Die Zinserhöhungen in den USA haben Vermögenswerte aus Schwellenländern, insbesondere Schwellenländeranleihen, negativ beeinflusst.
Die jetzt bevorstehende Aussicht auf einen Höchststand der US-Zinsen ist positiv für Schwellenländeranleihen, insbesondere wenn sich die Rohstoffmärkte erholen. Jean-Marie Mercadal, CEO von SYNCICAP Asset Management – Teil des fünfgrößten französischen Vermögensverwalters Ofi Invest AM, erläutert die Gründe für die Wertentwicklung der Schwellenländeranleihen in den vergangenen Jahren und warum sich nun ein Aufwärtstrend abzeichnet:
Schwellenländeranleihen haben sich in den letzten Jahren im Vergleich zu Industrieländeranleihen eher enttäuschend entwickelt. Das steht im Gegensatz zu ihrer langfristigen Wertentwicklung. Die Verschuldungskrisen in den 1990er Jahren haben zu einer Welle von Abwertungen der meisten Schwellenländerwährungen geführt. Daher haben Schwellenländer mehr inländische Schuldtitel in Landeswährung begeben, um Schwierigkeiten bei der Rückzahlung ihrer Auslandsschulden zu vermeiden, falls die westlichen Währungen, insbesondere der US-Dollar, zu stark ansteigen sollten. Der Markt für Staatsanleihen der Schwellenländer in Landeswährung hat daher massiv auf 8.000 Milliarden US-Dollar gewachsen. Davon entfallen allein auf den chinesischen Markt 45 Prozent.
Der Index JP Morgan GBI-EM repräsentiert Anleihen in Schwellenländern und umfasst 20 Länder mit einem durchschnittlichen Kreditrating von BBB. Er erzielte zwischen Ende 2002 (als der Index erstmals erstellt wurde) und Ende 2019 auf Jahresbasis eine Performance von 6,95 Prozent gegenüber 3,60 Prozent für den US-Staatsanleihen-Index (in US-Dollar). In den letzten drei Jahren erzielten Schwellenländeranleihen jedoch eine Underperformance von -12 bzw. -5 Prozent.
Dafür gibt es im Wesentlichen drei Gründe:
Bewältigung der Covid-Krise: Die Zentralbanken der Schwellenländer verfügten nicht über die finanziellen Mittel, um ihre inländischen Anleihemärkte zu stützen, wie es die Zentralbanken der USA und Europas konnten. Dies führte zu einem drastischen Verfall ihrer Währungen, zumal gleichzeitig die Rohstoffpreise einbrachen.
Inflation: Die Schwellenländer waren als erste von der steigenden Inflation betroffen, so dass die Zentralbanken in den Schwellenländern der Fed und der EZB bei der Straffung der Geldpolitik in der Regel einen Schritt voraus waren. Dies führte zu einem Anstieg der Anleiherenditen. Inzwischen hat sich die Inflation stabilisiert und beginnt in den meisten Ländern, außer in Osteuropa, sogar zurückzugehen. Die langfristigen Anleiherenditen könnten also weiter sinken.
Ein steigender Dollar: Die US-Währung hat von der geldpolitischen Straffung der Fed profitiert und gegenüber praktisch allen anderen Leitwährungen beträchtlich zugelegt: Zwischen den Tiefstständen von 2020 und Ende 2022 stieg der Dollar-Index, der die Entwicklung des US-Dollars gegenüber einem Korb der wichtigsten internationalen Währungen abbildet, um rund 25 Prozent und erreichte fast ein 30-Jahres-Hoch (plus/minus 4 Prozent). Seit Jahresbeginn hat sich der Dollar als weniger stark erwiesen und der Dollar-Index ist um fast 12 Prozent gesunken. Die Folge: Vor allem die Schwellenländerwährungen konnten sich erholen, sind aber im Großen und Ganzen derzeit noch etwas unterbewertet.
Bei den Schwellenländeranleihen zeichnet sich ein Aufwärtstrend ab, sowohl in absoluten als auch in relativen Zahlen: Der Index für Schwellenländeranleihen in lokaler Währung ist seit Jahresbeginn um 2,50 Prozent in EUR gegenüber 0,10 Prozent für US-Anleihen und 1,95 Prozent für den Index für Staatsanleihen der Eurozone gestiegen. Die durchschnittliche Rendite des Index für diese Anlageklasse liegt derzeit bei 6,55 Prozent.
Wir gehen davon aus, dass sich diese Dynamik fortsetzen wird. Die geldpolitische Straffung in den USA scheint sich dem Ende zuzuneigen, da der endgültige Leitzins der US-Notenbank nun bei etwa 5,25 Prozent erwartet wird. Darüber hinaus könnten einige der großen Schwellenländer wie Brasilien, Peru, oder Indonesien von der Erholung der Rohstoffpreise in den kommenden Jahren profitieren. Die Preise sind in den vergangenen Monaten aufgrund der erwarteten Konjunkturabschwächung in den USA und Europa eingebrochen, aber unsere Experten sehen strukturelle Faktoren, die die Märkte für Öl und Industriemetalle, die entscheidend für die Energiewende sind, stützen.
Ofi Invest Asset Management ist Teil der Ofi Invest Gruppe, die zur Aéma Groupe (Macif, Abeille Assurances, Aésio Mutuelle) gehört und derzeit die fünftgrößte Vermögensverwaltungsgruppe Frankreichs ist (laut IPE-Ranking vom Dezember 2021). Die Gruppe verwaltet ein Vermögen von 158 Milliarden Euro für institutionelle, Wholesale- und private Anleger und bietet eine breite Palette an börsennotierten und nicht börsennotierten Anlagelösungen (Stand: 31. Dezember 2022). Dabei verfolgt Ofi Invest AM die Philosophie des verantwortungsvollen Investierens.
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