Sind die Aktienmärkte so weit gefallen, dass sich der Einstieg wieder lohnt?

 

Oder handelt es sich nur um ein kurzes Zwischenhoch auf dem Weg noch weiter nach unten? „Viele Kunden stellen ihren Beratern gerade die Frage nach einem Wiedereinstieg oder auch Nachkäufen“, sagt Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM. „Und abgesehen davon, dass gut beratene Kunden gar nicht aus dem Markt ausgestiegen sind, lautet die Antwort: Das ist fast egal.“

Gemessen an den Bewertungen sind Aktien derzeit eher günstig. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis im Dax liegt im Moment zwischen 13 und 14, das langfristige KGV zwischen 15 bis 16. In den USA ist der Unterschied ähnlich, dort liegt das KGV im S&P 500 zwischen 18 und 19, im historischen Vergleich liegt es bei etwa 21. „Die Zahlen zeigen, dass Aktien derzeit recht moderat bewertet sind“, sagt Gerlinger.

Einstiegskurse also? „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es sich fast unabhängig vom Zeitpunkt immer gelohnt hat, seine langfristigen Anlagen in Aktien zu tätigen“, so Gerlinger. „Insofern ist der Einstieg jetzt attraktiver als auf den Rekordhochs, als trotzdem viele kauften.“ Die eigentlich zu beantwortende Frage aber sei, ob es sich Kunden leisten könnten, nicht einzusteigen. „Auch hier hilft ein Blick in die Historie“, sagt Gerlinger. „Die Aktienmärkte haben sich immer sehr robust gegen Krisen und Verwerfungen gezeigt, auf lange Sicht haben Investoren immer eine positive Rendite erzielt.“

Anders sieht es aus, wenn sich Kunden am Market-Timing versucht haben. „Der Anspruch, immer am Tief zu kaufen und beim nächsten Hoch zu verkaufen, hat viele Anleger viel Geld gekostet“, so Gerlinger. Selbst professionelle Investoren scheitern regelmäßig daran, den Markt zu timen. „Bei den Versuchen verpassen Anleger aber oft die besten Börsentage und sind dann lange auf der Suche nach einem Punkt zum Wiedereinstieg“, so Gerlinger.

Eine langfristig aufgebaute Strategie sollte in Abwärts- und zu erwartenden Aufwärtsbewegungen zwar regelmäßig adaptiert, aber nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden. „Berater schauen sich die Ziele und Wünsche der Kunden genau an, schätzen die Risikotragfähigkeit ein und legen dann zusammen mit den Kunden eine Strategie fest“, so Gerlinger. „Diese ist weitgehend unabhängig von der jeweiligen Marktlage und sollte entsprechend durchgehalten werden.“

Auch der oft von Angst getriebene Griff nach Gold oder anderen Edelmetallen ist keine sehr gute Idee. „Gold ist, wie die Märkte oft genug bewiesen haben, eine Anlageklasse wie viele andere auch“, so Gerlinger. „Es trägt keine Zinsen, erzielt aber in bestimmten Situationen eine Wertsteigerung.“ Aus Krisenangst hier zu investieren, kann nur in Erwartung eines extremen Einbruchs der Weltwirtschaft oder einer völligen Eskalation der Krisen sinnvoll sein. Ansonsten kann Gold durchaus in eine langfristige Anlagestrategie gehören, der Anteil sollte aber schon zu Beginn festgelegt und dann auch nicht unnötig gesteigert werden.

 

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