Aktuelle Markteinschätzung von Georg Geiger, Gründer und Vorstand der Value-Holdings AG
Kaufen, wenn die Kurse den Tiefpunkt erreicht haben und verkaufen, wenn die entsprechenden Aktien einen Höchststand aufweisen – das ist wohl das Ziel aller Anleger. Doch die Realität zeichnet ein anderes Bild. Nur in den seltensten Fällen funktioniert Timing wirklich. Dies bedeutet auch: Die Chance ist recht gering, dass Anleger, die nun in Nebenwerte investieren, den perfekten Tag erwischen. Sehr wahrscheinlich ist jedoch, dass der aktuelle Zeitraum auf lange Sicht eine gute Möglichkeit bietet, um einen Teil seiner Ersparnisse nun in die zweite, dritte und auch vierte Börsenliga anzulegen – also in S- und MDAX-Werte und Aktien, die im Scale Index zu finden sind. Und: Ob Anleger nun zu den allerbesten Kursen kaufen, spielt eher eine untergeordnete Rolle. Der Reihe nach.
Auf lange Sicht sind Nebenwerte die bessere Wahl
Fakt ist: Langfristig haben sich die Nebenwerte weitaus besser entwickelt als die DAX-Aktien. So kommt etwa der SDAX seit Anfang 2000 auf eine Rendite von etwa 380 Prozent, während der MDAX gar einen Zuwachs von gut 530 Prozent verzeichnet. Der deutsche Leitindex kommt in diesem Zeitraum hingegen lediglich auf ein Plus von rund 160 Prozent.
In den vergangenen beispielsweise fünf Jahren hatte hingegen der DAX die Nase vorn. Grund: Vor allem die Corona-Krise, die hohe Inflation, die steigenden Zinsen und der ins Stocken geratene Wirtschafsmotor sowie die Kriege in der Ukraine und dem Nahen Osten gingen mit einer steigenden Unsicherheit einher. Und in solch herausfordernden Zeiten neigen Anleger nun einmal dazu, eher in die Schwergewichte zu investieren. Die Folge: Während der DAX im Jahr 2024 einen neuen Rekordstand erklomm, sind S- und MDAX sowie der Scale Index weit von ihren Allzeithochs entfernt.
Sinkende Zinsen, wachsende Chancen
Sollte sich aber jetzt die Lage beruhigen – und danach sieht es aus –, bieten Small Caps attraktive Renditechancen. Zwar ist nun nicht zu erwarten, dass die Nebenwerte im Nu auf neue Rekordhochs steigen, doch die Renditedifferenz zum DAX sollte zumindest ein wenig geschlossen werden. Die Gründe: Zum einen weisen Small Caps eine deutlich höhere Zinssensitivität auf. Hohe Zinsen stellen für Nebenwerte also in der Regel eine größere Herausforderung dar als für ihre großkapitalisierten Pendants, benötigen sie für ihr Wachstum im Schnitt doch verhältnismäßig mehr Kapital. Da die Zeit hoher Inflationsraten aber vorbei ist und die Leitzinsen in nicht allzu ferner Zukunft sinken dürften, könnte nun ein guter Einstiegszeitpunkt für Nebenwerte sein.
Zumindest für die Eurozone kann diese Aussage getroffen werden, wo die Inflation im März bei 2,4 Prozent notierte und die Wirtschaft in Erwartung baldiger Zinssenkungen bereits die ersten Schritte zurück in Richtung Wachstum unternommen hat. Setzt sich der positive Trend fort und reiht sich die Eurozone in den positiven Wachstumstrend der Weltwirtschaft ein, dürften das gute Nachrichten für Anleger von Nebenwerten sein, deren Sensibilität gegenüber der Zinspolitik dann ein Vor- und kein Nachteil mehr ist.
Günstige Gelegenheit
Nimmt der neue Zyklus an Fahrt auf und spiegelt sich dies auch am Aktienmarkt wider, dann hatten die großen Unternehmen in vergangenen Zyklen häufig das Nachsehen gegenüber klein kapitalisierten Werten. Das ist natürlich kein Garant dafür, dass Nebenwerte auch in diesem Zyklus eine Outperformance liefern. Doch die Chancen auf eine Wiederholung dieses Phänomens stehen gut; das signalisiert auch die aktuell günstige Bewertung der Nebenwerte. So weist das Kurs-Gewinn-Verhältnis des SDAX mit rund 14,4 nicht nur einen historisch geringen Wert auf, der Small Cap-Index wird damit aktuell auch in etwa auf dem gleichen Niveau bewertet wie der DAX. Normalerweise wird die zweite und dritte Börsenliga jedoch mit einem Aufschlag zu den großen Werten gehandelt.
Auf lange Sicht spricht für das Nebenwertesegment hingegen, dass sich im S- und MDAX sowie im Scale Index einige vielversprechende Unternehmen tummeln, deren Geschäftsmodelle auf lukrative Nischen ausgerichtet sind, die nicht selten höhere Margen als bei den etablierten DAX-Werten zutage führen. Zudem hat bei einigen Unternehmen aus der zweiten, dritten und vierten Reihe noch der Firmengründer eine wichtige Funktion inne – entweder im Vorstand oder Aufsichtsrat. Und gerade diese Unternehmen denken weniger in Quartalszahlen, sondern verfolgen in der Regel längerfristige Strategien und Ziele. Es gibt also durchaus einige gute Gründe, weshalb Small Caps auf lange Sicht auf eine deutlich höhere Performance kommen als die großen Blue Chips – und sich der aktuelle Zeitraum nun als günstige Einstiegschance erweisen könnte.
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