AMC-Auftaktgespräch für Vorstände 2022
Mitte Januar trafen sich Vorstände und Entscheidungsträger der Versicherungen beim jährlichen AMC-Auftaktgespräch. Sie diskutierten über Entwicklungen und Gestaltungsmöglichkeiten im Versicherungsmarketing und -vertrieb. Von den Grenzen der Versicherbarkeit über Relevanz und Zukunft des Versicherungsvertriebs bis zur nachhaltigen Versicherungsagentur. Was treibt die Vorstände der Branche um?
Prinzip des AMC-Auftaktgesprächs ist das offene Format, sodass nach kurzen Impulsvorträgen viel Raum für Diskussionen und Erfahrungsaustausch zur Verfügung stehen. Das diesjährige Tagesprogramm mixte gewohnt aktuelle Herausforderungen mit Praxisberichten aus der Branche. Es kristallisierten sich mit der Digitalisierung und Nachhaltigkeit zwei gewichtige Fokusthemen heraus, die von den Vorständen der Allianz und SIGNAL IDUNA näher beleuchtet wurden. Ein Überblick.
Aus der Praxis für die Praxis
Dr. Rolf Wiswesser, Mitglied des Vorstands der Allianz Versicherungs-AG, beschrieb in einem Impulsbeitrag seine Sichtweise zur Zukunft des Versicherungsvertriebs. Die personengebunden Vertriebe können trotz rückläufiger Vermittlerzahlen ihre Marktanteile über alle Sparten hinweg in den vergangenen Jahren sehr stabil halten. Das zeuge von einer Qualitätsauslese. Professionelle Beratung passt sich einem veränderten Kundenverhalten, neuer Technologien und Zugangswege sowie digitalen Wettbewerbern an und greift dabei auch das Thema Nachhaltigkeit aktiv auf.
Persönliche Beratung = digital und persönlich
Nicht erst seit Corona sind Kunden anspruchsvoll und „hybrid. Entsprechend liegt die Herausforderung also darin, die persönliche Beratung digital und zugleich persönlich zu gestalten. Dafür muss Digitalisierung in allen Prozessen rund um Agenturführung und Kundenkontakt stattfinden. Die Allianz baut ihre digitalen Kompetenzen in den Arbeitsprozessen, bei der Kundengewinnung, -beratung und -betreuung derzeit systematisch auf- bzw. weiter aus. Letztlich stehen alle anderen Versicherer aktuell vor der gleichen Aufgabe.
Vor allem in der Kundenbetreuung wird der digitale Austausch von Unterlagen sowie die digitale Kommunikation via WhatsApp, Chatbots etc. zunehmend zur Selbstverständlichkeit. Gefordert sei vorrangig eine kundenorientierte Nutzung moderner Technologien, so Dr. Wiswesser.
Dass Versicherer aber streckenweise bei digitalen Vorstößen noch hinter anderen Branchen zurückliegen, betont auch die aktuelle AMC-Studie „Die Assekuranz im Internet“ . Die Auswertungen zeigen, dass nur eine vergleichsweise kleine Gruppe das digitale Kommunikationspotenzial auf ihren Websites ausschöpft. In Zahlen drückt sich das so aus: Lediglich 11 Prozent setzen Videoberatung und Messengerdienste ein und nur 30 Prozent setzen auf Live-Chats und/oder Chatbots.
Mit digitalen Services echten Mehrwert schaffen für Kunden
Auf Ebene der Vertriebspartner müsse es vor allem darum gehen, digitale Services zu schaffen, die einen echten Mehrwert für Kunden bringen und ihm das Leben erleichtern, betonte Dr. Wiswesser. Neue Kundenbedürfnisse verlangen innovative Angebote mitsamt neu geschaffenen Services. Er führte dies am Beispiel der Elektromobilität aus. Hier könne es dann um Versicherungsschutz für Akkus oder Ladeinfrastruktur gehen oder um spezialisierte Schadenservices, wie eine angepasste Pannenhilfe.
Nachhaltigkeit im Versicherungsvertrieb
Auch das Thema Nachhaltigkeit prägt den Versicherungsvertrieb. Das Thema verlange eine innovative und ganzheitliche Ausrichtung von Versicherern, so Dr. Wiswesser. Ohne eine nachhaltige Produktstrategie komme kein Versicherer mehr aus. Versicherer tun gut daran, ihren Beitrag zu leisten, z.B. bei der Versicherung nachhaltiger Technologien und der Absicherung wirtschaftlicher Transformationsvorhaben. Gefordert sind Innovationen bei nachhaltigen Produktlösungen und Zusatzservices sowie eine nachhaltige Schadensbeseitigung.
Nachhaltige Kommunikation sollte in erster Linie digital sein. Versicherer kommen nicht drumherum, einen CO2-Reduktionspfad für die CO2-Neutralität im Geschäftsbetrieb zu entwerfen und ihre Ausrichtung der Kapitalanlagestrategie nachhaltig umzubauen. In all diesen Change-Prozessen liegen dann auch große Chancen, stellte Dr. Wiswesser heraus.
Die Digitalisierung forme letztlich die Klammer für die aktuell erforderten vielfältigen Innovationen. Dies schließe selbstredend den Wettbewerb mit ein und könne als entscheidender Faktor für die Zukunft des Versicherungsvertriebs gelten, schloss Dr. Wiswesser seinen Vortrag.
Wege zur nachhaltigen Versicherungsagentur
Torsten Uhlig, Mitglied der SIGNAL IDUNA-Vorstände, beschrieb Wege zur nachhaltigen Versicherungsagentur als Teil der konzernweiten Nachhaltigkeits-Strategie.
Bei der SIGNAL IDUNA habe man verstanden, dass sich die Welt rasant verändert, betonte Uhlig. Entsprechend hat man sich dazu entschlossen, Nachhaltigkeit neu zu denken. Die konzernweite Nachhaltigkeits-Strategie hat sich kein geringeres Ziel gesetzt, als die Transformation der SIGNAL IDUNA Gruppe zu einem klimaneutralern Finanzdienstleistungskonzern zu werden. Dies soll dazu beitragen, langfristige und loyale Kunden- und Geschäftsbeziehungen aufzubauen. Die SIGNAL IDUNA stellt unter diesen Vorzeichen attraktive Lösungen für Endkunden und Vermittler bereit.
Um Kundenbeziehungen nachhaltig zu gestalten und letztlich zu mehr Lebensqualität beizutragen, gibt es eine eigens für den Vertrieb abgeleitete Nachhaltigkeitsstrategie, deren Herzstück die „nachhaltige Agentur“ ist.
Konzept: Der nachhaltige Vermittlerbetrieb
Als SIGNAL IDUNA möchte man nachhaltig agieren, sich dabei als Vorbild verstehen und positionieren. Die Agenturen und Vermittler nehmen an dieser Stelle als Kontaktpunkt zum Kunden eine wichtige Schlüsselfunktion ein: Durch das sichtbare Verhalten des Versicherungsunternehmens und der Vermittler entsteht die notwendige Glaubwürdigkeit. Daher sollen die Vermittler dabei unterstützt werden, sich und ihre Vermittlerbetriebe nachhaltig auszurichten.
Der Weg
Ein ganzheitlich ausgerichteter Kriterienkatalog gibt Orientierung über potenziell zu ergreifende Maßnahmen. Dabei geht es um die Reduktion des ökologischen Fußabdrucks, sowie um soziale und ökonomische Aspekte. Auch kleinere Maßnahmen, wie beispielsweise die Anzahl absolvierter Schulungen, die Absatzquote nachhaltiger Produkte oder nachhaltige Mobilität können ihren Beitrag leisten und werden daher mitberücksichtigt. Der so generierte Überblick ist gleichsam in eine ganzheitliche Sicht auf das Thema Nachhaltigkeit eingebettet und hilft bei der Einschätzung der Agentur-Situation ebenso, wie bei der Entscheidung für die nächsten Schritte.
Torsten Uhlig berichtete über die drei Phasen auf dem Weg zur nachhaltigen Agentur:
1) Sensibilisierung – Informationsvermittlung zur nachhaltigen Ausrichtung, Chancen und Möglichkeiten entlang des Kriterienkatalogs
2) Identifikation – Experten gestützte Erfassung der Klimabilanz und Aufplanung der Nachhaltigkeitsstrategie über die Bereiche E-S-G in Abhängigkeit der individuellen Agentursituation
3) Transformation – Bereitstellung attraktiver Angebote zur Umsetzung und Gestaltung der Sichtbarkeit, sowie Einleitung der Trendwende
Über die nachhaltigen Agenturen gelingt es der SIGNAL IDUNA eine konsequente Sichtbarkeit für das Thema Nachhaltigkeit in die Breite zu tragen – und sorgt damit für die notwendige Authentizität. Die Vorbildfunktion, die sich die SIGNAL IDUNA in Sachen Nachhaltigkeit zuschreibt, wird so über das sichtbare Verhalten des Versicherungsunternehmens und der Vermittler gleichermaßen untermauert.
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