Deloitte untersucht in seiner neuen Studienreihe insgesamt 45 Trends, die die Zukunft der europäischen Bankenlandschaft prägen werden. Eingeordnet in sechs Dimensionen und periodisch veröffentlicht, befasst sich der erste Teil mit der Dimension “Kundenperspektive”
Akuten Handlungsbedarf sieht der Trend Radar in den kommenden zwei bis vier Jahren bei der generationsspezifischen Kundenansprache zur Überbrückung altersspezifischer Anforderungen zwischen Baby Boomers und Millennials
‘Hyperpersonalisierung’ gilt ebenfalls als kommendes Thema und rangiert aktuell im Vorbereitungsstadium, während ‘Crowdbanking’ als Trend ab erst in den nächsten vier bis sechs Jahren gesehen wird, wobei seine Auswirkungen in absehbarer Zeit eher gering sein dürften
Es wird für Banken immer schwieriger, angesichts ständig neuer Trends und jungen, wendigen Digital- und Fintech-Konkurrenten vor den immer anspruchsvolleren Kunden zu bestehen. Das kann nur durch permanente Anpassung an bevorstehende Trends gelingen – gerade für große Banken ein mühevoller, langwieriger Prozess. Umso wichtiger, heute schon ein bisschen mehr über Morgen zu wissen. Deloitte ermittelt und analysiert daher regelmäßig in einem systematischen Prozess die für Banken wichtigsten Trends der kommenden zwei bis acht Jahre. Die Erkenntnisse können helfen, Unsicherheiten zu bewältigen und bei der Erstellung zukunftsfähiger Geschäftsmodelle zu unterstützen.
“Unsere Idee hinter dem European Banking Trend Radar ist eine möglichst vollständige Übersicht über wichtige Zukunftstrends für Banken und Finanzdienstleister zu generieren”, sagt Jörg Engels, Partner und Sektorleiter Banking & Capital Markets für Deloitte Deutschland. “Der Trend Radar basiert auf einer umfangreichen externen Trend-Datenbank und selektiert relevante Trends. Zusätzlich fügen wir identifizierte Trends hinzu und lassen diese Experten bewerten – in Bezug auf den Einfluss des Trends, den Zeitpunkt sowie den aktuellen Vorbereitungsstand der Marktteilnehmer bzgl. des einzelnen Trends. Unser Trend Radar gibt dann eine sehr gute Übersicht für den Markt, aber auch für einen einzelnen Marktteilnehmer, welche Trends die unterschiedlichen Geschäftsmodelle in den nächsten zwei bis zehn Jahren beeinflussen könnten inklusive Handlungsempfehlungen, um sich auf einzelne Trends vorzubereiten.”
Zum Start: die zentrale “Clients”-Dimension
Den Banken stehen zunehmend Kunden gegenüber, die sie gar nicht mehr wirklich kennen. Wer will schon am Schalter warten, wenn man es auch sofort und bitteschön per App haben kann? Nicht selten sind die Geldhäuser überfordert von den veränderten und dank digitaler Angebote stetig sich weiter verändernden Kundenerwartungen. Diese werden immer mehr von Faktoren wie dem gesellschaftlichen Wandel, der Digitalisierung und dem Nachhaltigkeitsgebot geprägt.
“Banken haben in vielen Fällen Schwierigkeiten, sich schnell und erfolgreich an neue Entwicklungen anzupassen. Zudem ist es oft kaum möglich, genau vorherzusagen, wie sich die verschiedenen – und meist auch voneinander abhängigen – Trends und deren Treiber auf das Business auswirken”, sagt Thomas Peek, Partner Deloitte und deutscher Leiter des Banking Trend Radars. “Einige der Faktoren mögen sich für Banken als vorteilhaft erweisen, andere wirken sich negativ auf das Geschäft aus. Die Herausforderung, künftige Entwicklungen und deren Auswirkungen auf den Markt zu antizipieren, macht deutlich, wie wichtig es ist, Trends im Bankwesen systematisch zu beobachten.”
Die sich ändernden Kundenbedürfnisse sind sicherlich einer der wichtigsten Treiber für aktuelle Veränderungen im Bankwesen, gerade renommierte und große Banken bekommen die Macht des digital-mündigen Konsumenten immer mehr zu spüren. Daher konzentriert sich die erste Ausgabe des europäischen Banking Trend Radar auf die Kundenperspektive. Die nächsten fünf untersuchten Dimensionen fokussieren auf Firmenorganisation, Wirtschaft und Finanzmärkte, ESG, Regulierung und Politik sowie auf Technologie.
Neun Trends, die schon erkennbar relevant werden
Nachfolgend auf einen Blick die untersuchten Trends mit ihrer Einordnung hinsichtlich Relevanz für die Banken sowie erwartetem Zeitraum der Massenanwendung. Die Details zu den einzelnen Trends finden sich ausführlich besprochen im Banking Trends Radar, der zum Download bereitsteht. Die neun interessantesten Trends für die Kunden-Dimension:
- Generationsspezifische Kundenansprache (hoher Einfluss, relevant in 4 bis 6 Jahren)
Dieser Trend wird vor allem durch unterschiedliche Kundenerwartungen in den verschiedenen Altersgruppen angetrieben. Auch das Nutzerverhalten, zwischen Babyboomern, Milennials und GenZ divergiert stark und bedarf eigener Kundenansprache
- Sensibilisierung für Daten (noch hoher Einfluss, in 2 bis 4 Jahren)
Die fortschreitende Digitalisierung hat zu enormen Datenflüssen geführt, zugleich verlieren Nutzer oft die Kontrolle über ihre Daten. Das Bewusstsein für diese Problematik und das Bedürfnis, die Kontrolle über die persönlichen Informationen zu sichern, wächst rapide, wie auch die Sorge vor Datenmissbrauch
- Kunden-Empowering (noch hoher Einfluss, in 4 bis 6 Jahren)
Kunden wollen Bankgeschäfte zunehmend unabhängig und eigenständig abwickeln können. Erfolgreiche Kundenermächtigung hängt stark von einer verständlichen Wissensvermittlung ab, um Kunden verantwortungsvolle Entscheidungen zu ermöglichen. Dies ist für Finanzdienstleister von zentraler Bedeutung, da Fehlentscheidungen besonders gravierende Folgen haben können.
- Transparenz-Paradigmenwechsel (noch hoher Einfluss, in 4 bis 6 Jahren)
Der gesellschaftliche Wertewandel hin zu Nachhaltigkeit Zukunft verlangt auch von Unternehmen und Banken mehr Transparenz. Sowohl Kunden als auch Mitarbeiter wollen zunehmend über die sozialen und ökologischen Auswirkungen eines Unternehmens informiert werden.
- Hyperpersonalisierung (noch hoher Einfluss, in 4 bis 6 Jahren)
Neue technologische und wissenschaftliche Erkenntnisse ermöglichen es Banken, Produkte und Dienstleistungen in noch nie dagewesener Weise auf ihre Kunden zuzuschneiden. Verhaltenswissenschaften und Data Science helfen dabei, Erkenntnisse über die Bedürfnisse von Kunden zu sammeln und Innovationen zu fördern.
- Banking über soziale Kanäle (Einfluss ziemlich hoch, 4 bis 6 Jahre)
Soziale Medien sind heute ein fester Bestandteil moderner Marketingstrategien in allen Branchen. Deshalb sollten sich auch Banken auf diesen äußerst relevanten Trend vorbereiten. Jüngere Generationen verzichten häufig auf den Konsum traditioneller Medien und können über Online-Kanäle leichter erreicht werden.
- Die Zukunft der Kreditvergabe (Einfluss ziemlich hoch, 4 bis 6 Jahre)
Angesichts der starken Auswirkungen müssen sich Banken zunehmend mit sich änderndem Verbraucherverhalten und technologischem Umbruch auseinandersetzen. Die Digitalisierung hat neue Funktionen hervorgebracht, z. B. spezifizierbare Rückzahlungsmechanismen. Zunehmend beliebt im Kreditmarkt sind innovative Produkte mit sozialen und Community-bezogenen Aspekten.
- Das Zeitalter des Crowdbankings (Einfluss mittel, 4 bis 6 Jahre)
Crowdfunding beschreibt eine Form des Investierens, bei der eine große Zahl von Menschen je einen kleinen Betrag investiert, um ein Unternehmen oder ein Projekt zu finanzieren. Durch die große Gruppe von Beteiligten können Projekte von Schwarmintelligenz profitieren. Es ist von Vorteil, wenn die Investoren aus verschiedenen Bereichen kommen und ihr Fachwissen einbringen.
- Spielerische Bankgeschäfte (Einfluss mittel, 4 bis 6 Jahre)
Einer der neuesten Trends im Bankwesen, der durch die Gamification des Wertpapierhandels an Popularität gewonnen hat. Spielerische Bankgeschäfte umfassen jedoch noch deutlich mehr Elemente: Sie beschreiben einen Trend hin zur einfachen und verständlichen Darstellung von Merkmalen, die normalerweise als trocken oder komplex wahrgenommen werden würden. Außerdem können gewünschte Verhaltensweisen mit Hilfe von Bonussystemen verstärkt werden. Insgesamt verbessert Gamification das Kundenerlebnis und das Engagement, was zu einer höheren Nutzung von Bankdienstleistungen führt.
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