Der AVIV Housing Market Report, eine Analyse der Immobilienmärkte in 7 ausgewählten europäischen Ländern, zeigt:
Vorjahresvergleich: In 5 Ländern steigen die Immobilienpreise – Deutschland mit stärkstem Rückgang (-6,2 Prozent), Spanien mit deutlichstem Anstieg (+7,2 Prozent)
In Deutschland hat sich die Zahl der vergebenen Kredite innerhalb eines Jahres halbiert, in Südeuropa blieb sie aufgrund niedriger Preise konstant
Durch Deckelung der Bauzinsen: In Frankreich (+0,4 Prozent) haben sich die Kaufpreise im Jahresvergleich kaum verändert
Vergleich der Hauptstädte: Paris (10.072 Euro) fast doppelt so teuer wie Berlin (5.136 Euro)
Europaweit sind die Zinsen für Baudarlehen in den vergangenen eineinhalb Jahren rapide gestiegen. Die Auswirkungen auf die Immobilienmärkte unterscheiden sich aber deutlich. In 5 von 7 untersuchten Ländern haben sich die Durchschnittspreise von Kaufimmobilien trotz schlechterer Finanzierungsbedingungen verteuert. Große Ausnahme ist Deutschland, wo die Preise um 6,2 Prozent gesunken sind – der stärkste Rückgang aller Länder. Allerdings hat sich der Markt in den vergangenen Monaten wieder etwas stabilisiert und der Abwärtstrend wurde unterbrochen. Das ist das Ergebnis des aktuellen AVIV Housing Market Reports für das 2. Quartal 2023. Darin wird die Entwicklung der Kaufpreise auf den Immobilienmärkten in Deutschland, Frankreich, Belgien, Luxemburg, Italien, Spanien und Portugal analysiert. Der Report entsteht in Zusammenarbeit mit den Immobilienportalen meilleurs agents und Immoweb, die ebenso wie immowelt Teil der AVIV Group sind.
Anzahl an Krediten in Deutschland halbiert, in Südeuropa stabil
Die stärksten Anstiege lassen sich in den südeuropäischen Ländern beobachten. In Spanien erhöhte sich der Durchschnittspreis um 7,2 Prozent. In Portugal beträgt das Plus 6,4 Prozent und in Italien 2,0 Prozent. Alle Länder haben gemein, dass das Preisniveau deutlich unter dem der mitteleuropäischen Länder liegt. Zum Vergleich: In Deutschland kostet der Quadratmeter Wohneigentum aktuell 3.156 Euro, in Spanien und in Italien im Durchschnitt sogar weniger als 2.000 Euro.
Obwohl das Einkommen in Südeuropa geringer ist, können sich die Menschen aufgrund der niedrigeren Preise noch eher Wohneigentum leisten. Denn die ebenfalls hohen Zinsen wirken sich bei geringeren Darlehenssummen weniger stark auf die monatliche Belastung aus. Das zeigt sich auch bei der Anzahl vergebener Kredite: Während in Deutschland laut Daten der Europäischen Zentralbank die Zahl der Kreditvergaben an private Haushalte innerhalb eines Jahres um 50 Prozent eingebrochen ist, blieb sie in den südeuropäischen Ländern stabil, beziehungsweise ist sogar leicht gestiegen. Zudem entdecken ausländischen Investoren die Urlaubsländer zunehmend für sich. Hinzu kommt, dass in Deutschland das Wirtschaftswachstum im Gegensatz zu den meisten anderen untersuchten Ländern in den vergangenen Quartalen zurückgegangen ist. Die Auswirkungen der steigenden Energiekosten machen sich in Deutschland besonders bemerkbar, was auch in der geringeren Kaufkraft der Deutschen sichtbar wird.
Frankreich: Deckelung der Bauzinsen hat Abwärtstrend vorerst abgehalten
Dass in Frankreich die Immobilienpreise nicht eingebrochen sind, hat hingegen einen anderen Grund als in Südeuropa. Denn das Preisniveau ist ähnlich hoch wie in Deutschland. Durch ein Plus von 0,4 Prozent liegt das westliche Nachbarland mit 3.180 Euro pro Quadratmeter inzwischen sogar leicht vor der Bundesrepublik. Hauptgrund für die unterschiedliche Entwicklung ist das niedrigere Zinsniveau. Denn die Obergrenze für Zinsen von Baudarlehen wird in Frankreich von der französischen Zentralbank festgelegt. Diese liegt maximal ein Drittel über dem durchschnittlichen effektiven Zinssatz, der im Laufe des vorangegangenen Quartals von Kreditinstituten für alle Immobiliendarlehen gleicher Art angewandt wurde. Dadurch konnte der rapide Zinsanstieg, wie er in den anderen Ländern seit 2022 auftrat, abgedämpft werden. Durch die kontinuierlichen Anstiege gleicht sich das französische Zinsniveau allerdings allmählich den anderen Ländern an, wo sich die Zinsen zuletzt beruhigt haben. Die finanzielle Belastung für Käufer in Frankreich nimmt folglich zu, was sich auch in der Preisentwicklung widerspiegelt. Zwar sind die Kaufpreise verglichen mit dem Vorjahresmonat leicht höher, doch im vergangenen Halbjahr ist bereits ein Rückgang erkennbar.
Paris teurer als München und fast doppelt so teuer wie Berlin
Beim Blick auf die größten Städte in Deutschland, Frankreich und Belgien zeigt sich, dass Paris nach wie vor mit großem Vorsprung das teuerste Pflaster ist. Mit durchschnittlichen Quadratmeterpreisen von 10.072 Euro liegt die französische Hauptstadt sogar deutlich vor München, der mit Abstand teuersten deutschen Großstadt. In der bayerischen Landeshauptstadt müssen Käufer derzeit mit Preisen von 8.692 Euro für den Quadratmeter kalkulieren. Auch zur deutschen Hauptstadt zeigt sich eine große Kluft: Mit 5.136 Euro pro Quadratmeter ist Berlin fast halb so teuer wie Paris und liegt in etwa auf einem Preisniveau mit Lyon (5.098 Euro). Die niedrigsten Kaufpreise gibt es in den belgischen Großstädten. In der Hauptstadt Brüssel (3.283 Euro) ist Wohneigentum zwar teurer als in der größten Stadt Antwerpen (2.628 Euro). Doch keine belgische Stadt kommt an das Preisniveau der großen Nachbarländer heran.
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