Geldanlage-Optimismus im Osten geringer als im Westen

Die Menschen in den ostdeutschen Bundesländern sehen das Umfeld für aktienbasierte Geldanlagen weniger positiv als die in den westdeutschen Bundesländern. Dies zeigt der halbjährlich ermittelte deutsche Geldanlage-Index DIVAX-GA, der rund 2.000 Bürgerinnen und Bürger nach ihren Einschätzungen zur aktuellen Situation sowie zu den zukünftigen Erwartungen im Rahmen der aktienbasierten Geldanlage befragt.

Stimmung generell positiv, im Osten aber weniger stark ausgeprägt

Der Index (Werte zwischen -100 bis +100) lag im Sommer 2023 bundesweit bei 29,5, in den westdeutschen Bundesländern bei 31,1 und in den ostdeutschen bei 22,4. Noch vor drei Jahren, also bei Erstauflage des Index, lagen die Werte bei 24,9, bei 26,1 und bei 19,6. Dazu Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA: „Von Pessimismus zeugen die Zahlen keineswegs. Der Index erzielt durchgängig einen ordentlichen zweistelligen Wert. Dies ist ein klarer Hinweis darauf, dass ein Interesse an Aktien in breiten Bevölkerungskreisen besteht. Dass das Stimmungsbild im Osten etwas weniger positiv ist, hat sicher auch etwas mit den generellen Lebensumständen zu tun. Denn die Vermögensbildung und der Wohlstand sind in Ost und West längst nicht auf dem selben Niveau. Beachtlich ist in jedem Falle, dass sich das Stimmungsbild auch im Osten in nur drei Jahren signifikant verbessert hat“.

Weniger Risikoaversion im Osten

Dass auch im Osten eine ausgeprägte Aktienkultur existiert, zeigt die Bewertung von Attraktivität und möglichen Risiken aus einer solchen Geldanlage. So bewerten aktuell 27,7% der Menschen in den neuen Bundsländern Aktien und Aktienfonds mit Blick auf das aktuelle Marktumfeld vor Gold, Immobilien und Zinsprodukten als attraktivste Geldanlage. In den alten Bundesländern sind es nur 26,4%. 32,3% der Menschen in den östlichen Ländern trauen sich dabei zu, die Aktien selbst auszuwählen. In den westlichen sagen dies 29,7%. Fragt man nach den Gründen, die gegen eine Anlage in Aktien sprechen, nennen in den neuen Bundesländern 26,4% die Risiken und mögliche Kursschwankungen. In den alten Bundesländern liegt der Wert bei 29,3%.

Dazu Heuser: „Wer glaubt, die Ostdeutschen seien weniger aufgeklärt, wenn es um die Geldanlage geht, täuscht sich auf ganzer Linie. Tendenziell haben dort mehr Menschen verstanden, dass gerade bei langfristigem Vermögensaufbau die Risiken von Aktien mehr in den Hintergrund und die Renditechancen in den Vordergrund treten.“

Verfügbare Einkommen sind entscheidend

Geht es um den Hauptgrund, der die Menschen von Aktieninvestments abhält, sind die Unterschiede eklatant: 47,4 Prozent der Menschen aus den ostdeutschen Bundesländern geben an, dass sie dafür zu wenig Geld hätten – 6,1 Prozentpunkte mehr als im Westen. Für Norman Wirth, Geschäftsführender Vorstand des AfW Bundesverband Finanzdienstleistung, einer der Trägerverbände des DIVA, keine Überraschung: „Die Ergebnisse decken sich vollumfänglich mit der Beratungspraxis der Mitglieder unseres Verbandes. Im Osten sind die Einkommen niedriger, es gibt kaum Erbschaften und die meisten Menschen hatten bisher wenig Gelegenheit, nennenswertes Vermögen zu bilden. Hinzu kommt die allenthalben zu spürende Inflation, die natürlich Menschen mit niedrigeren Einkommen und ohne Vermögen mit voller Wucht trifft.“

Vorschläge der Fokusgruppe private Altersvorsorge sind weiterführend

Es stellt sich die Frage, mit welchen Maßnahmen die Politik gegensteuern könnte, um auch mehr Menschen in den ostdeutschen Bundesländern Vermögensbildung und höheren Wohlstand zu ermöglichen. „Es ist rundum zu begrüßen, dass die EZB mit Nachdruck die Inflation bekämpft, die das Hauptproblem ist. Die Politik sollte dies mit Verschuldungsdisziplin und dem Rückbau von Subventionen positiv flankieren. Das alles kann zwar eine gewisse Zeit lang für die Wirtschaft schmerzlich sein, ist aber weitaus sinnvoller, als die Inflation laufen zu lassen. Dies gilt umso mehr, als dass bislang der Konjunktureinbruch noch nicht zu hoher Arbeitlosigkeit geführt hat“, analysiert Heuser.

Wirth ergänzt: „Wir setzen sehr auf eine zeitnahe Umsetzung der Ergebnisse der Fokusgruppe private Altersvorsorge der Bundesregierung. Deren Vorschläge für eine stärkere staatliche Förderung der aktienbasierten Altersvorsorge mit zusätzlichen Fördermitteln für Menschen mit niedrigen Einkommen sind genau das, was in den ostdeutschen Bundesländern helfen würde. Denn die Menschen dort wollen aktienbasiert sparen. Ihnen fehlen nur die Mittel dazu“.

Die Umfrage ist Teil der aktuellen Sommer-Ausgabe des Deutschen Geldanlage-Index (DIVAX-GA) und wurde im Auftrag des DIVA von INSA-CONSULERE durchgeführt. Befragt wurden ca. 2.000 Personen in Deutschland. Alle Ergebnisse sind auf der Website des DIVA zu finden.

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