Weniger als ein Drittel (31 Prozent) der Aktien gehören deutschen Anlegern
Bei 24 der 40 DAX-Konzerne liegt die Mehrheit der Aktien in ausländischen Händen
Rekord-Dividende: Konzerne schütten 52 Milliarden Euro an Aktionäre aus – nur 20 Milliarden Euro bleiben in Deutschland
Nie zuvor haben die DAX-Konzerne so viel Geld an ihre Aktionäre ausgeschüttet wie in diesem Jahr – und nie zuvor floss so viel davon ins Ausland. Insgesamt 51,6 Milliarden Euro gehen in diesem Jahr als Dividende an die Investoren der DAX-40-Unternehmen, ein Anstieg um sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Der Großteil des Geldes wird an Anleger im Ausland ausgezahlt: 26,3 Milliarden Euro gehen an ausländische Investoren, nur 19,7 Milliarden Euro an Anleger aus Deutschland. Der Grund: Die Wertpapiere von Deutschlands Top-Unternehmen befinden sich mehrheitlich – zu 52,1 Prozent – in der Hand ausländischer Investoren. Anleger aus Deutschland besitzen lediglich etwas weniger als ein Drittel (31,3 Prozent) der Wertpapiere der wichtigsten Wirtschaftsunternehmen des Landes. Der übrige Aktienbestand der DAX-Konzerne lässt sich nicht zuordnen.
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Auslandsanteil weiter leicht gestiegen – um 0,6 Prozentpunkte –, während der Anteil deutscher Aktionäre erneut leicht gesunken ist (minus 0,2 Prozentpunkte). Aktuell liegen 22,3 Prozent der Aktien der DAX-Konzerne in Depots von Anlegern im europäischen Ausland. Nordamerikanische Anleger halten 21,8 Prozent der Aktien. Investoren aus anderen Weltregionen spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Das sind Ergebnisse einer aktuellen Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY zur Aktionärsstruktur der im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr.
Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY: „Für die deutschen Top-Konzerne werden ausländische Märkte immer wichtiger, und das spiegelt sich auch in der Zusammensetzung ihrer Investoren wider. Gerade die USA und China haben inzwischen für viele Unternehmen eine deutlich größere Bedeutung als der deutsche Heimatmarkt. Es ist nur folgerichtig, wenn mit dieser Internationalisierung des operativen Geschäfts auch eine Internationalisierung der Aktionärsstruktur einher geht. Das bedeutet allerdings auch: Von den Rekord-Dividenden profitieren inzwischen in erster Linie Anleger im Ausland.“
Am höchsten ist der Anteil ausländischer Anteilseigner bei Vonovia – 84 Prozent der Aktien des Immobilienkonzerns sind in den Händen ausländischer Investoren. Die höchste Überweisung ins Ausland tätigt aber ein anderes Unternehmen: Mercedes Benz zahlt Dividenden in Höhe von 4,0 Milliarden Euro an ausländische Anleger, 1,6 Milliarden Euro fließen auf Konten deutscher Investoren.
Den höchsten Anteil deutscher Anleger weist hingegen mit 88 Prozent die Porsche AG auf – die große Mehrheit der Aktien gehören der Volkswagen AG und der Porsche Automobil Holding SE.
Immer mehr Aktien in den Händen nordamerikanischer Investoren
Der Anteil nordamerikanischen Investoren ist im vergangenen Jahr weiter gestiegen und liegt aktuell bei 21,8 Prozent. Seit dem Jahr 2010 ergibt sich für die Unternehmen, für die durchgängig entsprechende Informationen vorliegen, ein Anstieg des Nordamerika-Anteils um sechs Prozentpunkte. Umgekehrt ist im gleichen Zeitraum bei diesen Unternehmen der Anteil, den Investoren aus dem europäischen Ausland hielten, um 2,8 Prozentpunkte gesunken.
„Der steigende Anteil außereuropäischer Anleger ist ein deutlicher Indikator für die zunehmende Globalisierung der deutschen Top-Konzerne und die damit einher gehende wachsende Bedeutung von Investoren außerhalb Europas“, sagt Ahlers. „Den Vereinigten Staaten kommt dabei eine besondere Rolle zu. Nicht nur ist Nordamerika ein enorm relevanter Absatzmarkt und Produktionsstandort für viele deutsche Unternehmen. Zudem haben auch einige sehr bedeutende institutionelle Investoren hier ihren Sitz, die aktiv Einfluss auf die geschäftliche Ausrichtung der deutschen Unternehmen nehmen.“
Dass ausländische Anleger sich verstärkt für deutsche Konzerne interessieren und investieren, hält Ahlers für ein positives Signal: „Deutsche Top-Unternehmen sind attraktiv – nicht zuletzt, weil sie so wettbewerbsfähig und so stark internationalisiert sind.“ Die zunehmende Bedeutung des Auslands für deutsche Konzerne habe aber auch Konsequenzen für den Standort Deutschland, so Ahlers: „Ausländische Märkte gewinnen für deutsche Top-Konzerne immer weiter an Bedeutung – als Absatzmärkte wie auch als Produktionsstandorte. Die Unternehmen orientieren sich dahin, wo sie die besten Rahmenbedingungen vorfinden – das sind sie ihren Investoren schuldig. Der Standort Deutschland steht damit zunehmend im Wettbewerb mit anderen Regionen und muss sich behaupten.“
Anmerkung zur Methode
Bei vielen Unternehmen lassen sich nicht alle Aktien eindeutig den jeweiligen Kategorien (Inland/Ausland) zuordnen. Die in dieser Analyse genannten Werte sind daher Mindestangaben und können in der Realität höher sein. Untersucht wurde der Aktienbestand (Stamm- und Vorzugsaktien), nicht das Gesamtkapital.
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