Der Goldpreis hat unter dem Eindruck der globalen Zinspolitik, aber auch zahlreicher geopolitischer und wirtschaftlicher Krisen im Jahr 2023 ein neues Rekordhoch markiert.
Was erwartet Anhänger des Edelmetalls im neuen Jahr? Önder Çiftçi von Ophirum wagt einen Ausblick auf 2024.
Aktuelle Markteinschätzung von Önder Çiftçi, CEO der Ophirum Group
Wenn die Notierung von Gold auf ein neues Rekordhoch klettert – so passiert Anfang Dezember mit einem Überschreiten der Marke von 2.100 Dollar je Feinunze –, ist meist das Zusammenspiel vieler Faktoren dafür verantwortlich, die auch einander bedingen, zumindest teilweise. Grundsätzlich hat 2023 gleich mehrere dieser Rahmenbedingungen erfüllt. Nicht nur Edelmetallinvestoren fragen sich nun, ob Gold im gerade begonnenen Jahr weitere Höchststände erklimmt – oder ob sich sein Preis nach dem Paukenschlag zum Ende 2023 im Jahr 2024 erst einmal korrigiert.
Ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren
Eines vorab: Auch im neuen Jahr wird entscheidend sein, wie sich die einzelnen Einflussfaktoren verhalten, die relevant für den Goldpreis sind und die zum Teil schon 2023 als Katalysator der Notierung fungierten. Für 2024 stehen die Chancen nicht schlecht, dass diese Faktoren den Goldpreis noch weiter antreiben – und dass der mit dem neuen Hoch verbundene Ausbruch aus einer jahrelangen Seitwärtsrange trotz der jüngsten Korrektur eine nachhaltige Aufwärtsbewegung in Richtung weiterer Rekorde mit sich bringt.
Da sind etwa die Käufe der weltweiten Notenbanken. Sie fanden zwar im Jahr 2023 bereits auf hohem Niveau statt – laut World Gold Council (WGC) sind in den ersten neun Monaten des Jahres mit fast 800 Tonnen von Notenbanken so umfangreiche Goldkäufe vorgenommen worden wie nie zuvor. Aber auch im neuen Jahr dürfte die Nachfrage von dieser Seite groß sein; darauf deutet nicht zuletzt eine jüngste Umfrage des WGC unter Notenbanken über deren voraussichtliche Goldkäufe in den kommenden fünf Jahren hin.
US-Zinssenkungen könnten Gold in 2024 stützen
Vor allem aber könnte das Thema Zinsen der Motor einer Aufwärtsbewegung sein. Die Leitzinsen, die im Jahresverlauf 2023 Niveaus erreichten wie zuletzt vor der Finanzkrise von 2007/2008, gaben dem Goldpreis vor allem in den ersten Monaten des abgelaufenen Jahres keinen Rückenwind – im Gegenteil. In Zeiten hoher Zinsen hat Gold es in der Regel schwerer Anleger zu überzeugen, da es zwar Werterhalt und damit Stabilität im Portfolio bietet, aber eben keine Zinsen – und wer Sicherheit und Rendite sucht, findet in Zeiten hoher Zinsen beides bei Tages- oder Festgeld. Die allgemeine Zinsentwicklung und die Entwicklung des Goldpreises verlaufen daher häufig entgegengesetzt. Mit den ersten Spekulationen auf eine Senkung der Zinsen durch die US-Notenbank Fed in diesem Jahr legten im vierten Jahresviertel 2023 entsprechend nicht nur die Kurse von Aktien zu, sondern auch die Notierung von Gold. Weitere Zinssenkungen der Fed, wie sie mittlerweile von einem Großteil des Marktes erwartet werden, könnten denjenigen in die Karten spielen, die auf eine Fortsetzung der Goldrally hoffen.
Von der Entwicklung der Leitzinsen der wichtigsten Notenbanken hängt wiederum ein weiterer Faktor ab, der Einfluss auf den Goldpreis hat: der US-Dollar. Niedrigere Zinsen – und zumeist auch schon die Aussichten darauf – schwächen in der Regel den Dollar, da sie gleichbedeutend sind mit einer verminderten Attraktivität von Investitionen in den USA. Verliert der Dollar an Wert, gewinnt Gold an Attraktivität, lautet eine der Faustregeln der Goldanleger. Und da neben den erwarteten Senkungsmaßnahmen der Leitzinsen auch andere Hinweise auf eine Stärkung beispielsweise des Euros gegenüber dem Dollar hindeuten, wäre eine weitere Voraussetzung für einen starken Goldpreis gegeben.
Zudem sind da die Förderkosten, also der finanzielle Aufwand der Goldproduktion. Sie markieren faktisch die Preisuntergrenze für Gold, denn ein Goldpreis unterhalb dieser Kosten macht eine Förderung nicht mehr wirtschaftlich. Dass die Förderkosten seit Jahren stetig zunehmen, ist zwar noch kein Indikator für das Kurspotenzial von Gold – aber es reduziert immerhin das Korrekturrisiko. Das kann potenzielle Käufer wagemutiger machen.
Krisenmetall Gold könnte auch 2024 eine gute Wahl sein
Last but not least sind es Krisen, die den Goldpreis bewegen – seien es Unsicherheiten, die auf einer Schieflage der Wirtschaft beruhen, sei es ein geopolitischer Konflikt, der Auswirkungen rund um den Globus hat. Für 2024 sind in beiderlei Hinsicht Turbulenzen zu erwarten.
So gibt es einige Szenarien, die die US-Wirtschaft – mit einem BIP von rund 25 Billionen US-Dollar (Stand 2022) nach wie vor die größte Volkswirtschaft der Welt – in die Rezession schlittern sehen, trotz ihrer in den vergangenen Jahren gezeigten, mitunter überraschenden Resilienz. Als Argumentation dafür wird der Vergleich mit der Historie herangeführt, wonach auf starke und umfangreiche Leitzinserhöhungen, wie wir sie in den vergangenen Jahren gesehen haben, eine Belastung in den zinssensitiven Bereichen Bau und Konsum folgt. In einem solchen Umfeld wirtschaftlicher Schwäche und aufkommender Unsicherheit ist Gold in der Vergangenheit gestiegen – und bislang deutet nichts darauf hin, dass es diesmal anders sein sollte.
Krisen dürften 2024 auch in der Geopolitik Teil der Realität sein und sich damit am Kapitalmarkt niederschlagen. Zwar verlieren Krisensituationen mit zunehmender Dauer an Wirkung am Markt – das Bonmot der kurzen Beine politischer Börsen wird in diesem Zusammenhang gern bemüht –, doch die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten dürften auch in diesem Jahr einen Effekt auf die Entwicklung des Goldpreises haben. Auch wenn es einige Zeit lang so aussah, als hätte der Ukraine-Krieg keinen direkten Einfluss auf die Notierung, lässt vor allem die Rückbetrachtung den Schluss zu, dass dieser Konflikt wohl dafür mitverantwortlich war, dass der Goldpreis dem oben erwähnten Umfeld hoher Zinsen nicht noch stärker zum Opfer wurde. Zudem ist 2024 mit politischen Turbulenzen in den USA zu rechnen: Die Wahl eines neuen US-Präsidenten im November dürfte ihre Schatten vorauswerfen und gegebenenfalls die eine oder andere Unruhe mit sich bringen.
Mit einem gewissen Maß an Volatilität sollten Gold-Anleger übrigens auch 2024 rechnen. Zumal sich neben erwähnten Szenarien bei den üblichen Einflussfaktoren weitere kurzfristige Impulse ergeben könnten. Ein erneutes Aufkeimen der schon beim jüngsten BRIC-Gipfel in Südafrika thematisierten Gedankenspiele über eine goldgedeckte Währung der BRIC-Staaten als Dollar-Ersatz etwa könnten den Kurs des Edelmetalls zumindest zeitweise beeinflussen.
ÜBER DEN AUTOR
Önder Çiftçi ist Gründer und Geschäftsführer der Ophirum GmbH. Vor der Gründung des bankenunabhängigen Anbieters von Edelmetallen im Jahr 2010 war er bei verschiedenen Banken in führender Position tätig.
ÜBER OPHIRUM
Die Ophirum GmbH ist ein auf Edelmetalle spezialisiertes Unternehmen und eine der ersten Adressen für Retail-Goldhandel in Deutschland. Ophirum bietet in seinen aktuell 24 Retail-Stores und zudem über einen Onlineshop den Kauf von Edelmetallen in verschiedenen Formen an, etwa als Barren oder Münzen. Zudem umfasst das Angebot ein Golddepot sowie Sparpläne mit Tresorgold. Die Spezialisten des Ophirum-Teams haben im Zuge ihrer beruflichen Vergangenheit die Faszination von Rohstoffen sowie den Nutzen und die strategische Bedeutung speziell von Edelmetallen bei der Geldanlage und der Absicherung von Risiken entdeckt. Diese Erkenntnis sowie der bis dato vorherrschende Mangel an vertrauenswürdigen Angeboten physischer Edelmetalle in Deutschland waren Impulse für die Gründung der Ophirum GmbH.
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Ophirum GmbH, Friedensstr. 6-10, 60311 Frankfurt am Main, Tel: +49 69 21 999 744, www.ophirum.de