Die US-Konjunktur bleibt stark, die Inflation hoch.
Das bremst Hoffnungen auf rasch sinkende Zinsen in den Vereinigten Staaten, möglicherweise wird die Europäische Zentralbank noch vor der Fed den ersten Zinsschritt machen. „Für Anleger wächst die Gefahr von Kursrückschlägen“, sagt Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM. Wie groß das Risiko ist, hängt zunächst vor allem auch von der anlaufenden Berichtssaison ab.
In Europa ist beim Thema Inflation Entspannung angesagt: Noch im Dezember 2023 lag die Teuerungsrate bei 3,4 Prozent und ist im März nach vorläufigen Zahlen auf 2,2 Prozent gesunken – stetig in Richtung EZB-Ziel von knapp unter zwei Prozent. Ganz anders sieht es derzeit in den USA aus: Die US-Konjunktur kennt kein Halten, der Jobaufbau lag zuletzt mit 303.000 Stellen weit über den Erwartungen, die Lohnzuwächse sind nach wie vor kräftig. Dementsprechend bleibt die Inflation weiter auf hohem Niveau, im März stieg die Rate sogar von 3,2 auf 3,5 Prozent. Die Kernrate – ohne Nahrungsmittel- und Energiepreise – verblieb bei 3,8 Prozent. „Damit schwinden die Hoffnungen auf eine baldige Lockerung der Geldpolitik in den USA“, erklärt Gerlinger. Inzwischen würden nur noch zwei Zinssenkungen im laufenden Jahr erwartet. Der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers sieht sogar das Risiko, dass der nächste Schritt der US-Fed eine Zinserhöhung sein könnte.
Einerseits sind dies ungünstige Nachrichten, würden doch niedrigere Zinsen die US-Konjunktur und den angeschlagenen Gewerbeimmobilienmarkt stützen. „Bleiben die Zinsen weiterhin hoch“, so Gerlinger, „könnte dies die bislang positiven Aussichten auf ein stärkeres Wachstum der US-Wirtschaft eher belasten.“
Andererseits habe die US-Wirtschaft in den vergangenen Monaten bewiesen, dass sie auch mit höheren Zinsen kräftig wachsen könne. Gerlingers Fazit: „Für die US-Aktienmärkte wächst dennoch die Rückschlaggefahr, auch wenn die Skepsis und die Angst davor das Kursrisiko begrenzen dürfte. Wohin der Markt kurzfristig tendiert, entscheidet sich auch an den Unternehmensbilanzen. Der Blick richtet sich damit auf die Berichtssaison für das erste Quartal.“
Auf ihrer jüngsten Sitzung stellten die EZB-Direktoren eine Zinssenkung im Juni in Aussicht. „Damit ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass sich Europas Zentralbank von ihrer US-Schwester emanzipiert und vor der Fed die Zinsen senkt”, sagt Gerlinger. Das dürfte weiteren Druck auf den Euro-Dollar-Kurs ausüben, der Test der Parität steht dann an.
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