Von Saji Anantakrishnan, Head of Infrastructure – Australia and Asia, PATRIZIA

Traditionell ist der Infrastruktursektor aufgrund seiner relativ stabilen Cashflows für langfristige Investoren attraktiv. Inzwischen herrscht jedoch bei Regierungen, Investoren und anderen Stakeholdern eine gewisse Unsicherheit: Die Branche versucht, Finanzmittel für Bau, Renovierung oder Erneuerung der Infrastruktur zu sichern, um die Netto-Null-Emissionsziele zu erreichen.

Es ist nicht leicht, diese Ziele zu erreichen. Aber jede Herausforderung ist auch eine Chance für Veränderungen. Klimamaßnahmen können den dringend benötigten Fortschritt zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft ermöglichen und bieten gleichzeitig die Möglichkeit, attraktive Renditen zu erzielen.

Besonderes Wachstumspotenzial sieht PATRIZIA im asiatisch-pazifischen Raum (APAC). Hier gibt es starken wirtschaftlichen Rückenwind, etwa durch ein weltweit führendes BIP-Wachstum. APAC wird mittelfristig rund 60 % der weltweiten Urbanisierung ausmachen. Darüber hinaus wird die Mittelschicht im APAC zwischen 2020 und 2030 von derzeit 54 % auf 65 % wachsen. Diese fortschreitende Verstädterung und der Anstieg des verfügbaren Einkommens werden zu einer höheren Gesamtnachfrage nach Infrastruktur führen.

Im Gegensatz zu den alternden Bevölkerungen und der schrumpfenden Zahl der Erwerbstätigen, die in vielen anderen Teilen der entwickelten Welt zu beobachten sind, verfügt die Region über ein relativ großes Arbeitskräfteangebot. Es wird erwartet, dass die Schwellenländer der Region in den nächsten 20 Jahren mehr als 400 Millionen Menschen beschäftigen werden. Dies wird das BIP-Wachstum vorantreiben und die wirtschaftliche Integration fördern. Vor kurzem wurde der Verband Südostasiatischer Nationen (ASEAN) zum ersten Mal größter Handelspartner Chinas und überholte damit die EU.

All diese Faktoren führen zu einem beispiellosen, beneidenswerten Wirtschaftswachstum im asiatisch-pazifischen Raum, das nach einem Wachstum von 6,5 % im Jahr 2021, 2022 4 % und 2023 4,3 % erreichen dürfte.

Suche nach grünen Lösungen

Die Nachfrage nach Infrastruktur wird voraussichtlich stark ansteigen. Dieses Problem wird durch die Notwendigkeit, die wachsende Nachfrage nachhaltig zu befriedigen, zusätzlich erschwert. Die Region nutzt verstärkt fossile Brennstoffe und ist für mehr als die Hälfte der weltweiten Kohlenstoffemissionen verantwortlich. Darüber hinaus ist die Region aufgrund der hohen Population, der Umweltzerstörung und der ausgedehnten Küstengebiete extremen Wetterereignissen ausgesetzt und anfällig für den steigenden Meeresspiegel.

Zudem ist APAC auch bei der Dekarbonisierung im Rückstand. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass sich dies ändern könnte. Bis 2025 sollen zusätzliche 35-40 GW erneuerbare Energiekapazitäten entstehen. Die einzelnen Länder verfolgen dabei unterschiedliche Ziele. So hat sich Taiwan ehrgeizige Ziele für den Ausbau der Windkraftkapazitäten bis 2035 gesetzt, Japan will seine Treibhausgasemissionen aus dem Jahr 2013 bis 2030 um 46 % senken und Australien hat sein Netto-Null-Ziel für 2050 gesetzlich verankert. Andere Länder haben sich unterdessen verpflichtet, nicht mehr in die Kohleverstromung zu investieren.

Ohne Frage: Diese Zusagen sind eindeutig positiv. Dennoch können sie die erheblichen Mängel in der regionalen Energieinfrastruktur nicht ausgleichen. So ist die Netzinfrastruktur in vielen Ländern unzureichend für variable Energieerzeugung ausgelegt, in der Nähe großer Verbrauchszentren bereits überlastet und muss für zusätzliche Last erheblich ausgebaut werden.

Für diese Herausforderungen gibt es zwar Lösungen, aber sie sind kostenintensiv. Damit APAC bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen kann, müsste der jährliche Investitionsaufwand um etwa 1 Billion US-Dollar auf 3,1 Billionen US-Dollar steigen. Diese Summe übersteigt eindeutig die verfügbare Kaufkraft der Länder – eine Situation, die durch die hohe Staatsverschuldung und die Pandemie noch verschärft wurde.

Privatinvestitionen können Finanzierungslücke schließen

Investitionen des Privatsektors sind eine Möglichkeit, um die Finanzierungslücke zu schließen. Japan beispielsweise drängt auf die Privatisierung seiner Flughafeninfrastruktur, nachdem es bereits die Eisenbahnen, die Raumfahrtindustrie und einen großen Teil seiner Technologieproduktion privatisiert hat. Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima gelang es dem Land außerdem, erhebliches privates Kapital für sein Programm für erneuerbare Energien zu beschaffen.

Die langjährige Präferenz institutioneller Anleger für Nordamerika und Europa sowie die erhebliche Finanzierungslücke haben zur Folge, dass APAC im Vergleich zu den klassischen Märkten attraktivere risikobereinigte Renditen erzielt und eine starke Nachfrage nach Investitionen in erneuerbare Infrastrukturen besteht.

Gewiss gibt es noch einige Herausforderungen, darunter eine Vielzahl von rechtlichen und regulatorischen Anforderungen. Diese werden umso offensichtlicher als der Sektor sich von fossilen Brennstoffen weg und hin zu Wind-, Solar-, Wasser- und Biomasseerzeugung bewegt. Die Stromnetze müssen ausgebaut werden, um erneuerbare Energien nutzen zu können, und es werden Lösungen für die Speicherung neuer Energieformen, wie z. B. Batterien, benötigt.

PATRIZIA hat das Potenzial der Region bereits erkannt und ist der Zeit voraus. So erwarb PATRIZIA 2013 einen in der Entwicklung befindlichen Offshore-Windpark in der Nähe von Miaoli in der Straße von Taiwan, aus dem sie 2020 mit einer günstigen internen Rendite ausstieg. Weitere Infrastrukturinvestitionen in der APAC-Region werden PATRIZIA in naher Zukunft sicher beschäftigen.

Über PATRIZIA

Die weltweit tätige PATRIZIA bietet seit 38 Jahren institutionellen, semi-professionellen und privaten Anlegern Investitionsmöglichkeiten in Immobilien und Infrastrukturanlagen. PATRIZIA verwaltet mehr als 55 Milliarden Euro an Vermögenswerten und beschäftigt über 1.000 Mitarbeiter an 27 Standorten weltweit.

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