Von Paul O’Connor, Head of Multi-Asset bei Janus Henderson Investors

 

Die Entscheidung des Offenmarktausschusses (Federal Open Market Committee, FOMC), zum vierten Mal in Folge die Zinsen um 75 Basispunkte anzuheben, entsprach weitgehend den Konsenserwartungen. Die große Frage vor der Sitzung war, ob die Fed gewillt sein würde, zu signalisieren, dass sie das Tempo der Zinserhöhungen verlangsamen, oder ob sie sogar andeuten würde, dass sich die Zinsen ihrem Höchststand nähern würden. Jerome Powell ließ zwar durchblicken, dass sich das Tempo der Zinserhöhungen von nun an wahrscheinlich verlangsamen würde, doch war dies gleichzeitig mit mehreren hawkishen Botschaften verbunden. Der Präsident wies darauf hin, dass „kontinuierliche Erhöhungen“ erforderlich seien, um die Zinssätze „ausreichend restriktiv“ zu gestalten, und dass die Fed-Erwartungen für die Endzinsen in diesem Zyklus seit dem FOMC im September gestiegen seien.

Aus Sicht des Risikomanagements spricht einiges dafür, dass die Fed die Dinge von nun an langsamer angehen wird. Die US-Zinsen sind in diesem Jahr ungewöhnlich schnell gestiegen und fordern bereits ihren Tribut auf dem Immobilienmarkt und in anderen zinssensiblen Bereichen der US-Wirtschaft. Die wirtschaftliche Dynamik in diesen Bereichen dürfte sich in den kommenden Quartalen weiter abschwächen, wenn die jüngsten und künftigen Erhöhungen der Leitzinsen, Hypothekenzinsen und Anleiherenditen ihre Wirkung entfalten. Einige andere große Zentralbanken haben bereits begonnen, das Tempo ihrer Zinserhöhungen zu verlangsamen, um auf die Bedenken und Überlegungen zur Finanzstabilität zu reagieren.

Dennoch ist, wie Powell andeutete, das Ziel des Zinszyklus wahrscheinlich wichtiger als seine Geschwindigkeit. Die Marktschätzungen für den Endzins zeigen noch keine Anzeichen für einen Höchststand. Obwohl sich die US-Wirtschaft zu verlangsamen beginnt, bleibt die Inflation hartnäckig hoch, und der Arbeitsmarkt ist immer noch sehr angespannt. Auch wenn alles darauf hindeutet, dass sich die Inflation von nun an verringern wird, ist es unwahrscheinlich, dass die US-Notenbank dovishe Maßnahmen ergreift, solange es keine eindeutigen Beweise dafür gibt. Bei der nächsten FOMC-Sitzung der Zentralbank im Dezember dürfte die Lage klarer sein. Bis dahin werden zwei weitere Verbraucherpreisinflationsberichte und zwei Beschäftigungsberichte vorliegen und die wirtschaftlichen Auswirkungen der US-Zwischenwahlen in der nächsten Woche verarbeitet sein.

Nach der üblichen Volatilität während des FOMC-Tages sind die Markterwartungen für künftige Zinssätze heute leicht gestiegen, wobei die meisten Zinssätze für 2023 neue Zyklus-Höchststände erreichten. Die Futures-Preise deuten darauf hin, dass die Fed die Zinsen im Dezember um etwa 50 Basispunkte und im ersten Quartal um einen ähnlichen Wert auf einen Höchststand von etwa 5 % anheben wird. Da die Zinserwartungen nun realistisch erscheinen, dürfte die Duration von Anleihen in Multi-Asset-Portfolios wieder eine wichtige Rolle spielen. Ein weiterer Anstieg der Anleiherenditen dürfte sich selbst begrenzen, was darauf hindeutet, dass Duration-Assets bei Kursrückgängen gekauft werden sollten. Bei den Risikoanlagen ist Geduld gefragt. Die Aktienbewertungen erscheinen im Vergleich zu den Realrenditen von Anleihen immer noch hoch, und die Gewinnprognosen sind nach wie vor gefährdet, da die Geldpolitik wirkt und sich das Wachstum weiter verlangsamt.

 

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