlich gemacht, dass sie sich auf die Wiederbelebung des britischen Wirtschaftswachstums konzentrieren will, um so die „Quadratur des Kreises“ zu schaffen, d.h. die Finanzierung der öffentlichen Dienste zu verbessern und gleichzeitig ihre Schuldenverpflichtungen einzuhalten. Die Interessen des britischen Aktienmarktes und der neuen Regierung sind damit auf einen Nenner gebracht.
Ein höheres britisches Wirtschaftswachstum wäre ein „klarer Pluspunkt“ für inländisch orientierte Aktien, da es ein höheres Umsatz- und Ertragswachstum ermöglichen würde. Zwar dürften die von Labour vorgeschlagenen angebotsseitigen Reformen einige Zeit brauchen, um sich auf die Wirtschaft auszuwirken, doch könnte die neue Regierung bereits ein verbessertes inländisches Umfeld übernehmen, da die britische Wirtschaft die leichte Rezession in der zweiten Jahreshälfte 2023 bereits überwunden hat.
Besserer Wiederaufbau?
Ein erster Schwerpunkt der neuen Regierung scheint der Wohnungsbau zu sein – insbesondere soll die Zahl der pro Jahr gebauten Wohnungen erhöht werden. Auf viele in Großbritannien notierte Unternehmen könnte sich das Erreichen dieser Ziele positiv auswirken. So gerieten die Gewinne von Baustoffunternehmen in den letzten Jahren häufig unter Druck, weil die Wohnungsbauzahlen zurückgingen. Sollte die Labour-Partei ihre Ziele für den Wohnungsbau erreichen, könnten die Baustoffhersteller eine deutliche Nachfragebelebung spüren, was sich wiederum positiv auf die Gewinne auswirken würde.
Die Wachstumspolitik der Labour-Partei konzentriert sich auf die Reform der Industriepolitik und der Planungsverfahren. Ziel ist es, die grundlegenden Probleme anzugehen, die die britische Wirtschaft plagen, insbesondere die alarmierend niedrigen Investitionsraten.
Frühere Conservative-Regierungen haben zwar das Planungssystem als Hindernis für Wirtschaftswachstum ausgemacht, taten sich jedoch mit dem tief verwurzelten Widerstand schwer. Labour hat dank seiner deutlichen Mehrheit die Möglichkeit, diese und andere Maßnahmen schnell umzusetzen.
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