Rekordhitze, Dürre, Waldbrände und niedrige Flusspegel – der Klimawandel beherrscht immer häufiger die Schlagzeilen.
Und zwar aus gutem Grund, wird Trinkwasser rund um den Globus doch immer knapper. Aber es gibt vielversprechende Ansätze, um die Wasserressourcen zu schonen. An dieser Entwicklung können auch Anleger partizipieren.
Aktuelle Markteinschätzung von Nermin Aliti, Leiter Fonds Advisory der LAUREUS AG PRIVAT FINANZ
Hitzerekord! Der Juli war global der heißeste Monat seit Jahrzehnten. Südeuropa und zahlreiche andere Regionen ächzten unter Temperaturen von 40 Grad und mehr. In Italien, Griechenland und Portugal brennen immer noch Wälder und Ernten vertrocknen. In Frankreich wurde bereits das Trinkwasser knapp und die Wasserversorgung eingeschränkt. Weil es schon im Winter und Frühjahr zu warm und zu trocken war, sinken auch die Flusspegel. Der Po in Italien beispielsweise führt historisch wenig Wasser.
Stetig wachsender Wasserbedarf
Der Klimawandel, die wachsende Weltbevölkerung und der damit einhergehende stetig steigende Verbrauch machen Wasser zu einem zunehmend wertvollen Gut. Nach einem Bericht des EU-Klimawandeldienstes Copernicus ist allein in Deutschland das natürliche Wasserreservoir um 15,2 Milliarden Kubikmeter in den vergangenen 20 Jahren gesunken. Das entspricht in etwa dem fünffachen Inhalt des Starnberger Sees. Zahlreiche deutsche Kommunen haben das Befüllen von Pools und die Bewässerung der Gärten beschränkt. Und in vielen Regionen der Erde ist es noch weitaus schlimmer.
Innovative Problemlösungen
Rund um den Globus wird deshalb nach verschiedensten Wegen gesucht, um Wasser zu sparen und aufzubereiten. Dazu ein paar Beispiele: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geht davon aus, dass 70 Prozent des Süßwasserverbrauchs auf das Konto der Landwirtschaft gehen. Beispielsweise benötigt ein Kilogramm Weizen bis zur Ernte 1.300 Liter Wasser. Gerade hier bieten sich technische Innovationen an, die teils schon in anderen Ländern wie in Israel erfolgreich erprobt wurden. So können etwa intelligente Bewässerungssysteme den genauen Wasserbedarf der Pflanzen ermitteln und das benötigte Wasser direkt an die Wurzeln bringen. Bisher sorgen vielerorts Sprinkleranlagen eher dafür, dass ein Großteil des Wassers auf den Feldern verdunstet.
Selbst die großen und kleinen Wasserversorger können eine Menge Wasser sparen. In Industriestaaten wie den USA und Italien etwa geht viel Wasser durch das marode Leitungsnetz verloren. Die Erneuerung der Leitungsnetze ist kostenintensiv, doch Tiefbauunternehmen und Hersteller von Kanalsystemen profitieren.
Daneben können Investitionen in Anbieter von Anlagen zur Entsalzung und Desinfektion von Wasser Anlegerinnen und Anlegern Chancen bieten. Die werden nämlich auch von der Industrie benötigt, dem zweitgrößten Verbraucher von Wasser. Da Wasser meist zur Kühlung von Maschinen und Produktionsanlagen benötigt wird, lässt sich durch Aufbereitung des gebrauchten Wassers der Verbrauch deutlich senken. Vor allem in Asien, wo der Wasserbedarf aufgrund von Landwirtschaft, Industrie und Bevölkerungswachstum immer weiter steigt, dürften diese Anlagen zunehmend gefragt sein. Den Herstellern und Dienstleistern im Bereich Wasseraufbereitung winken langfristige und lukrative Aufträge.
Hohe Investitionen erforderlich
Die Vereinten Nationen schätzen, dass mehr als zwei Milliarden Menschen keinen direkten Zugang zu sauberem Wasser haben, die Versorgung mit sauberem Wasser ist in vielen Regionen der Welt also akut gefährdet. Gleichzeitig schätzen die UN-Experten, dass der Wasserbedarf global jedes Jahr um ein Prozent wächst. Der Handlungsdruck im Bereich der Wasserversorgung und des Wassermanagements wird somit weiter zunehmen. Aufgrund der von einer breiten Mehrheit der Staaten verabschiedeten Nachhaltigkeitsziele der UN ist davon auszugehen, dass auch die Regierungen zukünftig große Summen in eine bessere und ressourcenschonende Wasserversorgung investieren.
Unternehmen aus dem Bereich der Wasseraufbereitung, -verteilung und -desinfektion sowie Firmen, die dazu beitragen, weniger Wasser zu verbrauchen, dürften daher auf mittlere und lange Sicht hohe Wachstumsraten aufweisen. Auf der anderen Seite bieten sich somit auch für Anlegerinnen und Anleger vielfältige Investitionschancen. Allerdings muss die Auswahl der Wasseraktien, -anleihen oder Fonds mit Sachverstand erfolgen und im richtigen Verhältnis zu den übrigen Investments in einem diversifizierten Wertpapierportfolio stehen.
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