Die Bedeutung Chinas für die Weltwirtschaft ist immens, sein Wachstum und der Konsum seiner Bevölkerung sollten die Weltkonjunktur auf Jahre antreiben.
„Doch mittlerweile hält Ernüchterung Einzug, Binnenprobleme treffen auf wachsenden Widerstand gegen das Geschäftsmodell der Volksrepublik“, sagt Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM. Doch auch wenn die Aussichten nicht mehr ganz so gut sind: Ohne China geht nicht viel.
Noch Anfang des Jahres 2023 rechneten die Experten mit einer starken Erholung de chinesischen Wirtschaft. „Die chinesische Regierung änderte ihre Strategie gegenüber Covid, Lockdowns gehörten der Vergangenheit an“, so Gerlinger. „Damit schien klar, dass sich ein großer Nachholbedarf entfalten würde.“ Auch die Entspannung bei den Lieferketten und damit die Wiederaufnahme der Produktion an vielen Standorten sollte die Wirtschaft befeuern.
Die Hoffnungen wurden dabei von der Annahme gespeist, die vor allem die chinesische Binnenkonjunktur betrafen. „Mobilität, Konsum aber auch der Immobiliensektor hätten nach Ansicht der Experten profitieren sollen“, so Gerlinger. Doch es kam anders.
Mittlerweile wird China als zunehmendes Risiko für das globale Wachstum betrachtet. „Dabei treffen zwei starke Strömungen aufeinander“, sagt Gerlinger. „So wird die starke Abhängigkeit vieler Staaten von chinesischen Waren und Rohstoffen mittlerweile aktiv verringert.“ Das sorgt für mehr Wettbewerb und zunächst einmal für weniger Aufträge für chinesische Firmen.
Auf der anderen Seite schaffte es die chinesische Führung bislang nicht, die Binnenkonjunktur wieder in Schwung zu bringen. Das liegt vor allem daran, dass nicht ausreichend Jobs für die Zahl der Einwohner verfügbar ist. „Die Jugendarbeitslosigkeit wird auf etwa zwanzig Prozent geschätzt, zehn Millionen Uniabsolventen sollen ohne Job sein“, sagt Gerlinger. Dazu kommt, dass die Krise des Immobiliensektors noch nicht gelöst ist. Die Nachbeben der Zahlungsschwierigkeiten des Konzerns Evergrande sind immer wieder zu spüren – und drücken auch auf den privaten Konsum.
„Viele Privathaushalte haben weiterhin hohe Kredite zu bedienen“, so Gerlinger. „Löhne wie Ersparnisse fließen mehr in den Ausgleich von Verlusten als in den Konsum.“ Der für die chinesische Wirtschaft so wichtige Immobiliensektor ist immer noch weit von einer Gesundung und Erholung entfernt. Auch hier wird lautstark nach der Regierung gerufen, die Verluste aufzufangen und die Konjunktur wieder anzuschieben. Dies ist auch deshalb wichtig, da derzeit das Preisniveau ganz anders als in den westlichen Industrieländern stagniert und damit ohne Gegensteuern eine Deflation drohen könnte.
„Trotzdem zeigt China noch immer ein Wirtschaftswachstum, das höher ausfällt als in den meisten Industrienationen“, sagt Gerlinger. „Und ohne China geht es auch nicht, viele Träume von Autarkie werden auch Träume bleiben.“ So ist China immer noch die Lokomotive der Weltwirtschaft. Sie lahmt zwar etwas, zieht aber immer noch.
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