Klimawandel lässt Stürme regenreicher und stärker werden, es bleibt aber wissenschaftlich umstritten, ob die Erderwärmung eine höhere Zahl von Stürmen auslöst

 

Johannesburg/London/München/New York/Paris/Sao Paulo/Singapur – Mai 31, 2022: Die Hurrikansaison im atlantischen Becken beginnt offiziell am 1. Juni. Wie fallen die Prognosen aus – nach mehreren Jahren mit überdurchschnittlicher Sturmaktivität? Katastrophenrisiko-Experten von Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) und Allianz Re teilen ihre Vorhersage im jährlichen Hurrikan-Ausblick. Dieser beruht auf ihren eigenen Prognosen und den Einschätzungen von internationalen Hurrikan-Prognoseinstituten[1]. Die letzten sechs Hurrikanperioden waren durch überdurchschnittliche Aktivität gekennzeichnet, und dieser Trend wird sich voraussichtlich auch in diesem Jahr fortsetzen. Um die Schäden im Falle eines Hurrikans zu begrenzen, sollten Unternehmen einen speziellen Notfallplan entwickeln und umsetzen, der Maßnahmen vor, während und nach einem Sturm vorsieht.

Nach den neuesten verfügbaren Prognosen wird die Hurrikan-Saison 2022 voraussichtlich über dem Durchschnitt der Jahre 1991-2020 liegen. Erwartet werden 14-21 tropische Stürme und sechs bis 10 Hurrikane, darunter drei bis sechs schweren Hurrikane. Zur Einordung: In einer überdurchschnittlichen Saison erreichen typischerweise sieben bis neun Stürme Hurrikanstärke und zwei bis vier davon gelten als schwere Hurrikane (d. h. Kategorie 3 oder höher).

Rückblickend war die Hurrikansaison 2021 die drittaktivste seit dem Beginn der Aufzeichnungen und die drittteuerste nach 2017 und 2005. Ende August verursachte Hurrikan Ida weitreichende Schäden in der Karibik, bevor er die Küste von Louisiana verwüstete und an verschiedenen Orten im Nordosten der USA Rekordregenfälle und Sturzfluten verursachte. Die versicherten Schäden beliefen sich auf 36 Mrd. USD.[2]

In der atlantischen Hurrikansaison 2021 gab es insgesamt 21 benannte Stürme, von denen sieben Hurrikane waren (vier erreichten den Status eines schweren Hurrikans). Die Zahl der benannten Stürme liegt deutlich über dem Durchschnitt von 14 und die Gesamtzahl der schweren Hurrikane liegt ebenfalls leicht über dem Durchschnitt von drei.

„Zu den Hauptfaktoren, die 2021 zu einer überdurchschnittlichen Hurrikansaison beitrugen, gehörten La Niña, überdurchschnittliche Meeresoberflächentemperaturen (auch SST genannt nach engl. Sea Surface Temperature) zu Beginn der Saison und überdurchschnittliche Niederschläge des westafrikanischen Monsuns“, erklärt Mabé Villar Vega, Analystin für Katastrophenrisikoforschung bei AGCS.

In den letzten atlantischen Hurrikansaisonen hatten sich die ersten tropischen Stürme bereits vor dem offiziellen Starttermin am 1. Juni gebildet. Infolgedessen erwägt das Hurrikan-Zentrum der US-amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), den Starttermin auf den 15. Mai vorzuziehen. Die Ausweitung der Hurrikanaktivität könnte allerdings auch teilweise auf den technologischen Fortschritt zurückzuführen sein: Mit modernen Monitoringtools lassen sich bereits schwächere Stürme identifizieren, die nie in die Nähe einer Landmasse kommen.

Ein weiterer Faktor, der zur Ausweitung der saisonalen Sturmtätigkeit beiträgt, gelten die höheren SST-Werte. Tropische Stürme können sich nur bei Meerestemperaturen von mehr als 27°C bilden, die zudem über längere Zeiträume hinweg anhalten. Die vom Menschen verursachte globale Erwärmung hat die atmosphärische Temperatur seit 1880 um 1,1°C erhöht, wobei der größte Teil der überschüssigen Wärme in den Weltmeeren, einschließlich des Nordatlantiks, gespeichert wurde. Dadurch halten Hurrikane begünstigenden SST-Werte länger an und denen sich geografisch weiter in den Meeren aus.

Die Rolle des Klimawandels

„Es gibt keinen eindeutigen wissenschaftlichen Konsens darüber, ob der Klimawandel zu einer Nettozunahme der Häufigkeit von Tropenstürmen führt“, erklärt Bastian Manz, Senior Climate Risk Analyst bei Allianz Re. „Unumstritten ist jedoch, dass Stürme hoher Intensität häufiger auftreten werden und dadurch größere Wind- und Sturmflutschäden zu erwarten sind.“ Wissenschaftler gehen auch davon aus, dass Hurrikane durch den Klimawandel regenreicher und feuchter werden, was das Risiko von Überschwemmungen erhöht. Außerdem wird die Stärke eines Sturms schwieriger vorherzusagen, da sich Stürme immer schneller verstärken. Die Windgeschwindigkeiten des Hurrikans Ida nahmen in den 24 Stunden vor dem Landfall in Louisiana um 55 mph zu.

„Unternehmen müssen sich darauf einstellen, dass es in diesem Jahr wieder eine überdurchschnittliche Hurrikansaison geben wird“, sagt Thomas Varney, Head of Risk Consulting, North America bei AGCS. „Stürme lassen sich nicht verhindern. Allerdings kann der potenzielle Schaden durch eine angemessene Vorbereitung vor dem Eintreffen eines Sturms stark minimiert werden. Die Entwicklung und Umsetzung eines umfassenden Sturm-Notfallplans sollte für jene Unternehmen, die noch nicht über einen solchen verfügen, oberste Priorität haben.“

Unternehmen in gefährdeten Gebieten wird empfohlen, ihren Notfallplan regelmäßig zu aktualisieren. Ein Notfallplan umfasst Bereiche wie beispielsweise Schulung, Zusammenstellung von Notvorräten, Betriebskontinuität, Gebäudeinspektionen, Verankerung oder Verlagerung von Ausrüstung und Lagerbeständen sowie Schutz von Fenstern.

Allianz Risk Consulting veröffentlicht regelmäßig Risikobulletins und Checklisten, die Unternehmen helfen, ihre Mitarbeiter und ihr Unternehmensgelände zu schützen, darunter: Windstorm Checklist, Flood Checklist, Water Damage During Construction und Water Damage Prevention Solutions.

[1] AccuWeather, Colorado State University, North Carolina State University, Tropical Strom Risk, National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) Hurricane Center.

[2] Munich Re: Hurrikane, Kältewellen, Tornados: Wetterkatastrophen in den USA dominieren Naturkatastrophenschäden im Jahr 2021

 

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