Fed hat Zinswende eingeleitet
Die US-Notenbank Fed hat wie erwartet eine Zinswende eingeleitet. In einem ersten Schritt erhöhte sie die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte auf die Spanne von 0,25 bis 0,50 Prozent. Ein wesentlicher Grund für die Zinserhöhung liegt nach Fed-Angaben in der hohen US-Inflationsrate, die im Februar auf 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat angestiegen ist – das ist der höchste Wert seit 1982. Die Fed plant weitere Zinsschritte in diesem Jahr, bis auf 1,9 Prozent könnte der US-Leitzins nach Fed-Prognosen bis Ende 2022 ansteigen.
Die Aktienmärkte reagierten auf die Zinserhöhung zunächst unaufgeregt – schon lange wurde über die Zinserhöhung spekuliert: Der S&P 500 legte am Tag nach der Zinsankündigung leicht um 1,2 Prozent zu, der DAX war nahezu unverändert am 17. März (-0,4%). Dennoch bleiben die Aktienkurse derzeit vor allem aufgrund des Ukraine-Kriegs sehr volatil, und die bereits erfolgte sowie die noch anstehenden Zinserhöhungen sorgen weiter für Verunsicherung bei vielen Anlegern – denn viele Experten sehen es quasi als „Marktgesetz“, dass die Aktienkurse bei Zinserhöhungen stark unter Druck geraten. Ist die Sorge vor Kursrückgängen in Zusammenhang mit Zinserhöhungen heute noch berechtigt? Die Hamburger Sutor Bank hat dazu eine Kurzanalyse durchgeführt und die Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed ab 2015 sowie deren Auswirkungen auf den Aktienindex S&P 500 näher betrachtet. Das Ergebnis: Für die letzten Jahre lässt sich nicht nachweisen, dass Zinserhöhungen für länger anhaltende Kursrückgänge am Aktienmarkt sorgten. Grundsätzlich dürften Ausschläge am Aktienmarkt nur sehr bedingt isoliert auf die Zinspolitik zurückzuführen sein. Und: Gibt es Rückgänge, gleichen sich diese häufig schnell wieder aus.
9 Zinserhöhungen zwischen 2015 und 2018 – nur in zwei Fällen auf Sicht von einem Jahr Kursrückgang
Zwischen 2015 und 2018 drehte die Fed zuletzt neun Mal an der Zinsschraube nach oben. Um Auswirkungen der Zinsschritte auf die Aktienkurse nachvollziehen zu können, verglich die Sutor Bank den Stand des S&P 500 sechs Monate vor dem Zinsschritt mit dem sechs Monate nach dem Zinsschritt – weil in der Regel die Märkte schon aufgrund von Spekulationen einige Zeit vor dem eigentlichen Zinsschritt reagieren.
Das Ergebnis: Nur in zwei von neun Fällen gab es um den Zinsanstieg herum eine negative Kursentwicklung des S&P 500 – nämlich im Dezember 2015, als die Fed nach acht Jahren gleich gebliebener Zinsen wieder die Zinsen erhöhte, sowie im Juni 2018, als die Fed den Leitzins von 1,75 auf 2,0 Prozent anhob. In beiden Fällen waren die Rückgänge mit jeweils rund 2 Prozent auf Sicht von einem Jahr moderat. Auf nur etwas längere Sicht von eineinhalb Jahren – 6 Monate vor Zinsschritt bis 12 Monate nach Zinsschritt – lagen die Kurse wieder im Plus. Von den sieben weiteren Zinserhöhungen bis Dezember 2018 zeigte sich der S&P 500 unbeeindruckt im Hinblick auf Kursrückgänge, vielmehr legte er auf Sicht von einem Jahr um den Zinsschritt herum zwischen 6,8 bis 18,3 Prozent zu.
Gemäß Sutor Bank zeigt die Kurzanalyse, dass die einfache Gleichung Zinserhöhung gleich Kursrückgang am Aktienmarkt so isoliert nicht stimmt. De facto ist nicht nachvollziehbar, ob eine Zinserhöhung heutzutage überhaupt noch einen spürbaren Einfluss auf die Aktienmärkte hat. Aussagen, die jedoch genau diese Verbindung nahelegen, würden vielmehr für Verunsicherung bei Anlegern sorgen. Es bestehe sogar die Gefahr einer „self-fulfilling prophecy“: Je mehr Investoren sich vom Aktienmarkt abwenden, weil sie Kursrückgänge im Zuge der bevorstehenden Zinserhöhungen befürchten, desto eher könnte ein Kursrückgang auch wirklich eintreten.
Interessant ist auch ein Blick auf die aktuelle Zinserhöhung: Der S&P 500 hat auf Sicht von sechs Monaten bis zur Bekanntgabe des Zinsschritts am 16. März um moderate 1,7 Prozent nachgegeben – und dies angesichts eines obendrein herausfordernden Marktumfelds durch die Ukraine-Krise. Im Hinblick auf weitere Zinserhöhungen der Fed, aber auch das Einleiten der Zinswende durch die EZB in diesem Jahr sollten sich Anleger aus Sicht der Sutor Bank daher nicht verunsichern lassen. Vielmehr gelte es, die grundsätzlichen Gesetzmäßigkeiten am Kapitalmarkt zu beherzigen: Schwankungen gehören dazu, auf Rückgänge folgen auch wieder Kurssteigerungen, hektisches Umschichten aus Aktien heraus sorgt eher für Renditeeinbußen. Wer dies berücksichtige, müsse sich um (weitere) Zinserhöhungen keine Sorgen machen.
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