Die Geldanlage 2023 wird aus Sicht der Hamburger Sutor Bank geprägt von mehr negativen als positiven Faktoren:
China wird 2023 endgültig zum Risikofaktor für Konjunktur und Märkte, die Inflation wird zwar schwächer, aber immer noch steigen die Preise und die Notenbanken reagieren mit Zinserhöhungen. „Wir werden um eine Rezession wohl nicht herumkommen“, sagt Mathias Beil, Leiter Private Banking der Sutor Bank. „Diese wird aber milder ausfallen als befürchtet.“ Während die Aktienmärkte 2023 weiterhin stark schwanken könnten, dürften die Rentenmärkte wieder einen positiven Beitrag zur Performance beisteuern.
China als Risiko für die Kapitalmärkte
„Die chinesische Wirtschaft entwickelt sich vom impulsgebenden Motor zum großen Risiko für die Kapitalmärkte“, sagt Beil. Während lange Zeit die ständigen und umfassenden Lockdowns im Zuge der Null-Covid-Strategie den Binnenmarkt stark gebremst haben, könnte sich dies angesichts stark steigender Covid-Infektionen nach der Abkehr von der harten Lockdown-Strategie fortsetzen. Die Produktion dürfte auch weiterhin massiv gestört sein, mit erheblichem Einfluss auf die Lieferketten. Wachstumsraten und Einkaufsmanager-Indizes zeichnen ein schwächelndes Bild.
„Die chinesische Regierung befindet sich in der Zwickmühle“, so Beil. „Um den Binnenkonsum nicht noch weiter abzuwürgen und die Stimmung in der Bevölkerung zu verbessern, hat sie die Corona-Politik gelockert.“ Da aber der Immunschutz der Bevölkerung alles andere als gut ist, riskiert die Regierung nun schnell steigende Infektionen und in deren Folge wahrscheinlich eine hohe Zahl an Todesfällen. „Der goldene Mittelweg wird hier gesucht werden“, sagt Beil. Allerdings dürfte dies dauern, so dass China als Wachstumsmotor für die Welt bis auf weiteres ausfällt.
Zinsen dürften vorerst weiter steigen – in Europa ist eine Rezession sehr wahrscheinlich
Die Energiepreise und damit die Inflation dürften zunächst hoch bleiben. „Für Europa gehen wir im kommenden Jahr von einer Inflationsrate zwischen fünf und sieben Prozent aus“, sagt Beil. „Die Notenbanken werden die Zinsen deshalb weiter anheben.“ In kleineren Schritten zwar, aber immer noch weiter. Erst in der zweiten Jahreshälfte 2023 könnte der Kipppunkt erreicht werden, wonach die Zinsen nicht weiter angehoben, sondern tendenziell wieder zurückgenommen werden.
In den USA sollte die Inflation 2023 mit zwischen vier und sechs Prozent etwas geringer ausfallen als in Europa. Auch dort deute die inverse Zinsstrukturkurve auf eine Rezession hin, die aber ähnlich wie in Europa eher mild verlaufen sollte. Unruhe kommt in den USA vor allem von der politischen Seite: „Nach den Mid Term-Wahlen wird sich der Fokus der Demokraten wieder stärker auf die Innenpolitik richten“, so Beil. „Das bedeutet aber auch, dass die USA bei der Unterstützung der Ukraine die NATO-Partner stärker in die Pflicht nehmen werden, was höhere Ausgaben bedeutet.“
Schwankungen an Aktienmärkten bleiben – mehr Renditechancen bei Anleihen
Die Aktienmärkte werden 2023 noch relativ stark schwanken, auch deutliche Rücksetzer sind möglich. Verläuft die Rezession tatsächlich in Europa wie in den USA relativ milde und kommt die Konjunktur in China nicht ganz unter die Räder, könnte es am Ende des Jahres aber durchaus Positives von den Aktienmärkten geben.
Für die Anleihenmärkte ist aus Sicht von Mathias Beil die positive Nachricht, dass es wieder gute Renditechancen gibt: „2023 dürfte der Rentenmarkt im Gegensatz zu diesem Jahr einen positiven Performancebeitrag liefern“, erklärt Beil. Das Marktumfeld müsse aber weiterhin im Blick behalten werden. Anleger sollten sich auf bonitätsstarke Anleihen konzentrieren. Diese seien etwa im Bereich Unternehmensanleihen zu finden, zum Beispiel bei Großunternehmen mit dominierender Marktstellung. Bei Staatsanleihen sieht Beil die USA sowie EU-Länder im Fokus. Hochzinsanleihen wiederum seien im Vorfeld einer möglichen – wenn auch nur sanften – Rezession ein zu hohes Risiko. „Das Tempo der Notenbanken wird die Anleihenmärkte weiter bestimmen. Doch nach Jahren ohne positive Renditen an den Anleihemärkten kann man jetzt im Depot wieder Anleihen beimischen. Das Angebot interessanter Papiere wird größer, bei der Auswahl heißt es umso genauer hinzuschauen“, fasst Beil zusammen.
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