Jahrzehntelang dämmerte die japanische Wirtschaft vor sich hin, weil Nullzinsen, Deflation und ein schwacher Yen das Wachstum bremsten.
Doch nun stehen die Vorzeichen auf Wandel. Ausgerechnet was hierzulande gefürchtet ist, hilft Nippon auf die Beine: die Inflation. Für Anlegerinnen und Anleger könnte sich nun eine günstige Gelegenheit bieten, um in Japan zu investieren.
Aktuelle Markteinschätzung von Nermin Aliti, Leiter Fonds Advisory der LAUREUS AG PRIVAT FINANZ
Über viele Jahre hatte Japans Börse nur wenig zu bieten: Die japanische Volkswirtschaft wuchs kaum, der Yen war schwach, die Zinsen nahe null und deflationäre Tendenzen bremsten die Nachfrage von Konsumenten wie Investoren gleichermaßen. Doch seit April dieses Jahres ist der breit gefasste Börsenindex Nikkei 225 wie entfesselt und erreichte im Juli endlich wieder ein Niveau, auf dem die Börse in Tokio zuletzt vor rund 33 Jahren notierte. Allein in diesem Jahr konnte der Nikkei um rund 29 Prozent zulegen. Was war geschehen – und wie kann es nun weitergehen?
In Japan zeichnet sich ein fundamentaler Wandel der Geldpolitik ab. Der seit April amtierende neue Notenbankchef der Bank of Japan (BoJ) will die Strategie seines Vorgängers der ultralockeren Geldpolitik mit Leitzinsen um die null Prozent beenden. Denn erstmals seit zwei Jahrzehnten steigt in Japan die Inflationsrate. Und anders als in Europa oder den USA freuen sich Ökonomen des Inselstaates darüber – vor allem wenn sie dauerhaft oberhalb einer Jahresrate von zwei Prozent liegen sollte. Nach langen Jahren, in denen die Deflation bei Verbrauchs- und Investitionsgütern tendenziell für sinkende Preise und somit für Konsumzurückhaltung sorgte, könnten in diesem Jahr endlich auch die Löhne wieder steigen und die Konsumstimmung aufhellen.
Noch etwas gibt der Nachfrageseite in Japan neuen Schub: Japan hatte erst im Oktober 2022 seine pandemiebedingte Isolierung beendet – und somit strömen nun die Touristen wieder in das Land und nutzen den schwachen Yen für Einkäufe. Auch China hat als wichtigster Handelspartner Japans erst spät die Corona-Beschränkungen fallen lassen. Nun profitiert Japan von Nachholeffekten. In der Folge hat der Yen kräftig aufgewertet, was nicht nur japanischen Exportunternehmen, sondern einer ganzen Reihe von Branchen hilft.
Inflation sorgt für Optimismus
Da sich die Anzeichen mehren, dass die Inflation auch noch länger über der BoJ-Zielmarke von zwei Prozent verharrt, nimmt der Optimismus unter Japans Unternehmern sowie Anlegerinnen und Anlegern zu. Trotz der spürbaren Aufbruchstimmung könnte davon an der Börse Tokios noch nicht alles in den Kursen enthalten sein. Denn: Japans Aktien sind – trotz der bereits kräftig gestiegenen Kurse – im Durchschnitt noch immer recht günstig bewertet. Ein Indikator hierfür kann das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) sein. Im Schnitt sind die Aktien mit ihrem 13-fachen Jahresgewinn bewertet.
Für Anlegerinnen und Anleger könnte sich somit eine günstige Einstiegsgelegenheit bei japanischen Aktien bieten. Etliche Werte in den Leitindizes Nikkei und Topix weisen sogar KGVs unter acht auf und sind somit besonders niedrig bewertet. Hinzu kommt, dass zahlreiche Unternehmen attraktive Dividendenrenditen in einer Höhe zwischen drei und fünf Prozent aufweisen.
Unternehmen notieren teilweise unter Buchwert
Zudem hat die Börse zum Jahresbeginn neue Regeln erlassen, um höhere Standards in der Unternehmensführung durchzusetzen. Langfristig sollen dadurch die Kapitalkosten sinken und die Kapitaleffizienz steigen. Konkret bedeutet dies: Die Tokioter Börse hat die Unternehmen aufgefordert, sich auf ein nachhaltiges Wachstum und eine Steigerung des Unternehmenswertes zu konzentrieren. Vor allem jene Unternehmen, die ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von unter eins aufweisen, also an der Börse unterhalb der bilanziellen Vermögenswerte abzüglich Schulden bewertet werden, sollen demnach Kurspflege betreiben, indem sie Aktien zurückkaufen und ihre Dividenden erhöhen.
Alles in allem sind das gute Voraussetzungen für eine attraktive Rendite japanischer Aktien. Anlegerinnen und Anleger sollten im Idealfall über einen breit gestreuten Fonds investieren. Für den langfristigen Vermögensaufbau ist und bleibt es zudem essenziell, dass das Vermögen in verschiedene Anlageklassen und -regionen fließt.
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