Differenzierung bei Unternehmensanleihen wird zunehmen, aktives Management gewinnt an Bedeutung

Gut ein Jahrzehnt währte die geldpolitische Unterstützung der Kapitalmärkte durch die Europäische Zentralbank (EZB). Die Kombination aus Niedrig- bzw. Negativzinsen und Kaufprogrammen beflügelte die Nachfrage nach Unternehmensanleihen spürbar und führte zu einem deutlichen Rückgang der Risikoprämien – einhergehend mit Kursgewinnen für Anleger. 2022 haben die internationalen Zentralbanken jedoch einen Paradigmenwechsel eingeleitet – das Risiko dauerhaft erhöhter Inflationsraten führte zu einem Umdenken: Die Leitzinsen wurden und werden weltweit sukzessive erhöht, Kaufprogramme für Wertpapiere werden nicht mehr fortgeführt. Selbst die Wiederanlage von Fälligkeiten aus dem bereits erworbenen Wertpapierbestand wird zunehmend in Frage gestellt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird die EZB im Laufe des Jahres 2023 ihre Bilanz schrumpfen; einer der wichtigsten und größten Nachfrager nach Unternehmensanleihen fällt damit weg. Vor diesem Hintergrund stellen sich institutionelle Investoren die Frage, mit welchen Ertragschancen im kommenden Jahr bei Unternehmensanleihen zu rechnen ist.

„Trotz des geldpolitischen Gegenwindes wird 2023 ein sehr gutes Jahr für Unternehmensanleihen“, ist Michael Lesnik, Co-Head der Abteilung Asset Allocation & Fixed Income bei Metzler Asset Management, überzeugt. Insbesondere die Bewertung von Unternehmensanleihen sei ausgesprochen attraktiv, viele Faktoren haben im laufenden Jahr zu deutlich erhöhten Risikoprämien geführt. Neben der restriktiver ausgerichteten Geldpolitik habe auch die Eskalation des Ukraine-Russland-Krieges sowie eine drohende Rezession in Europa zu Kursverlusten bei Unternehmensanleihen geführt. Die Risikoaufschläge erreichten teilweise Niveaus, wie zu absoluten Krisenzeiten. „Unternehmensanleihen sind aktuell günstiger bewertet als Aktien und weniger volatil – das macht sie wieder zu einem attraktiven Baustein in institutionellen Portfolios zur Steuerung von Risiko und Ertrag“, so Lesnik. Seiner Einschätzung nach seien die schlechten Nachrichten bereits mehr als eingepreist. Trotz des herausfordernden fundamentalen Umfelds dürften sich die Risikoprämien daher im Laufe des kommenden Jahres wieder in Richtung ihres langfristigen Durchschnitts reduzieren. „Anleger in Unternehmensanleihen dürften 2023 von zusätzlichen Kursgewinnen ihrer Investments profitieren.“

Während die EZB bewusst keine unternehmensspezifischen Merkmale bei ihren Kaufprogrammen berücksichtigte und somit alle Unternehmensanleihen stützte, sieht Lesnik zukünftig eine stärkere Differenzierung am Markt für Unternehmensanleihen. „Wir werden eine zunehmend heterogene Entwicklung an den Märkten beobachten können. Geschäftsmodelle, Finanzprofile und nicht zuletzt die Ausrichtung der Unternehmen bei Nachhaltigkeitsthemen werden für Investoren eine größere Rolle spielen“, ist der Anleihen-Experte überzeugt. „In dieser Phase wird das aktive Management in der Kapitalanlage wieder an Bedeutung gewinnen.“

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