Freitagabends warnen die USA vor einem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine. Montags brechen Aktienkurse in Europa ein. Solche Ereignisse sind kein Einzelfall. Übertreibungen sind an der Börse normal. Die Frage ist: Wie gehen Anleger am besten damit um?
Der Russland-Ukraine-Konflikt führt Anlegern erneut vor Augen, wie fragil der Kapitalmarkt oft ist. Jüngster Auslöser für Kursturbulenzen war ein Pressestatement der US-Regierung am Freitagabend, dem 11. Februar. Der Meldung zufolge stand eine Invasion russischer Truppen zeitnah bevor. Am folgenden Montag führte dies zu Kurseinbrüchen an den europäischen Börsen. Investoren reduzierten aus Angst vor einem Krieg ihre Aktienbestände. Im Laufe des Montags beruhigte sich die Stimmung. Und als die Börsenhändler in Europa sahen, dass die Russland-Nachricht an den US-Börsen kaum Eindruck hinterlassen hatte, fassten die Käufer diesseits des Atlantiks schon am Montagnachmittag wieder Mut. In den folgenden Tagen wurden die zwischenzeitlichen Verluste nahezu ausgeglichen.
„Solch ein Verlauf ist an der Börse keine Seltenheit, sondern die Regel. Kurssauschläge sind normal. Nur die Amplituden unterscheiden sich“, sagt Nikolas Kreuz. Der Geschäftsführer der INVIOS GmbH ist Experte für das Thema Neurofinance. Dabei handelt es sich um einen Investmentstil, der das Anlegerverhalten in den Mittelpunkt der Analyse stellt. „Der Kapitalmarkt, so heißt es, will Sicherheit. Bei näherer Betrachtung ist dies jedoch eine sehr gewagte These“ so Kreuz. Vielmehr lebe die Börse davon, dass eine Vielzahl an Marktteilnehmern unterschiedliche Ansichten zur weiteren Entwicklung von Unternehmen, der Wirtschaft, den Zinsen, Rohstoffpreisen oder Währungen hätten.
„Aus der Erwartungsdifferenz heraus ergeben sich immer neue Kurse und Preise für Wertpapiere und Sachwerte. Verkäufer gehen dabei in der Regel von zukünftig sinkenden Notierungen aus, die Käufer von steigenden. Je größer die Erwartungsdifferenz ist, desto stärker schwanken die Kurse. Das nennt man dann steigende Volatilität. Es ist also eher so, dass gerade die Ungewissheit über die Zukunft der wichtigste Treibstoff für die Börse ist“, so Kreuz. Je mehr Emotionen bei den Anlegern im Spiel seien, desto eher ergäben sich bei steigender Volatilität auch Investmentchancen. Die Kunst bestehe darin, Überreaktionen zu erkennen, dabei selbst einen kühlen Kopf zu bewahren und die entstandenen Marktineffizienzen geschickt und emotionslos zu nutzen, sagt Nikolas Kreuz.
Kreuz arbeitet mit Erkenntnissen aus der Behavioral Finance: Wissenschaftliche Studien belegen, dass viele Verhaltensmuster tief in der menschlichen Psyche verankert sind. So ist etwa bekannt, dass Angst starke Handlungsimpulse auslöst. So neigen Anleger dazu, bei angstauslösenden Ereignissen Wertpapiere im Affekt zu verkaufen. Eine Analyse der Gesamtsituation findet dann in der Regel nicht statt.
So sei auch das Verhalten der Anleger am 14. Februar zu erklären. „Krieg ist furchtbar. Und das Leiden von Menschen mag man sich nicht vorstellen, sollte der schon seit acht Jahren andauernde Krieg in der Ukraine noch einmal eskalieren“, sagt Nikolas Kreuz.
„Für die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft und die Ertragssituation der einzelnen Unternehmen weltweit spielen die Ereignisse in der Ukraine jedoch keine besonders große Rolle. Für den Kapitalmarkt ist etwa viel entscheidender, in welchem Umfang Inflation und Zinsen steigen“, ordnet Kreuz den Konflikt in Bezug auf das Geschehen am Kapitalmarkt ein. Deshalb sei die anschließende, schnelle Erholung an den Börsen keine Überraschung gewesen. Der Markt wende sich nach Schreckmomenten normalerweise schnell wieder den konjunkturellen Daten zu, so Kreuz.
Der Ukraine-Konflikt sei keine Ausnahme. Bei nahezu allen vergleichbaren historischen Ereignissen lasse sich ein bestimmtes Verhaltensmuster erkennen. „Bei einem situationsgetriebenen Aktiencrash brechen die Kurse in maximal drei bis fünf Tagen heftig ein. Danach beruhigt sich die Lage etwas. Der Markt tendiert bei erhöhter Volatilität seitwärts. Schließlich kommt die Gegenbewegung, und die Kurse steigen wieder“ sagt Nikolas Kreuz. Anleger könnten mit einem vergleichsweise einfachen Rezept diese Beobachtung für sich nutzen, um ihr Wertpapierdepot vor größeren Verlusten zu schützen oder im Extremfall sogar Gewinne zu erzielen.
Sein Rat: Spitzt sich eine Krise zu, können Anleger in einen sogenannten Short-ETF auf einen Aktienindex investieren, beispielsweise auf den DAX. Short-ETFs reagieren auf Kursbewegungen genau umgekehrt wie klassische Index-ETFs: Verliert beispielsweise der DAX ein Prozent an Wert, steigt der Kurs eines Short-ETFs auf den DAX um ca. 3/4 Prozent. Mit einer Investition in Short-ETFs lassen sich so Kursverluste im Gesamtdepot abfedern, ohne Wertpapiere verkaufen zu müssen. Je nach Verlauf der Kurstalfahrt sollte die Short-Position wieder aufgelöst werden. Oft dauern solche Panik-Phasen nur kurz, meistens nicht mehr als wenige Tage. Dann können Anleger nach und nach vorsichtig wieder in den Markt einsteigen. Der Gewinn aus dem Verkauf der Short-Position dient als Starthilfe und Turbo bei wieder anziehenden Börsenkursen.
„Dieses Vorgehen hat sich schon oft ausgezahlt“, sagt Nikolas Kreuz. Wichtigste Voraussetzungen dafür: Man sollte wichtige technische Indikatoren gut beobachten und auswerten. Und man dürfe nicht ängstlich sein. „Angst ist ein schlechter Berater“, so Kreuz.
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