Weiterhin explosionsartige Entwicklung der Grundfähigkeitstarife. Auch das Bedingungsniveau kann mehr als mithalten.

 

Das unabhängige Analysehaus MORGEN & MORGEN beobachtet ein weiterhin starkes Wachstum in der Grundfähigkeitsversicherung (GF). Es zeichnet sich durch neue modulare Tarife auf hohem Bedingungsniveau aus. 82 Prozent der Tarife sind im M&M Rating top bewertet.

Der Markt der Grundfähigkeitsversicherung als Einkommenssicherung scheint weiterhin zu explodieren. Von 2020 auf 2021 stieg die Tarifanzahl, die im M&M Rating Erwerbsunfähigkeit von MORGEN & MORGEN analysiert wurde, bereits von 53 Tarifen und Tarifkombinationen auf 78 an. Im Jahr 2022 verzeichnet die Grundfähigkeitsversicherung erneut einen enormen Anstieg auf insgesamt 112 Tarife und Tarifkombinationen.

„Dabei ist ein sehr modulares Wachstum auf hohem Bedingungsniveau zu erkennen“, stellt Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating & Analyse bei MORGEN & MORGEN die aktuelle Marktentwicklung dar. Die Versicherer setzen aktuell stark auf die Grundfähigkeitsversicherung als alternative Arbeitskraftabsicherung. Gegensätzlich verläuft die Entwicklung in der Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU), die momentan weit unterschätzt ist, wie der MORGEN & MORGEN Marktblick vom 6. April zeigt.

Die Grundfähigkeitsversicherung bezieht sich immer auf Fähigkeiten, ohne dabei eine abstrakte Verknüpfung zur Einkommenssicherung herzustellen. Diese Verknüpfung stellen nur die BU und die EU her und leisten damit ereignisunabhängig, sobald die Erwerbstätigkeit an sich eingeschränkt oder nicht mehr möglich ist. Das hat seinen Preis.

Die Grundfähigkeit dagegen leistet, wenn eine ganz konkrete Fähigkeit, die in dem jeweiligen Tarif eingeschlossen ist, nicht mehr vorhanden ist. Das kann von Tarif zu Tarif stark variieren – so leistet der eine Tarif bereits bei Verlust einer Hand, der andere erst, wenn beide Hände nicht mehr einsatzfähig sind. Der Verlust der konkreten Fähigkeit als Auslöser spitzt den Moment der Leistung stärker zu, als es bei der BU oder der EU der Fall ist.

Bei der Grundfähigkeitsversicherung liegt damit die Kunst in der individuellen Betrachtung der Fähigkeiten. „Das heißt, was muss der Versicherungsnehmer können, um seinen Beruf auszuüben und wie muss es im Bedingungswerk des Tarifs exakt verankert sein“, bringt Andreas Ludwig die Herausforderung auf den Punkt. Die Grundfähigkeitsversicherung ist damit in der Vermittlung ein sehr komplexes Thema. Bei der passenden Arbeitskraftabsicherung für körperlich tätige Berufe spielt neben dem Preis die Art der Absicherung mit ihren einzelnen Tarifbedingungen eine entscheidende Rolle. Das M&M Rating Grundfähigkeit leistet hierbei Orientierung.

Im Rahmen der Arbeitskraftabsicherung ist vielen Versicherungsnehmern der Zugang zu einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU), die als „höchste Absicherungsform“ gilt, verwehrt. Grund sind meist die zu hohen Beiträge aufgrund von körperlicher Tätigkeit im ausgeübten Beruf. Eine Dachdeckerin beispielsweise zahlt 160,07 Euro monatlich für den günstigsten BU-Tarif. Bei einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung, als alternative Absicherungsform zur BU, sind es beim günstigsten Tarif nur 56,30 Euro monatlich, während die Grundfähigkeitsversicherung mit lediglich 47,16 Euro im Monat zu Buche schlägt.

DAS M&M RATING GRUNDFÄHIGKEIT

Seit 2020 analysiert MORGEN & MORGEN die Bedingungen der Tarife im Rahmen des M&M Ratings Grundfähigkeit und stellt dabei eine stetig steigende Anzahl an Leistungsauslösern fest. Die Grundfähigkeitsversicherung soll eine bezahlbare Alternative der Einkommensabsicherung sein. Einer flächendeckenden Absicherung würde es entgegenwirken, wenn das Versicherungsprodukt durch weitere Zusatzoptionen und Erweiterungen nicht mehr für die primäre Zielgruppe der körperlich Tätigen finanzierbar ist. Aus dieser Motivation heraus bewertet das Analysehaus auch in diesem Jahr 15 Grundfähigkeiten als ratingrelevante Leistungsauslöser. Andere Leistungsauslöser werden analysiert, aber nicht als ratingrelevant gewertet.

Im Fokus des Ratings liegt die Qualität und somit die Definition der einzelnen Auslöser bei Beeinträchtigung der Grundfähigkeit. MORGEN & MORGEN hat hiermit einen Standard für die einzelnen Grundfähigkeiten entwickelt. Insgesamt besteht die Bedingungsanalyse aus 69 Fragen. Davon sind 36 Fragen für das Rating relevant, die übrigen werden nachrichtlich ausgewiesen. Die ratingrelevanten Fragen beurteilen Sachverhalte und Produkteigenschaften, die als wesentlich für die Bedingungsqualität eines Produkts anzusehen sind. Die Kundenfreundlichkeit steht hier klar im Fokus, ebenso die Eindeutigkeit der Aussagen im Bedingungswerk.

MINDESTKRITERIEN

M&M Rating Grundfähigkeit – voll oder eingeschränkt erfüllt, um die Bewertung von vier* oder fünf Sternen zu erhalten

Bei einem verspätet gemeldeten Versicherungsfall wird ohne Einschränkung rückwirkend geleistet.*

Der Prognosezeitraum wird auf sechs Monate verkürzt.

Bei einer bereits sechs Monate andauernden ununterbrochenen Fähigkeitenbeeinträchtigung wird rückwirkend von Beginn an geleistet.*

Jeder einzelne Fähigkeitenverlust ist ausreichend, um die Leistungspflicht zu begründen.*

Der Versicherer verzichtet auf sein Recht auf Beitragserhöhung oder Kündigung bei unverschuldeter Obliegenheitsverletzung des Versicherungsnehmers nach §19 VVG.

Der Versicherungsschutz besteht weiter, wenn die versicherte Person während der Versicherungsdauer ins Ausland verzieht.

Auf Antrag werden die Beiträge ab dem Zeitpunkt der Leistungsmeldung bis zur endgültigen Entscheidung über die Leistungspflicht gestundet.

Der Versicherer verzichtet auf unübliche Einschränkungen bzw. Klauseln, die nicht zu den ratingrelevanten Sachverhalten gehören.*

© MORGEN & MORGEN GmbH | Stand 04/2022

DER AKTUELLE RATINGJAHRGANG

Im Startjahr 2020 umfasste das M&M Rating Grundfähigkeit die Bewertung von 53 Tarifen und Tarifkombinationen, heute sind es 112. Damit hat in den drei Ratingjahrgängen mehr als eine Verdopplung der Tarife und -kombinationen am Markt stattgefunden. Die neuen Tarife mit ihren modularen Strukturen siedeln sich vor allem in den top bewerteten Ratingkategorien an. Damit bleibt das bereits anfänglich sehr gute Bedingungsniveau weiter bestehen.

92 der diesjährig bewerteten Tarife und -kombinationen sind mit der Bestbewertung von fünf Sternen ausgezeichnet. Gefolgt von 13 Tarifen und -kombinationen, die mit vier Sternen bewertet wurden. Drei- und Zwei-Sternebewertungen erhielten die verbleibenden sieben Tarife und -kombinationen. Ein Stern wurde nicht vergeben.

AUSBLICK

MORGEN & MORGEN erwartet eine weiterhin steigende Anzahl sowie eine weitere Ausdifferenzierung der Tarife. Die Entwicklung am Markt zeigt eine starke Zunahme an Tarifen sowie einen immer modulareren Aufbau der Tarife, die als Baukastensystem individuell zusammenstellbar sind. Einige Tarife enthalten zudem eine Arbeitsunfähigkeitsklausel, die den jeweiligen Tarif stark in Richtung temporäre BU und damit den Preis in die Höhe treibt. Dies nimmt aktuell weiter zu. Als bezahlbare Ausweichprodukte gelten diese Tarife selten. „Der Wettbewerb in der Grundfähigkeit findet nach wie vor hauptsächlich in der zunehmenden Ausdifferenzierung der Leistungsauslöser statt. Langfristig kann dies zu einem höheren Preisniveau führen und die preisliche Attraktivität für körperlich tätige Berufe gefährden“, sieht Ludwig die aktuelle Entwicklung kritisch und ergänzt „daher konzentrieren wir uns weiterhin auf 15 relevante Grundfähigkeiten in der Ratingbewertung. Einen Bedingungswettbewerb ähnlich wie in der BU, der am Ende auch den Preis in die Höhe treibt, möchten wir nicht anstoßen. Dieser Verantwortung sind wir uns bewusst.“

 

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