In einem inflationären Umfeld empfiehlt sich ein Investment in Sachwerte – Doch für Privatanleger ist es oft nicht leicht, Zugang zu Private Equity oder Infrastruktur zu bekommen – Neben Alternativen Investmentfonds kann der European Longterm Investment Fund eine Lösung sein
Sachwertinvestments werden immer beliebter. Beispiel Private Equity: Laut dem Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) sind die Kapitalzuflüsse in nicht börsennotierte Firmen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Waren es 2015 knapp zwei Milliarden Euro, die Investoren hierzulande dort investiert hatten, so betrug diese Summe 2019 fast sechs Milliarden Euro. Zwar gingen die Zuflüsse danach, bedingt durch Corona, etwas zurück. Doch 2021 waren es bereits wieder 4,7 Milliarden Euro.
Reale Vermögenswerte für ein inflationäres Umfeld: Wie Anleger investieren können und worauf sie achten sollten
Und auch Immobilien standen auf der Liste der Investoren. So ist das Nettofondsvermögen offener Immobilienfonds laut dem Fondsverband BVI zwischen 2019 und Ende März 2022 um rund 55 Prozent angewachsen. „Tatsächlich gibt es gute Gründe, warum Sachwertanlagen Sinn machen“, sagt Professor Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board (FPSB) Deutschland. „War dies bislang vor allem dem Niedrigzinsumfeld und der dadurch bedingten Suche nach Rendite geschuldet, so kommt nun die Inflation dazu.“ Denn Sachwerte bieten in der Regel nicht nur angemessene Renditen und einen zusätzlichen Diversifikationseffekt für das Portfolio, sondern auch einen gewissen Schutz gegen steigende Preise.
European Longterm Investment Fund als zusätzliche Alternative
Eine Möglichkeit dort zu investieren, sind Alternative Investmentfonds (AIF). „Diese sind durch das 2013 in Kraft getretene Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) reguliert und bieten dadurch einen besseren Schutz für Anleger als die zuvor nach dem Investmentgesetz geregelten geschlossenen Fonds“, erklärt Tilmes. Dennoch ist dieser Markt für Privatanleger nicht ganz einfach zu überblicken und zum Teil sind auch die Mindestanlagesummen recht hoch, weshalb die Unterstützung durch einen erfahrenen und gut ausgebildeten Anlageexperten hilfreich sein kann.
Neben dem AIF gibt es seit 2015 aber auch den von der Europäischen Kommission ins Leben gerufenen European Longterm Investment Fund (ELTIF). Die Idee dahinter: Neben dem Wunsch, mehr private Investitionen in Infrastruktur oder in nicht börsennotierte Firmen umzulenken, war es eine weitere Zielsetzung des Gesetzgebers, damit angesichts niedriger Zinsen für Privatanleger eine Alternative für die langfristige Geldanlage zu schaffen. „Aus diesem Grund unterliegen diese Fonds ebenfalls strengen Regularien, an die sich alle Emittenten halten müssen und die dem Schutz der Anleger dienen“, erklärt Prof. Tilmes, der neben seiner Vorstandstätigkeit auch Academic Director Finance & Wealth Management an der EBS Executive School, Oestrich-Winkel, ist.
So müssen Anleger für ein Investment in einen ELTIF ein Geldvermögen von mindestens 100.000 Euro nachweisen und dürfen bislang höchstens zehn Prozent dort investieren, es ist eine vollständige Transparenz bezüglich der Gebühren vorgeschrieben und als Emittenten kommen nur qualifizierte Alternative Investment Fund Manager (AIFM) infrage. Zudem gibt es genau Vorschriften, wo und in welcher Größenordnung diese Vehikel investieren dürfen und wie stark diversifiziert das Portfolio eines ELTIF sein muss.
Auch bei ELTIFs sollten Anleger genau hinschauen
„Deshalb kann sich diese Fondskategorie neben einem AIF ebenfalls für ein Investment in Sachwerte eignen“, erläutert der FPSB-Vorstand. Allerdings sind auch ELTIFs keine Selbstläufer. „Zum einen gilt es zu berücksichtigen, dass der ELTIF ja nur die Hülle ist, entscheidend bleibt, dass dahinter ein gutes Asset-Management steht, das die richtigen Anlagen auswählt“, sagt er. „Zum anderen ist, trotz der klaren Regularien nicht auszuschließen, dass es auch hier zu Betrugsfällen kommt.“ Das gilt umso mehr, da der Gesetzgeber derzeit die Regeln zum Teil aufweicht, um dem sich recht langsam entwickelnden Markt einen zusätzlichen Schub zu verleihen.
Zudem gilt es auf Anlegerebene zu bedenken, dass ein Sachwertinvestment, egal ob über AIF oder einen ELTIF, zur individuellen Zielsetzung und Risikoneigung des Investors sowie zu seiner gesamten Vermögensstruktur passen muss. „Das zu beurteilen, welche Art von Sachwert und welches Vehikel sich dann am besten eignet, ist nicht einfach“, sagt Tilmes. Eine Aufgabe, die die vom FPSB zertifizierten CFP®-Professionals leisten können. Sie können durch ihre ganzheitliche Betrachtung des Vermögens genau analysieren, ob und welche Sachwerte als Beimischung im Einzelfall Sinn machen und bei der Auswahl eines geeignetes Vehikels wertvolle Hilfestellung bieten.
Der FPSB Deutschland sieht es als eine seiner Aufgaben, die Finanzbildung hierzulande zu verbessern und Wissen rund um das Thema Altersvorsorge und Vermögensaufbau zu vermitteln. Deshalb setzt der FPSB Deutschland in jedem Quartal Schwerpunktthemen. Im zweiten Quartal 2022 ist es das Thema Investment.
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