Das Jahr 2022 verlief für die Kryptomärkte turbulent. Nicht nur, dass die Kurse stark einbrachen.
Die Handelsaktivitäten waren von einigen Skandalen und Pleiten beeinflusst. Die Sutor Bank hat analysiert, inwieweit sich die globalen Entwicklungen in den eigenen Handelsdaten widerspiegeln. Bei der Sutor Bank werden über angeschlossene Partner 21 Kryptowährungen gehandelt. Anleger, die bei der Sutor Bank über Partner Kryptowerte handeln, sind überwiegend erfahrene Privatinvestoren, die verhältnismäßig oft und viel nicht nur mit Kryptowerten, sondern auch mit Wertpapieren handeln. Aus den Daten lassen sich Rückschlüsse ableiten, wie erfahrene Investoren sich im Vergleich zur weltweiten Gesamtheit der Kryptowerte-Anleger verhalten. Zumindest ansatzweise lassen sich auch Unterschiede im Handelsverhalten zwischen Deutschland und weltweit erkennen.
Kryptoanleger hierzulande deutlich zurückhaltender bei Schwankungen
Im ersten Quartal 2022 handelten die Kryptos noch auf hohem Niveau, der Bitcoin hielt sich vom Jahresstart bis zum 1. April 2022 bei um die 45.000 US-Dollar. Die Handelsvolumina bei der Sutor Bank spiegelten dies wider, im ersten Quartal waren sie weitgehend konstant. Mit dem zweiten Quartal übernahmen schlechte Nachrichten das Geschehen, die Unruhe um die Kryptos Terra und Luna, die im Mai in den Luna-Crash mündeten, drückten Kurse und Handelsvolumina. Im Detail gab es jedoch Unterschiede im Handelsverhalten: Während das 24-Stunden-Handelsvolumen weltweit mit den Preisentwicklungen schwankte, sank das Handelsvolumen bei der Sutor Bank von März bis Dezember 2022 nahezu stetig. Nur im November 2022 war ein „Zwischenhoch“ zu verzeichnen, hervorgerufen durch Abverkäufe, die durch die FTX-Pleite getriggert wurden. Das Tradingvolumen im Dezember 2022 betrug nur noch 5 Prozent im Vergleich zum Januar.
Der Bestand der verwahrten Kryptobestände entwickelte sich im Wesentlichen wie die Gesamtkapitalisierung der Kryptowerte weltweit. „Man kann davon ausgehen, dass bei uns eher ‚Hodler‘ aktiv sind, das heißt sie haben auch während des Luna-Crashes, der Celsius-Insolvenz und der FTX-Pleite eher nicht verkauft, sondern ihre Werte gehalten“, analysiert Hartmut Giesen, Kryptoexperte bei der Sutor Bank. Die Wertentwicklung der verwahrten Kryptowährungen lasse sich im Wesentlichen durch die Preisentwicklung erklären, ohne dass ein großer Abverkauf zu konstatieren wäre. „Die Handelsvolumina sind nach den Negativ-Events nicht durch Abverkäufe gestiegen, sondern insgesamt gesunken. Die Auswirkungen des FTX-Crashes haben sich in der Marktkapitalisierung weltweit weniger niedergeschlagen als die Ereignisse im Frühjahr. Auch dies lässt sich ziemlich deckungsgleich bei den verwahrten Werten nachvollziehen“, erklärt Hartmut Giesen.
Dominanz von Bitcoin und Ether bleibt – doch Bitcoin hierzulande weniger dominant
Ein deutlicher Unterschied lässt sich im Vergleich der Handelsdaten weltweit und bei der Sutor Bank hinsichtlich der Bedeutung von Bitcoin und Ether konstatieren. Die Bitcoin-Dominanz ist in den betrachteten Handelsdaten sehr viel niedriger als im Gesamtmarkt. Im Gesamtmarkt bewegte diese sich um 40 Prozent (Marktkapitalisierung), in den Handelsdaten der Sutor Bank war die Dominanz in fast allen Monaten deutlich darunter und sank zwischenzeitlich auf 20 Prozent. Deutlicher als in den weltweiten Daten hat der Ethereum Merge Spuren bei den gehandelten Währungen hinterlassen: Im September und Oktober 2022 überholte Ether den Bitcoin im Handel, was ihm in der globalen Marktkapitalisierung nicht gelang. Spiegelbildlich zum niedrigeren Handelsanteil von Bitcoin lag Ether generell höher als bei der Gesamtkapitalisierung weltweit. Im Gesamtjahr 2022 lag der Bitcoin-Handelsanteil bei 35 Prozent, Ether erreichte 25 Prozent. Alle anderen Währungen blieben unter zehn Prozent. Insgesamt haben die Investoren bei der Sutor Bank jedoch zu einem höheren Anteil in Altcoins investiert als es ihrer Marktkapitalisierung entspricht. Dies spricht dafür, dass erfahrene Investoren Bitcoin und Ether differenziert betrachten und zum Beispiel Blockchain-spezifische Ereignisse wie den Merge in ihren Strategien berücksichtigen. Auch investieren sie eher in „Nebenwerte“ als der internationale Durchschnittsanleger.
Die ersten Wochen im Jahr 2023 waren für Kryptowerte vielversprechend. „Die Kurse werden sich vermutlich weiter erholen, ohne dass es zu gewaltigen Übertreibungen kommt“, sagt Hartmut Giesen. Dabei werde sich der Preis für den Bitcoin mehr an makroökonomischen Faktoren wie Inflation, Zinsen und Liquidität orientieren. Der Ether-Wert dagegen dürfte sich nach Einschätzung von Kryptoexperte Giesen stärker an Nutzung und Durchdringung der Technologie orientieren. Das gelte auch für andere Coins von Blockchains, die dem Betrieb dezentraler Infrastrukturen dienen, sei es als dezentrale Social Media, dezentrale Clouds oder dezentrale KIs. „Hier ist durchaus eine positive Preisentwicklung möglich“, sagt Giesen. So erlebten zum Beispiel Token, die dezentrale KI-Konzepte ermöglichen sollen, im Zuge des ChatGPT-Hypes einen kräftigen Preisschub. Dies zeigt aus Sicht von Hartmut Giesen auch, dass einzelne Blockchain-Projekte durchaus differenziert gesehen werden und sich von der allgemeinen Preisentwicklung entkoppeln können.
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